Valentin Walk vier Tage lang in Berlin wie ein Bundestagsabgeordneter
(ra) Was machen die eigentlich den ganzen Tag im Bundestag? Valentin Walk aus Dingolfing kennt die Antwort: „Arbeiten. Und nicht zu wenig. Das ist echt stressig, Termine und Sitzungen von früh bis spät, man kommt kaum zur Ruhe.“ Der 19-Jährige, der im dualen Ausbildungssystem Steuerrecht studiert, hat sich bei der Wallersdorfer Bundestagsabgeordneten Gudrun Zollner für das Programm „Jugend und Parlament“ beworben und durfte vier Tage lang im Bundestag wie ein Parlamentarier arbeiten.
Die über 300 jungen Frauen und Männer aus ganz Deutschland wurden verschiedenen Parteien, die die wahren Verhältnisse im Bundestag wiederspiegeln, zugeteilt und mussten eine Legislaturperiode im Schnelldurchlauf absolvieren. Und Valentin Walk weiß jetzt auch, woher der Arbeitsstress für die Bundestagabgeordneten kommt: „Man muss sich wirklich gründlich in jedes Detail einarbeiten, um von der Opposition nicht kalt erwischt zu werden.“ Und der 19-jährige Dingolfinger hat erfahren, dass in der Politik nicht jeder Plan aufgeht: Er hatte sich als Fraktionsvorsitzender seiner Partei beworben und unterlag schließlich knapp im letzten Wahlgang und wurde „nur“ Stellvertreter.
Höhepunkt der vier Tage war eine Rede Walks im Plenum des Bundestags. Gudrun Zollner war dabei ganz begeistert vom Engagement Valentin Walks: „Er hat die halbe Nacht vor seiner Rede am Text gefeilt, das kommt der Realität eines Bundestagsabgeordneten sehr nahe.“ Sie selbst hat ihm noch einige Tipps gegeben, wie er seine Rede aufbauen sollte und mit wie er im Plenum mehr Aufmerksamkeit von den anderen jungen Parlamentarier erhält – und die ihm sehr geholfen haben, wie er anschließend erleichtert berichtete.
Diese intensive Erfahrung sei ja gerade der Sinn von „Jugend und Parlament“, betont die CSU-Politikerin: Zu erleben, wie aufwändig und mühsam es sein kann, für die eigenen Initiativen Mitstreiter zu finden und Skeptiker mit den besseren Argumenten zu überzeugen. „Aber auch dann das Erfolgserlebnis zu spüren, wenn man für die Bürgerinnen und Bürger etwas Positives erreicht hat“, so Zollner.
Und der junge Dingolfinger hat auch hautnah die Antwort auf eine Frage erhalten, die sich viele Bürgerinnen und Bürger immer wieder stellen: Warum sieht man im Fernsehen oft so wenige Bundestagsabgeordnete im Plenum sitzen? Weil der größte, der arbeitsintensivste Teil der Arbeit in Ausschüssen und Arbeitsgruppen stattfindet. Denn jeder Bundestagsabgeordnete hat mehrere Fachgebiete, in denen er ein Spezialist ist. Und bei den abschließenden Debatten im Plenum sind dann meist nur die Fachpolitiker dabei.
Valentin Walk jedenfalls ist mit einer ganz neuen Einstellung von Berlin nach Dingolfing zurückgekommen: „Wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben, in dem Politik nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, sondern so transparent ist. Wenn man will, kann man sich über alles einfach informieren.“