Kerley Becker – Das Multi-Talent studiert BWL und liest Bücher in drei Sprachen
(ra) Mit Neuzugang Kerley Becker aus Brasilien ist den Roten Raben nicht nur eine sehr gute Mittelblockerin ins Nest geflogen.
Fernfachhochschule. Das ist kein ganz kurzes und auch kein einfach auszusprechendes Wort – schon für manchen Deutsch-Muttersprachler und erst recht für jemanden, der in Brasilien geboren und rundum mit der portugiesischen Sprache aufgewachsen ist wie Kerley Becker. Doch der neuen Mittelblockerin der Roten Raben geht das Wort supergeschmeidig über die Lippen. Ebenso wie die Vokabel „Betriebswirtschaftslehre“. Fast schon überflüssig zu ergänzen, dass die 29-Jährige aus Porto Alegre nicht nur in Sachen Artikulation gut drauf ist, sondern auch beim Thema selbst: Kerley hat BWL an der FFHS studiert.
In der Schweiz war das, wo sie in den letzten sechs Jahren bei Sm’Aesch Pfeffingen spielte. Vier Semester lang hat sie dort das Studium fortgesetzt, das sie zu Hause in Südbrasilien begonnen hatte. Man sieht: Mit Kerley Becker ist den Roten Raben eine vielseitig interessierte, zielstrebige Persönlichkeit ins Nest geflogen, eine sehr sympathische dazu – und last not least: eine außerordentlich gute Volleyballerin.
Die sportliche Entwicklung der Neu-Vilsbiburgerin hat gerade in der letzten Phase ihrer Zeit bei Sm’Aesch unter dem von ihr hochgeschätzten Trainer Timo Lippuner einen enormen Schub bekommen. Als Kapitän und Top-Scorerin führte Kerley Becker ihr Team 2015/16 ins Finale um die Schweizer Meisterschaft (gegen das übermächtige Volero Zürich) und ins Viertelfinale des Challenge Cups, wo sie überdies zur besten Blockspielerin avancierte.
Die (bisher) beste Saison ihrer Karriere hat den Ehrgeiz und den Erfolgshunger der Brasilianerin noch gesteigert. „Ich will mehr für mich“, entschied Kerley Becker im Sommer, „ich ziehe weiter!“ Sie sah sich nach einem Team in einer besseren Liga um, das seinerseits hohe Ziele hat, fand die Roten Raben – und ist schon nach kurzer Zeit gut angekommen in Vilsbiburg. Hier sei alles deutlich professioneller strukturiert, als Spielerin könne man sich komplett auf den Sport konzentrieren – „das ist genau, was ich gesucht habe“.
Und wie lief das eigentlich mit der Sprache? Als Kerley in die Schweiz ging, konnte sie kein Deutsch. Aber das blieb nicht lange so. „Ich habe von Anfang an intensiv gelernt, ich wollte es unbedingt“, sagt sie. Und fügt im Rückblick hinzu: „Das war sicher ein Grund, warum ich mich da so wohl gefühlt habe.“ Heute spricht sie überragend Deutsch – und wenn bei ihr der kleine Touch einer anderen Sprachfärbung wahrzunehmen ist, dann ist das kein brasilianischer bzw. portugiesischer, sondern ein Schweizer.
Bücher liest Kerley Becker in drei Sprachen – nicht nur auf portugiesisch und deutsch, sondern auch auf englisch. „Es braucht“, weiß sie, „im Leben ein Gleichgewicht zwischen dem Sport und der intellektuellen Seite.“ Wobei zum Sport neben Volleyball noch eine zweite (sommerliche) Leidenschaft gehört. Vor drei Jahren hat Kerley mit dem Surfen begonnen und festgestellt, dass das gar nicht so einfach ist. Aber es geht voran: „Ich mache Fortschritte“, strahlt sie. „Und es macht soviel Spaß!“