21. April 2025
Bogen

Gesundheitsabend im Kulturforum: „Wackelig“ trainieren für einen festen Stand

(ra) Es gehört Mut dazu, sich einzugestehen, dass man in gewissen Situationen nicht ganz sicher auf den Beinen ist. Umso mehr haben sich die Veranstalter des Gesundheitsabends der Klinik Bogen und AOK Straubing am Donnerstag gefreut, dass zum Thema Sturzprävention ein unerwartet großes Publikum im Kulturforum Oberalteich erschienen war. Die Krankengymnastin und AOK-Referentin Sabine Thanner vermittelte Wissenswertes zur Sturzvermeidung im Alltag mit praktischen Übungen zum Mitmachen.

Georg Kagermeier, Leiter der AOK-Direktion Straubing, die Krankengymnastin Sabine Thanner und Chefarzt Dr. med. Raimund Bauer, Unfallchirurgie und Endoprothetik, Klinik Bogen. – Foto: Klinik Bogen

Wie selbst schwere Sturzverletzungen behandelt werden, erläuterte Chefarzt Dr. Raimund Bauer von der Unfallchirurgie und Endoprothetik der Klinik Bogen an konkreten „Fall“-Beispielen. „Möglichst lange fit und mobil zu bleiben“ sei laut AOK-Direktionsleiter Georg Kagermeier nicht nur ein häufiger Wunsch, sondern auch ein wichtiges Präventionsthema, das man gemeinsam mit der Klinik Bogen unterstütze.

Kleinste Muskelgruppen arbeiten lassen

Sabine Thanner berichtete, dass in Deutschland jährlich etwa 120.000 Oberschenkelhalsbrüche auftreten. Jeder fünfte Gestürzte bleibe dauerhaft pflegebedürftig. Sturzprophylaxe widme sich daher dem Vorbeugen und Vermeiden von Stürzen. „Die beste Vorbeugung ist ein regelmäßiges Bewegungsprogramm!“ riet die Referentin. Neben ärztlicher Rücksprache, Ruhezeiten, Flüssigkeitsbilanz, Körperhaltung und Atmung sollte man auf eine bewusste Bewegungsausführung achten und bei Schmerzen sofort aufhören.

„Gleichgewichtstraining muss sich wackelig anfühlen“, beschrieb Thanner, „damit auch die kleinsten Muskelgruppen der Sprunggelenke arbeiten müssen.“ Im Einbeinstand helfen zum Beispiel labile Unterlagen, geschlossene Augen oder Zusatzaufgaben, den Gleichgewichtssinn, das Koordinationsvermögen und stabilisierende Muskeln zu trainieren.

Sabine Thanner wirft einen Ball ins Publikum, um bei einer Gleichgewichtsübung auch die Koordination zu fördern. – Foto: Klinik Bogen

„Nutzen Sie dafür die Zeit des morgendlichen Zähneputzens“, empfahl die Krankengymnastin. Auch Kräftigungsübungen wie den Zehen- und Fersenstand ließ sie das Publikum ausprobieren. Da das beste Training nicht gegen Rutsch- und Stolperfallen im Alltag hilft, riet Thanner, diese in Haus und Garten zu beseitigen. Nur mit diesem Maßnahmenbündel könne man den Teufelskreis aus Sturz, Ängstlichkeit, Bewegungslosigkeit, körperlichem Abbau und folglich noch höherem Sturzrisiko durchbrechen.

Nach Sturz Gehfähigkeit erhalten

Chefarzt Dr. Bauer wusste aus der Unfallchirurgie und Endoprothetik von solch fatalen Stürzen und Folgestürzen zu berichten. Verletzungsgefährdet ist besonders das komplexe und bewegliche Knie mit seinem dünnen Weichteilmantel. Ist dann auch noch ein künstliches Gelenk involviert, so könne es durchaus vorkommen, dass nach mehreren Sturzereignissen das gesamte Gelenk und auch Teile des Oberschenkels entfernt und durch größere Implantate ersetzt werden müssen, um die Gehfähigkeit zu erhalten. Ein einziger unglücklicher Sturz habe bei einem Patienten mit künstlichem Hüftgelenk starke Schmerzen und knirschenden Geräusche hervorgerufen – ein Hinweis auf einen Knochenbruch in Prothesennähe.

Hier konnte prothesenerhaltend mit einer Platte und Schrauben wieder Stabilität erzielt werden. Eine komplette Gelenkentfernung ohne Wiedereinsatz einer neuen Prothese, half einem Kniepatienten, der durch einen verschleppten Wundinfekt nach einem Sturz beinahe sein Bein verloren hätte. Bei ihm ließen die Chirurgen Ober- und Unterschenkel starr zusammenwachsen, so dass – auch ohne Abknickmöglichkeit – doch die Gehfähigkeit und damit Lebensqualität erhalten blieb. Ob Gelenkerhalt, Ersatz oder kein Ersatz – die Optionen seien laut Dr. Bauer stets individuell mit dem Patienten zu besprechen, der damit im Alltag bestmöglich zurechtkommen müsse.