Weltweit erste öffentliche Megawatt-Ladung für Elektro-LKW in Plattling
(ra) Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft arbeitet die Technische Hochschule Deggendorf (THD) daran, batterieelektrische Lkw auch im Güterfernverkehr einsetzen zu können. Einen entscheidenden Schritt nach vorne stellt dabei die Technologie des Megawatt-Ladens dar. Die ersten Prototypen wurden am Freitag bei einer Veranstaltung mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am THD-Technologie Campus Plattling der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Ladesäule sowie der LKW ermöglichen es erstmals, binnen der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitpause die LKW-Batterien für 4,5 Stunden Betriebszeit aufzuladen – ohne zusätzliche Wartezeiten.
Mehr als 70 Prozent aller Güter werden in Deutschland auf der Straße transportiert – und zwar hauptsächlich mit Hilfe von Diesel-betriebenen Fahrzeugen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Umweltbilanz. 40 Prozent der gesamten Verkehrsemissionen von 148 Millionen Tonnen CO2 entfallen auf den Güterverkehr. Daher würde ein Umstieg von Diesel- auf Elektroantrieb besonders große positive Effekte bringen. An den dafür nötigen technischen und infrastrukturellen Lösungen arbeitete das Forschungskonsortium NEFTON unter der Leitung des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München (TUM).
Prof. Dr.-Ing. Otto Kreutzer, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsbereichs Leistungselektronik der THD erklärt die Zielsetzung so: „Ein Schlüssel für einen erneuerbaren Schwerlastverkehr ist die Entwicklung innovativer Lade- und Versorgungslösungen, um den notwendigen Stromnetz-Ausbau zu begrenzen. In Plattling erforschen wir Lösungen, die keine zusätzlichen Stromtrassen benötigen.“ Und TUM-Professor Markus Lienkamp betont ergänzend: „Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Batterieelektrische LKW haben einen Wirkungsgrad von etwa 75 Prozent. Davon sind Brennstoffzellen-LKW mit nur 26 Prozent Wirkungsgrad und eFuels mit einem Wirkungsgrad von lediglich 14 Prozent meilenweit entfernt.“ Für den tatsächlichen effektiven Einsatz von Elektro-Lkw fehle allerdings noch die Infrastruktur an den Hauptverkehrsrouten. Hierfür sei die Technologie des Megawatt-Ladens ein gewaltiger Schritt nach vorne.
Für Anton Angermaier, den Geschäftsführer der AVL Software and Functions GmbH, ist klar, „dass die intelligente Integration von Batteriepuffern sowie die direkte Anbindung an regenerative Energiequellen wie Photovoltaik und Windkraft ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Ausbau der Megawatt-Ladeinfrastruktur und deren Verträglichkeit mit dem Stromnetz ist.“ Solch eine nachhaltige Lösung ermögliche nicht nur eine stabile Energieversorgung, sondern trage auch erheblich zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei.
Zum Projekt selbst sagte der Vorstand für Forschung und Entwicklung der MAN Truck & Bus SE, Dr. Frederik Zohm: „Insbesondere für das Megawattladen haben wir mit NEFTON Technologien entwickelt, mit denen es gelingt, E-Lkw bei kurzen Stopps mit sehr hohen Ladeleistungen zu laden. Im Forschungsfokus standen dabei neben der Technik die Praxistauglichkeit, Kosten und Netzanschlussleistung.“ Gemeinsam mit den Projekt-Partnern habe man klar gezeigt, dass Elektro-Lkw und Megawattladen die perfekte Kombination für die umfassende Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs sei. Die Technologie sei da, nun gelte es, den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Markt in engem Schulterschluss von Politik, Energiewirtschaft und Fahrzeugherstellern voranzutreiben.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war bei der Veranstaltung in Plattling von dem wohl erstmals in Deutschland durchgeführten Ladevorgang mit 1.000 kW sichtlich beeindruckt und stellte in seiner Ansprache darauf ab, dass „das Forschungsprojekt zeigt, Hightech und Expertise aus Bayern gestalten die Mobilität der Zukunft. Solche Initiativen dekarbonisieren schrittweise Logistik und Güterverkehr und stärken damit auch den Standort Bayern. Ich bedanke mich deshalb bei allen, die sich erfolgreich am NEFTON-Projekt beteiligt haben. Gerade das Megawatt Charging System (MCS) beschleunigt die Ladezeiten der Lastkraftwagen massiv und ist deshalb ein Meilenstein für die Elektromobilität.“ MAN habe die Praxistauglichkeit dieser Technologie bereits unter Beweis gestellt und maßgeblich an der Standardisierung mitgewirkt. Die MCS-Technologie berücksichtige das Land Bayern auch bei seinem aktuellen Förderprogramm. „In der ersten Runden finanzieren wir damit 86 Ladepunkte für den Straßengüterverkehr, im Spätherbst soll der nächste Förderaufruf starten. Gemeinsam mit unseren Wasserstoff-Förderungen steht dieses Programm für die Technologieoffenheit der Bayerischen Staatsregierung in der Mobilität“, so Aiwanger.