Landshut

Zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes

(ra) Über 100 Personen nahmen am Samstag beim siebten Gedenktag an die Opfer der Naziverbrecher in Landshut teil. Gestartet waren die Teilnehmer in der Inneren Münchner Straße. Im Haus Nr. 12 wohnte in den 30er Jahren die Familie Wittmann. Sie wurden Opfer der Nazis.

Die Gewerkschaftsjugend, aber auch Mitglieder der Evangelischen Jugend und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend nehmen in Landshut an einer Gedenkfeier der Opfer des Nationalsozialismus teil. – Foto: David Brender

Candy Schwarz, der die Gedenkrede für die Familie Wittmann hielt, sagte: „Diese Gedenksteine sind für uns nicht nur Erinnerungsstücke, sondern Verpflichtungen, Verpflichtungen wachsam zu bleiben“. Auch deshalb fokussierte sich die Gedenkveranstaltung der Gewerkschaftsjugend auf die Landshuter Täter*innen im Nationalsozialismus. Mitveranstalter waren die Evangelische Jugend und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend.

Fokus auf Täter*innen

Die Idee auch die Täter*innen zu behandeln, kam bei einem Besuch der Ausstellung „Landshut im Nationalsozialismus“ im LANDSHUTmuseum und einem Gespräch mit der Kuratorin Dr. Doris Danzer. Folgerichtig endete der Gedenkweg im Museum, wo Dr. Danzer die Wichtigkeit der steten Forschung und der daraus resultierenden Erinnerung betonte. Nur so waren die Redebeiträge von David Brender und der Dekanin Lubomierski am ehemaligen Erbgesundheitsgericht in der Inneren Münchner Straße 2 erst möglich.

Die Forschung von Moritz Fischer bildete den Grundstein für den Redebeitrag. „Im Erbgesundheitsgericht Landshut wurden von 1934 bis 1944 667 Sterilisationsanträge gestellt“ so David Brender. Die Dekanin Dr. Nina Lubomierski warnte wie schon die vergangenen Jahre vor dem fortschreitenden Antisemitismus, der nicht stillschweigend hingenommen werden dürfe. Auch Dekan Alfred Wölfl wies darauf hin, dass „wir achtsam sein müssen, die Täterinnen und Täter stehen uns näher, als wir glauben.“

Juden vertrieben – Ludwig IX. heute noch Statue in Landshut

Am Dreifaltigkeitsplatz ging Marcel Krämer von der Gewerkschaftsjugend auf die Geschichte von Herzog Ludwig IX. dem Reichen ein, der im 15. Jahrhundert die jüdische Bevölkerung aus Landshut vertrieb und dennoch heute als Statue auf dem ehemaligen Platz der alten Synagoge verewigt ist. Krämer bezeichnete dies als „blanken Hohn angesichts seiner Taten“.

Vielen in Landshut sind die Stolpersteine der Familie Marx in der Altstadt 178 schon aufgefallen. Ludwig und Siegfried Marx wurden zusammen mit acht weiteren jüdischen Bürgern Landshuts am 10. November 1938 verhaftet und wenige Tage später in das Konzentrationslager nach Dachau gebracht. Nur ein wenig weiter am Nahensteig hatten mit Georg Straßer und Heinrich Himmler zwei brennende Nazis dabei geholfen diese menschenverachtende Ideologie in die Köpfe der Menschen zu setzen. Auch darüber wurde informiert, bevor es dann zum Abschluss ins LANDSHUTmuseum ging. Musikalisch begleitet wurde der Gedenkweg von Claudio Temporale und dem Posaunenchor der Auferstehungskirche. Die vielen Kerzen, Musik und die Redebeiträge machten den Gedenkweg nach Ansicht von Martin Birkner, DGB-Jugendsekretär für Niederbayern, wieder zu einer würdigen Veranstaltung.