27. April 2025
Geiselhöring

Drohenden Ärztemangel in Geiselhöring seit Jahren bekannt

(rp) Bei ihrer vierten Dialog-Veranstaltung griff die Geiselhöringer SPD am Donnerstag in der Taverne Korfu mit dem Thema „Mein Hausarzt ist weg, was nun?“ ein brandaktuelles Thema auf. Johann Ertl, Kreisvorsitzender des Verbandes der niedergelassenen Ärzte in Straubing-Bogen und regionaler Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Niederbayern, stellte sich den Fragen der besorgten Bürger und diskutierte mit den anwesenden Ärzten Ursache und Lösungsansätze des Arztmangels. Mit einem gewissen Maß an Gelassenheit ließe sich die problematische Situation überbrücken, bis ein neuer Arzt gefunden werde, zeigte sich Ertl überzeugt – diesen Optimismus teilte aber nicht jeder.

SPD-Ortsvorsitzender Michael Wittmann (links) im DIALOG mit Johann Ertl (Mitte) und Peter Roderer. – Foto: Pasta

„Mein Hausarzt ist weg, was nun? – diese Frage stellt sich derzeit vielen Geiselhöringern“, so der SPD-Ortsvorsitzende Michael Wittmann, der versicherte: „Die Sorgen der Patienten liegt uns allen am Herzen“. Lösungen scheinen aber nicht in Aussicht. 1400 Kassenpatienten müssen sich einen neuen Hausarzt suchen, bestätigte Peter Roderer, der zum 1. April seine Praxis geschlossen hat. Das seien – verteilt auf die verbleibenden drei Hausärzte – im Schnitt 350 neue Patienten, die in der aktuellen Situation eine ebenso gute Versorgung erwarten, wie sie ihr bisheriger Hausarzt in den vergangenen 26 Jahren sichergestellt habe, fasste Schriftführer Rainer Pasta das Problem zusammen.

Ärztliche Versorgung sichergestellt

Peter Starke versicherte, dass die betroffenen Patienten keine Sorge haben müssten, dass ihre ärztliche Versorgung nicht zu 100 Prozent gewährleistet wäre. „Die Arztversorgung in Deutschland ist einmalig, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag und selbst an Feiertagen ist für alle Patienten eine qualifizierte Versorgung gewährleistet“, so Starke, der aber auch eine gehörige Portion Realismus einforderte. Nicht wegen jeder Kleinigkeit sei ein Arztbesuch angesagt und in der derzeitigen Situation sei es auch vertretbar, dass man ein paar Kilometer fahre, um einen neuen Arzt zu finden. In Rain, Laberweinting, Mallersdorf und Schierling würden Patienten gerne von den dort ansässigen Hausärzten aufgenommen, wenn sie in Geiselhöring nicht fündig würden. Natürlich sei jedem die freie Hausarztwahl garantiert.

Überversorgung trotz örtlichem Hausarztmangel

Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist Geiselhöring mit Hausärzten immer noch überversorgt, „auch wenn sie als Betroffene das aktuell ganz anders empfinden“, erklärte Johann Ertl. Derzeit seien in Geiselhöring zwar 1,5 Arztsitze unbesetzt, im Vorsorgungsgebiet (hierzu zählen neben Geiselhöring auch Laberweinting und Mallersdorf-Pfaffenberg) seien aber genügend Ärzte vorhanden. Dies sei damit begründet, dass in Mallersdorf-Pfaffenberg allein sieben Hausärzte angesiedelt seien. Aus diesem Grund sei es auch zu befürchten, dass der freie Hausarztsitz, sollte er nicht binnen sechs Monaten wieder besetzt werden, für Geiselhöring verloren gehe, bestätigte Ertl. Alle Anwesenden waren sich aber einig, dass Geiselhöring mindestens vier Hausärzte brauche.

Aus Sicht der Kassenärztlichenvereinigung sei der Hausarztmangel – nicht nur in Geiselhöring – systembedingt. In Deutschland gebe es zwar immer mehr Ärzte, die Zahl der niedergelassenen Ärzte sinke dagegen immer mehr. Peter Roderer legte kurz dar, was ihn dazu bewogen hat, seinen Kassenarztsitz aufzugeben. Es sei zwar richtig, dass es seit sechs Jahren keine Budget-Regressforderungen mehr gebe, dafür würden Einzelverschreibungen entsprechend strikt überprüft und bei Überschreitungen bestimmter Mengen streng sanktioniert werden. Er sehe darin eine unverantwortbare und nicht hinnehmbare Einschränkung seiner ärztlichen Tätigkeit. Ertl und Roderer versicherten zwar, dass alles getan werde, um einen Nachfolger zu finden, dies aber bisher nicht mit Erfolg gekrönt worden sei.

Auf Nachfrage bestätigte Ertl, dass auch von Seiten der Stadt nach einer Nachfolgeregelung gesucht werde. Hier sei es aber nötig, dass die Arztsuche zur „Chefsache“ gemacht werde. In Geiselhöring räche sich nun, dass seit mehr als zehn Jahren zwar immer wieder darüber gesprochen werde, es bisher aber immer versäumt wurde die nötigen Voraussetzungen für eine ausreichende Arztansiedlung zu schaffen. „Es ist doch bezeichnend, dass kein Stadtrat oder Bürgermeister (-Vertreter) zu so einem wichtigen Thema erscheint“, so ein erboster Zuhörer.