Weihnachten mit Demenzerkrankten – geht das?
(ra) Weihnachten ist das Fest der Familie. Oft trifft sich die ganze Verwandtschaft an den Feiertagen. Eltern, Kinder, Großeltern, Tanten und Onkel – sie alle kommen zusammen bei Kaffee und Kuchen oder einem festlichen Abendessen. Doch was passiert, wenn sich an Demenz erkrankte Angehörige plötzlich nicht an Weihnachten erinnern können, sich untypisch verhalten oder den Weihnachtsbaum abschmücken? Diese Szenarien spuken bei Angehörigen von demenzerkrankten Menschen im Kopf.
Nicht wenige stehen daher im Vorfeld der Festtage vor der Frage, ob sie ihre demenzkranken Familienmitglieder aus dem Pflegeheim nach Hause holen. Das klingt im ersten Moment nach vielen Aufgaben und Stress – und zwar für die ganze Familie. Wie das aber entspannt gelingen kann und warum das obendrein für die erkrankten Familienmitglieder auch sehr hilfreich ist, beschreibt der letzte Themendienst des Jahres 2017.

Wie kann Weihnachten mit demenzkranken Menschen zu Hause gelingen?
Einige der an Demenz erkrankten Menschen leben in Pflegeheimen. Für Angehörige ergeben sich zur Weihnachtszeit dadurch meist zwei Fragen:
1. Ist es möglich die an Demenz erkrankte Mutter oder den Vater zur Weihnachtszeit nach Hause zu holen?
2. Wenn das nicht möglich ist, wie kann ein schönes Weihnachtsfest in einem Pflegeheim aussehen?
Natürlich ist es schön, wenn die ganze Familie beisammen ist. Doch bevor Angehörige ihre demenzkranke Mutter oder Oma aus dem Pflegeheim abholen, sollten einige Punkte geklärt werden: Es ist wichtig, mit dem Pflegepersonal im Vorhinein zu sprechen. Ist die oder der Demenzerkrankte aktuell in der Verfassung einige Zeit außerhalb der Pflegeeinrichtung zu verbringen? Wie könnte er oder sie nach einer Rückkehr reagieren – wird zusätzliche Eingewöhnungszeit benötigt? Ist das geklärt, sollte auch innerhalb der Familie über das Dasein des demenzkranken Familienmitglieds gesprochen werden. Denn Angehörige sollten sich darauf einstellen, dass der traditionelle und gewohnte Ablauf an den Feiertagen anders sein kann.
Wenn sich jedoch die ganze Familie den Herausforderungen bewusst ist, aufpasst und sich dabei gegenseitig unterstützt, steht einem besinnlichen Abend vor dem heimischen Weihnachtsbaum nichts mehr im Wege.
Weihnachten im Pflegeheim – Kann das schön sein?
Nicht alle Angehörigen können ihre demenzkranken Familienmitglieder Weihnachten nach Hause holen. Das hat verschiedene Gründe. Mal ist die Arbeit, die damit verbunden ist, für eine Familie zu hoch, mal sind die Demenzerkrankten gesundheitlich nicht in der Lage. Aber mit einem Besuch in der Pflegeeinrichtung kann ebenso ein schönes Weihnachtsfest gelingen.
Ein Gespräch im Vorfeld kann dabei helfen, herauszufinden, an was sich die demenzkranke Person erinnert, wenn sie an Weihnachten denkt. Sind es kleine Christbaumkugeln, Lametta oder der Geruch von Plätzchen? Diese Dinge können gemeinsam gebastelt und hergestellt werden. So kommen die Demenzkranken mit ihren Erinnerungen in direkten Kontakt. Schmückt man das Zimmer dazu, entsteht zudem eine weihnachtliche Wohlfühl-Umgebung.
In den Tagen vor Weihnachten können zudem kleine weihnachtliche Rituale aus der Kindheit dabei helfen, Erinnerungen bei den Demenzerkrankten hervorzurufen. Zum Beispiel zum Nikolaus-Tag einen Schuh vor die Türe stellen, täglich eine Tür des Adventskalenders öffnen oder jeden Sonntag gemeinsam eine Kerze auf dem Adventskranz anzünden.
Für die Zeit zu Hause wie auch im Pflegeheim gilt, dass vor allem gemeinsame Aktivitäten wie Weihnachtsschmuck basteln, Plätzchen backen oder Weihnachtslieder singen den Demenzerkrankten helfen.
Foto: Phil Derer