Gesundheitsabend: Medizinischer Ernstfall macht vieles zur Vertrauenssache
(ra) Zu gern verdrängt man die Vorstellung, dass man selbst einmal pflegebedürftig werden oder gar das eigene Leben von intensivmedizinischen Geräten abhängen könnte. Beim Gesundheitsabend der Klinik Bogen am Donnerstag im Aiterhofener Gasthof Karpfinger haben sich daher Chefarzt Dr. Dionys Daller, Notar Dr. Benedikt Schreindorfer, AOK-Pflegeberaterin Nadine Znidar und der BRK-Kreisverband Straubing-Bogen diesem Tabuthema angenommen. Durch den Abend führte als Moderator Wilhelm Lindinger, erster Vorsitzender der Freunde und Förderer der Klinik Bogen e. V.
Der Internist und Kardiologe Dr. Daller gab einen Überblick über das Spektrum der Klinik Bogen. „Dreh- und Angelpunkt für die Basisdiagnostik ist die 24-Stunden-Notaufnahme“, schilderte er. Mit Bildern ließ der Chefarzt das Publikum einen Blick in die Intensivstation werfen, die für komplexes Monitoring und anspruchsvolle Beatmungsverfahren ausgestattet ist. Lebensbedrohlich erkrankte und schwerst pflegebedürftige Patienten werden hier persönlich und fachlich auf hohem Niveau rund um die Uhr versorgt. Gerade in diesem Bereich ist oftmals keine Rücksprache mit dem Patienten selbst möglich, sei es für das weitere medizinische Vorgehen oder für sonstige dringliche Angelegenheiten.
„Angehörige nicht im Dunkeln tappen lassen“
Wie in solchen Fällen der Wille des Patienten bestmöglich gewahrt werden kann, erläuterte Dr. Schreindorfer in seinem Vortrag über die Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Der Notar warnte davor, dass Angehörige kein automatisches Vertretungsrecht haben. Das Gericht bestellt einen Betreuer mit entsprechender Bürokratie, Kosten und Einschränkungen.
Diese Nachteile fallen mit einer Vorsorgevollmacht weg. „Der Vollmachtgeber bestimmt die Person des Bevollmächtigten selbst und verbindlich, ebenso den Umfang, also vermögensrechtliche und persönliche Angelegenheiten“, so Dr. Schreindorfer. „Eine Vollmacht ist immer Vertrauenssache“, betonte er. Mit der eigenen Menschenkenntnis sei individuell abzuwägen, ob man die Vollmacht besser einer Person oder mehreren überträgt. Eine sicheres, notariell beurkundetes Dokument sei finanziell erschwinglich und doch von unschätzbarem persönlichen Wert.
Bei der separat oder als Anlage dazu verfassten Patientenverfügung gehe es laut Dr. Schreindorfer darum, Angehörige insbesondere bei medizinischen Entscheidungen nicht im Dunkeln tappen zu lassen: „Demjenigen, der eine schwere Entscheidung für den Patienten treffen muss, soll sie zumindest ein wenig leichter gemacht und anschließende Gewissensbisse genommen werden.“
Lebensqualität bei allen Arten von Einschränkungen
Bei Pflegebedürftigkeit kommt die Pflegekasse als wichtiger Knoten des sozialen Netzes zum Tragen. Deren Leistungen und das Antragsverfahren stellte die AOK-Pflegeberaterin Nadine Znidar vor. Dienstleistungen wie Beratungen, Geldleistungen, beispielsweise für Fahrten zum Arzt, Sachleistungen, wie die Versorgung durch einen Pflegedienst, oder Kombinationen daraus stehen je nach Art und Umfang der körperlichen und geistigen Einschränkung zur Verfügung. Voraussetzung hierfür ist eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst. Auch psychische Probleme, zum Beispiel durch fehlende menschliche Ansprache, sollen behoben werden.
Individuell geeignete Betreuungsformen, wie Einrichtungen für Tagespflege, Tagesbetreuung zu Hause oder Wohngruppen, werden daher finanziert. Für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, wie Haltegriffe oder Barrierefreiheit im Bad, werden nach individuellem Bedarf Geldleistungen gewährt, wenn vorab ein Antrag mit Kostenvoranschlag vorgelegt wird. Auch das Wohl der pflegenden Angehörigen steht im Fokus. Sie bekommen Pflegekursgebühren erstattet, erhalten je nach Zeitaufwand Einzahlungen in die Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung und werden beispielsweise im Urlaub durch eine Kurzzeitpflege entlastet.
Antje Hahn vom BRK Kreisverband Straubing-Bogen stellte mit ihren Kollegen Angebote für die Versorgung im häuslichen Umfeld vor, darunter den Hausnotruf, Essen auf Rädern und die Rotkreuzdose. Letztere wurde dank einer Spende der Sparda Bank kostenlos an die Teilnehmer verteilt. Die Dose mit potenziell lebensrettenden Gesundheitsinformationen sollte im heimischen Kühlschrank aufbewahrt werden, wo sie für Rettungskräfte leicht auffindbar ist.