30. September 2024
Straubing

Ferkelkastration: DIE LINKE wirft CDU/CSU und SPD Tierquälerei vor

(ra) Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration zum 1. Januar 2019 um zwei Jahre verschieben soll. Scharfe Kritik hieran kommt von der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Tierrechte in der Partei DIE LINKE. Deren Sprecher Stefan Hölzl erklärte am Sonntag gegenüber regio-aktuell24, die Große Koalition habe seit 2013 die Umsetzung von vorhandenen Alternativen verschlafen. Völlig unnötig soll somit die Quälerei von Ferkeln um zwei Jahre verlängert werden.

Stefan Hölzl
Stefan Hölzl

Am 4. Juli 2013 war es soweit: Der Gesetzgeber hat die betäubungslose Kastration von männlichen Ferkeln verboten. Die Kastration ist erforderlich, um einen typischen Ebergeruch von Fleisch zu verhindern. Viele Verbraucher stört dieser Geruch ebenso wie die Vorstellung von Tierqualen. Zur Entwicklung praxistauglicher Alternativen sieht das Tierschutzgesetz daher eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2019 vor. Für die industrielle Massentierhaltung hat die aktuelle Praxis einen entscheidenden Vorteil: Das Abschneiden der Hoden ohne Betäubung ist ausgesprochen billig.

So verwundert es nicht, dass aus der Landwirtschaft die Stimmen lauter wurden, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration erneut zu verschieben. Bisher fanden entsprechende Anträge im Bundesrat keine Mehrheit. Doch laut mit dem Gesetzentwurf von CDU/CSU und SPD soll nun im Bundestag ein erneuter Anlauf zur Verschiebung der Frist um zwei Jahre unternommen werden. Die Tierschützer der bayerischen LINKEN halten das für verantwortungslos sowohl gegenüber den Tieren als auch gegenüber den Landwirten. „Sechs Jahre haben CDU/CSU und SPD die flächendeckende Einführung von vorhandenen Alternativen zur betäubungslosen Kastration verschlafen und damit sinnloses Tierleid in Kauf genommen“, kritisiert Hölzl.

„Jetzt sinnloses Tierleid trotz vorhandener Alternativen um weitere zwei Jahre verlängern, zeugt von einem Komplettversagen der ehemals großen Koalition. Auch im Bereich der Landwirtschafts- und Tierschutzpolitik sind CDU/CSU und SPD nicht mehr zur vernünftigen Lösungen fähig. Statt dessen werden sie nur noch vom blinden Willen zur Macht getrieben.“ Damit, glaubt der LINKEN-Politiker, leisten die Regierungsparteien der Landwirtschaft einen Bärendienst. Die Entscheidung werde die zunehmende Konzentration auf große industrielle Anlagen beschleunigen. Immer mehr Tiere auf viel zu wenig Fläche führen zu steigenden Nitratwerten im Grundwasser und verursachen in erheblichem Umfang klimaschädliche Treibhausgase, ganz zu schweigen von problematischen Haltungsbedingungen. Eindeutiger Verlierer sei neben den Tieren daher die kleinbäuerliche Landwirtschaft.

Da die Entscheidung noch eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat finden muss, hofft Hölzl auf lauten Protest der Zivilgesellschaft. So könne das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration doch noch zum 1. Januar in Kraft treten.