DGB widerspricht Renten-Mythen mit aktuellen Zahlen und Fakten
(ra) Viele falsche Annahmen zur Rente prägen laut dem DGB weiterhin die öffentliche Debatte. Der Kreisverband Dingolfing-Landau analysierte deshalb den Rentenreport 2025 des DGB Bayern. Deutlich wurde dabei: Forderungen nach längerer Lebensarbeitszeit und privater Vorsorge entbehren vielfach einer sachlichen Grundlage.

„Das ewige Wiederholen dieser Mythen macht sie nicht richtiger“, sagte Cengiz Kahya, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes, bei der Vorstandssitzung am 25. Juli im Dingolfinger Postbräu. Dort kritisierte er insbesondere die Aussagen der Bundeswirtschaftsministerin und weiterer vermeintlicher Experten zur Rentenpolitik.
Unterschiede bei Rentenhöhen und Rentenart
Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Bayern beziehen derzeit eine gesetzliche Rente. Rund drei Viertel davon erhalten eine Altersrente, etwa ein Fünftel Hinterbliebenenrenten und zirka sechs Prozent Erwerbsminderungsrenten. Die durchschnittliche Altersrente beträgt bei Männern rund 1.400 Euro, bei Frauen liegt sie mit 869 Euro deutlich darunter. Zwischen 2018 und 2023 stiegen die Renten der Männer um 18,7 Prozent, während die Inflationsrate im selben Zeitraum bei 19,6 Prozent lag. Die Renten von Frauen erhöhten sich zwar um 27,8 Prozent, doch die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern bleibt bestehen.
Ausschlaggebend für diese Differenz sind vor allem der hohe Niedriglohnanteil in Bayern – laut DGB betrifft dies 14,3 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten – sowie Unterschiede bei der Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeit.
Regionale Differenzen und Kritik an Rentenniveau
Auch zwischen den Regionen Bayerns zeigen sich teils erhebliche Unterschiede: Männer erhalten in Unterfranken durchschnittlich 1.398 Euro, in Oberfranken 1.310 Euro und in Niederbayern 1.349 Euro. Bei Frauen liegen die Zahlbeträge zwischen 956 Euro in Oberbayern und 825 Euro in Niederbayern.
Cengiz Kahya betonte, dass gute Arbeit der wichtigste Baustein für eine stabile Altersversorgung sei. Dazu zählten neben tariflich entlohnten Arbeitsverhältnissen auch sichere Arbeitsplätze und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. „Nur wer gesund bleibt, kann bis zum Renteneintritt arbeiten und sich genügend Rentenpunkte sichern“, stellte der Gewerkschafter klar. Rentenniveauabsenkungen und ein höheres Rentenalter lehnt der DGB entschieden ab, da dies faktisch Kürzungen bedeute.
Rentenausgaben seit Jahrzehnten stabil
Trotz der steigenden Zahl an Rentner*innen sei der Anteil der Rentenausgaben am Bruttoinlandsprodukt seit 1990 konstant geblieben. Er bewege sich zwischen neun und zehn Prozent. Die oft propagierte private Altersvorsorge sei hingegen für viele Beschäftigte teurer und risikobehaftet, kritisierte Kahya. Zudem müssten Arbeitnehmerinnen die Beiträge dafür allein schultern.
Ein weiterer Kritikpunkt richtete sich gegen die Darstellung, die gesetzliche Rentenversicherung sei nur durch milliardenschwere Bundeszuschüsse überlebensfähig. „Diese Aussage ist grundfalsch“, erklärte Kahya. Der Staat müsse vielmehr gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Mütterrente, die Grundrente oder Anrechnungszeiten finanzieren – Leistungen, die nicht aus Beiträgen gedeckt seien. Der DGB kritisiert, dass diese Belastungen über Jahre nicht angemessen durch Steuermittel abgefedert wurden. „Damit greift man den Beitragszahlern in die Tasche“, so Kahya. Besonders die Union habe in der Vergangenheit häufig aus den Sozialkassen geschöpft, anstatt gesamtgesellschaftliche Lasten gerecht zu verteilen.