Wasser-Zoff: Sollen in Klinglbach vollendete Tatsachen geschaffen werden?
(jh) In Klinglbach – einem Ortsteil der Gemeinde St. Englmar – werden gerade Tiefbauarbeiten durchgeführt. Eine Wasserleitung wird verlegt, um die ortseigene Kläranlage anzuschließen. Sollen damit im Klinglbacher Wasserstreit vollendete Tatsachen geschaffen werden? Die Günen-Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger, die die Situation im St. Englmarer Ortsteil bereits seit ein paar Jahren kennt, zweifelt an den rechtlichen Grundlagen und stellte dem Landratsamt Fragen.

In dem 50-Seelen-Ort Klinglbach herrscht unter den Bewohnern eine überzeugte Solidaritätsgemeinschaft – was ihre Trinkwasserversorgung betrifft. Seit Ende der 50er Jahre beziehen sie ihr Trinkwasser aus ihrer eigenen Quelle in einem Waldgebiet am Rande des Ortes. Sie alle haben damals mitgebaut. Seit einiger Zeit proben en Aufstand, denn der Gemeinderat von Sankt Englmar mit Bürgermeister Anton Piermeier (CSU) will, dass die Klinglbacher statt sauberem Quellwasser zukünftig über eine zentrale Wasserversorgung Oberflächenwasser der Talsperre Frauenau konsumieren sollen. Statt frischem Quellwasser gechlortes Fernwasser? Nicht nur die Klinglbacher sind schockiert. Auch Touristen, die seit Jahren hierher kommen.

Doch warum der ganze Zoff?
Geht es um Fördergelder, die man haben möchte? Die Kommunalpolitiker wollen an ihrem Entschluss eines Fernwasser-Anschlusses festhalten. Ja, es gibt hierfür Fördergelder. Würde sich die Gemeinde jetzt entschließen, den Beschluss doch nicht umzusetzen, würde sie in der Konsequenz die Fördergelder aufs Spiel setzen und könnte dafür möglicherweise in Haftung genommen werden. Die Bürger ärgern sich dennoch, weil für sie trotz Zuschuss wohl Anschlussgebühren in Höhe von mehreren tausend Euro pro Haushalt zukommen – ob sie das Wasser nun wollen oder nicht.
Die Klinglbacher demonstrieren ihre Haltung auf ihrer eigenen Webseite: „Ohne künstliche Aufbereitung, ohne chemische Zusätze und frei von Giftstoffen, kommt das köstlichste Trinkwasser hier noch frisch und unverdorben aus der Leitung. Nur wenige Meter entfernt sprudelt es unerschöpflich und voller Lebensenergie aus dem Schoß der Mutter Erde, gefiltert und mineralisert durch den tiefen Gesteinsboden des Bayerischen Waldes. Die mit allen Sinnen wahrnehmbare intakte Natur des Waldgebirges bringt diesen Lebensquell zustande, der mit seinem unverkennbaren Frischegeschmack und seiner zartweichen Geschmeidigkeit für Körper, Geist und Seele eine Wohltat ist. Vor über 50 Jahren haben die Einwohner in mühsamer Eigenleistung für ihr Dorf eine moderne Wasserversorgung eingerichtet. Regelmäßige Untersuchungen belegen eine konstant vorzügliche Qualität des Quellwassers. Dreizehn Haushalte werden heute mit der nach wie vor durchgehend äußerst ertragreichen Dorfquelle versorgt, für die das Landratsamt Bogen im Jahr 1960 ein eigenes Schutzgebiet erlassen hat.“
Erneut spitzt sich die Lage in Klinglbach zu
Aktuell spitzt sich die Lage in Klinglbach wieder zu. Tiefbauarbeiten der Gemeinde St. Englmar bringen die Ortsbewohner in Aufruhr. Eine Wasserleitung wird verlegt, um die ortseigene Kläranlage anzuschließen. Und erneut schaltet sich die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger ein. Nachdem der rechtliche Streit noch nicht ausgefochten ist, vermutet sie, dass jetzt die Gemeinde St. Englmar vollendete Tatsachen schaffen möchte.
Zu allem Überfluss hat die Gemeinde durch ein Privatgrundstück gegraben und gefährdet nach Ansicht des Besitzers und der Abgeordneten dadurch den Bestand einer alten Lindenallee. Rosi Steinberger möchte nun von der unteren Naturschutzbehörde und dem Landratsamt wissen, ob die Grabung vom Grundstücksbesitzer an dieser Stelle erlaubt worden ist, wie die Kläranlage bisher mit Wasser versorgt wurde und wer der Gemeinde erlaubt hat, die Kläranlage an die Ortsquelle anzuschließen.
„Die Gemeinde möchte den Fernwasseranschluss auf jeden Fall durchdrücken“, sieht Steinberger die aktuelle Situation. Es könne aber nicht sein, dass die Vorarbeiten dazu ohne rechtliche Grundlage erfolgen. Und es könne auch nicht sein, dass unnötige Leitungen den Bestand von alten Bäumen gefährden, die für das Landschaftsbild einen hohen Wert besitzen.
Hier die Fragen im Wortlaut:
1. Wurde die Grabung vom Grundstücksbesitzer an dieser Stelle erlaubt?
2. Welche Alternativen für die Leitung wurden geprüft?
3. Wie wurde die Kläranlage bisher mit Wasser versorgt?
4. Wer hat der Gemeinde erlaubt, die Kläranlage an die Ortsquelle anzuschließen?