Biologiestunde am Veit-Höser-Gymnasium mit dem Chefarzt Dr. Mathias Grohmann
(ra) Das Veit-Höser-Gymnasium Bogen hatte am Dienstagnachmittag Chefarzt Dr. Mathias Grohmann von der Klinik Bogen als Gastreferent im Biologieunterricht begrüßt. Der Internist und Gastroenterologe informierte die Klasse 10c über die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens und konnte dabei eindrucksvoll aus eigenen Erfahrungen mit nikotinsüchtigen Patienten berichten.
Mit dem Vortrag waren der Arzt, die Schulleitung und die Lehrkräfte dem Aufruf des Bayerische Kultusministeriums und der Bayerische Landsärztekammer nachgekommen, Projekte im Rahmen einer „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ durchzuführen. Auch mit Hilfe von außerschulischen Experten sollten so bereits junge Menschen an den Schulen für verschiedene ökologische und gesundheitsrelevante Themen sensibilisiert werden.

Nervengift Nikotin: als Pflanzenschutzmittel zu giftig
„Tabakkonsum ist kein Phänomen der Neuzeit“, stellte Dr. Grohmann rückblickend auf die Naturvölker des frühzeitlichen Amerikas fest. In der Kolonialzeit wurde Tabak rasch zur lukrativen Einnahmequelle, was bis heute anhält und den Staat in Zwiespalt bringt. Dieser verdiene einerseits gut über Steuereinnahmen an Zigaretten, müsse aber auch die Kosten für enorme Gesundheitsschäden mittragen und sich deshalb für Prävention engagieren. Verschiedene Analysen haben ergeben, dass in einer Zigarette 80 bis 200 schädliche Substanzen enthalten sind, viele davon krebserregend und gefäßschädigend.
Den Inhaltsstoff Nikotin beschrieb der Chefarzt als Nervengift mit hohem Abhängigkeitspotenzial. Es wurde früher als Pflanzenschutzmittel eingesetzt und wegen seiner Umweltschädlichkeit wieder verboten. Auch für die E-Zigarette mit ihren kritischen Inhaltsstoffen wie Propylenglycol, Aromen und ebenfalls Nikotin gab Dr. Grohmann keine Entwarnung. Nikotin verursache Durchfallerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Thrombosen, also Blutgerinnseln. Das Risiko für letztere vervielfache sich nochmals bei gleichzeitiger Einnahme der Anti-Baby-Pille. Auf das Gehirn wirke Nikotin, indem es vermehrt Neurotransmitter freisetzt, die das Belohnungssystem stimulieren. Infolge der Gewöhnung müsse man immer rauchen, um dauerhaft denselben Effekt zu erzielen.
Klasse versucht sich in der Diagnostik
Anhand eines Exkurses in die Anatomie von Herz-Kreislaufsystem und Atemwegen schilderte Dr. Grohmann die Gefahren des Rauchens für die Atemwege. Insbesondere COPD, eine chronische Lungenerkrankung mit Verengungen der Atemwege, sei eine häufige Folge des Rauchens. Dazu steige das Risiko für alle Arten von Krebserkrankungen, vor allem der Lunge, des Kehlkopfes, des Mund- und Rachenraums und der Leber. „Rauchen verursacht 90 Prozent aller Lungentumoren in Deutschland“, warnte der Internist. „Die Prognosen für die Lebenserwartung sind dabei im fortgeschrittenen Stadium mit einem halben bis einem Dreivierteljahr sehr schlecht.“ Auch das Risiko für das Herz-Kreislaufsystem steige wegen der durch das Rauchen begünstigten Gefäßablagerungen.
Die „Schaufensterkrankheit“, das typische Raucherbein, aber auch Herzinfarkt und Schlaganfall sind häufige Folgen. In der Schwangerschaft führe Rauchen immer wieder zu schweren Komplikationen, Früh- oder Fehlgeburten. An mitgebrachten Röntgen-, CT- und Kernspin- und Herzkatheteraufnahmen konnten sich die Schülerinnen und Schüler selbst in der Diagnosestellung versuchen und das Ausmaß der körperlichen Schäden durch das Rauchen beurteilen. Ein Raucherbein überlebensgroß an die Wand projiziert zu betrachten hinterließ dabei nochmals einen ganz anderen Eindruck als die „Schockbilder“ auf den handlichen Zigarettenschachteln.
Eines der größten Suchtpotenziale
„Rauchen ist extrem gesundheitsschädlich“, fasste Dr. Grohmann abschließend zusammen. „50 Prozent aller regelmäßigen Raucher sterben an den Folgen, davon 50 Prozent vor dem 70. Lebensjahr.“ Dennoch rauchen 20 Millionen Deutsche. Das Einstiegsalter liege bei 14,8 Jahren. Von allen Suchtmitteln habe Rauchen das höchste Suchtpotenzial, weshalb Aufhören schwer falle. „Überlegt Euch also mit dem Hintergrundwissen von heute gut, ob ihr euch und eurem Körper das antun wollt“, gab Dr. Grohmann der Klasse mit auf den Weg.