Bogen

Kommentar: Polizei mauert – Fördert sie Fake News?

In der Stadt Bogen kursiert seit Stunden eine Nachricht, wonach am Mittwochmittag an einer Bushaltestelle eine 14-jährige Jugendliche von einem Autofahrer angesprochen worden sei. Die Verteiler in den verschiedenen Social-Media-Kanälen warnen vor einem Autofahrer. Teilweise gibt es Beschreibungen zu diesem Mann. Und wie reagiert die Polizei in Bogen?

Am Abend verschickt sie eine Pressemitteilung und bittet darum, „sich an der Verbreitung von ‚Halbwahrheiten‘, ‚Fake News‘ und ‚Hetzparolen‘ in den sozialen Netzwerken NICHT zu beteiligen. Bitte posten Sie keine Lichtbilder von Fahrzeugkennzeichen unbeteiligter Personen.“

Ja, die Sprecherin der Polizeiinspektion Bogen räumt am Abend in der Überschrift ein „verdächtiges Ansprechen von Kindern“ ein. Gibt es mehrere Fälle? Zumindest soll es einen Fall geben, der sich nach Darstellung der Polizei am Mittwoch gegen 12.30 Uhr an einer Bushaltestelle in Bogen ereignet haben soll. Ein 25-jähriger Autofahrer soll eine 14-jährige Schülerin angesprochen haben. Und gegen diesen Mann ermittele die Polizei in Absprache mit der Kriminalpolizei in Straubing und der zuständigen Staatsanwaltschaft. Gibt es noch weitere Fälle?

Dass es „zu keinem körperlichen Kontakt oder zu einem Übergriff gekommen“ sei, dürfte wohl nur den sekundären Wert haben. Dasselbe gilt für den Hinweis der Polizei Bogen: „Es besteht nach momentanem Kenntnisstand keine Gefahr für die Bevölkerung.“ Welch ein Trost?!

Wir haben bei der Polizeiinspektion Bogen nachgefragt, was der Grund des 25-Jährigen gewesen sei, warum er die Jugendlichen angesprochen habe. Die Antwort einer Polizeibeamtin am Telefon: „Was wir zu sagen haben, das steht in der Pressemitteilung.“

Danke! Damit sind in der Gerüchteküche in Bogen die Tore weiterhin scheunentormäßig geöffnet. „Fake News“? Zumindest was die Ansprache des Mädchens betrifft, kann man hier nicht von „Fake News“ sprechen. Es ist etwas passiert! „Halbwahrheiten“? Dass sich Eltern Sorgen um ihre Kinder machen und agieren, das ist verständlich. Sie lesen und geben Informationen, die ihnen vorliegen, weiter. „Hetzparolen“. Was liegt für bestimmte politische Gruppen/Parteien näher, als diese Information zu nutzen – und gerade im Wahlkampf – entsprechend als Propaganda in den Sozialen Netzwerken zu verwenden? Insbesondere bei diesen (!) Informationen der Polizei.

Desinformation war schon immer für Propaganda-Zwecke ein wertvolles Mittel. Halbinformationen bzw. in diesem Fall zurückhaltende Informationen der Polizei schürrt dies. Nein, es hilft weder den betroffenen Eltern, noch der Bevölkerung in Bogen. Es hilft der Propaganda einer bestimmten Partei.

Johann Haas