Niederbayern

Weniger Gründer – Diese dafür aber erfolgreicher

(ra) „Die Gründer in Niederbayern werden weniger, dafür sind sie besser vorbereitet und langfristig erfolgreicher“ – so fasste am Montag Eva Mühldorfer, bei der IHK Niederbayern verantwortlich für den Bereich Existenzgründung, die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage zum Gründungsgeschehen in Niederbayern zusammen.

Eva Mühldorfer, Bereichsleiterin Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK Niederbayern
Eva Mühldorfer, Bereichsleiterin Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK Niederbayern

Im IHK-Bezirk konnten im vergangenen Jahr genau 7.309 neu gegründete Unternehmen gezählt werden, das ist ein leichtes Minus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der verwirklichten Existenzgründungen geht bereits seit mehreren Jahren kontinuierlich zurück – ein Trend, der sich nicht nur in Niederbayern, sondern genauso in Bayern und bundesweit zeigt. „Dieser Rückgang hat vor allem mit der guten Konjunktur und der Lage am Arbeitsmarkt zu tun“, erklärt Mühldorfer.

In Zeiten von Fachkräftemangel und Vollbeschäftigung rücke das Motiv einer Gründung aus der Arbeitslosigkeit in den Hintergrund. Das deckt sich mit den Umfrageergebnissen: Freiheit und Unabhängigkeit sind die häufigsten Motive für eine Unternehmensgründung, die Selbständigkeit als Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit nennen nur 18 Prozent der Befragten. Noch weniger geben Unzufriedenheit mit dem Angestelltenverhältnis als Grund an. „Eine Gründung ist immer auch eine riskante Entscheidung. Wenn der Arbeitsmarkt so gut dasteht, nimmt man dieses Risiko weniger leicht auf sich“, meint Mühldorfer. Mut, Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit sind folglich für über ein Drittel die wichtigsten Erfolgsfaktoren auf dem Weg zur Gründung.

Die Erfahrung aus der Gründungsberatung der IHK zeigt gleichzeitig: Der Schritt in die Selbständigkeit wird besser vorbereitet. „Die Bestandsquote der jungen Unternehmen ist heute besser als noch vor wenigen Jahren“, berichtet Mühldorfer. 84 Prozent der Unternehmen, die vor zwei Jahren gegründet hatten, sind heute noch auf dem Markt aktiv. Immerhin jeder zehnte der befragten Gründer hatte seinen Betrieb nach nur zwei Jahren in die Wachstumsphase gebracht.

Sahen in den vergangenen Jahren die jungen Unternehmer ihre Kapitalversorgung zum Teil noch sehr problematisch, so nennen jetzt nur noch 16 Prozent der Befragten finanzielle Gründe als Hindernis auf dem Weg zur Selbständigkeit. Vergleichsweise gering ist auch das benötigte Startkapital: Rund ein Drittel kommt mit maximal 5.000 Euro aus. 85 Prozent der Gründer entscheiden sich für ein Kleingewerbe und noch mehr für eine „Soloselbständigkeit“ ohne eigene Mitarbeiter. Mehr als drei Viertel gründen im Haupterwerb.

Blickt man auf die Unternehmerpersönlichkeiten, so zeigt sich: Die niederbayerischen Gründer werden älter. Über die Hälfte der Gründer stammt aus der Altersgruppe 40 bis 60, bei steigender Tendenz. Auffällig ist, dass fast die Hälfte der Gründer einen Hochschulabschluss hat, über 60 Prozent haben zusätzlich eine Berufsausbildung abgeschlossen. Bei Männern und Frauen hält sich das Verhältnis einigermaßen die Waage. Gründer mit Migrationshintergrund spielen eine geringere Rolle, 90 Prozent der niederbayerischen Existenzgründer stammen aus Deutschland.

Für die Untersuchung wurden rund 300 Gesprächsprotokolle aus der Gründungsberatung der IHK Niederbayern ausgewertet und rund 250 Telefoninterviews mit Existenzgründern geführt. In den Blick genommen wurden dabei Existenzgründer, die im Jahr 2014 eine kostenlose Gründungsberatung bei der IHK in Anspruch genommen hatten – so konnte der Unternehmenserfolg und der Bestand der Gründung beurteilt werden. Die detaillierten Ergebnisse der IHK-Gründerumfrage werden demnächst in Form einer Broschüre veröffentlicht und sind dann auch im Internetauftritt der IHK abrufbar.