Was haben Blutfette mit Gefäßerkrankungen zu tun?
(ra) Der Cholesterinwert bereitet hierzulande vielen Menschen Kopfzerbrechen. Dies zeigte sich am Mittwochnachmittag an der Klinik Bogen im bis auf den letzten Platz besetzten Vortragssaal. Chefarzt Dr. med. Dionys Daller von der Inneren Medizin begrüßte das Publikum zum Informationstag. „Es geht um Blutfette, ein wichtiges Thema“, kündigte er an, dankte dem Referenten Prof. Dr. med. Christian Zugck, den Organisatoren und Sponsoren und freute sich über das große Interesse der Bevölkerung.

Nach einer Cholesterinwertbestimmung durch das Team der Internistischen Gemeinschaftspraxis Steiner Thor hielt Prof. Dr. med. Christian Zugck einen Vortrag über den Zusammenhang von Cholesterin und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin informierte über die angestrebten Zielwerte des „bösen“ LDL-Cholesterins als wesentlichen Risikofaktor für Erkrankungen der Herzgefäße. Bei den meisten Menschen der Region liege der LDL-Wert bei über 150 mg/dl, bei einem empfohlenen Wert von unter 100 mg/dl und bei bestimmten Erkrankungen sogar deutlich niedrigerem Zielwert. Infolge von erhöhten Werten lagern sich an den Gefäßinnenwänden sogenannte Plaques ab, welche einreißen können. Sich anlagernde Blutplättchen können an diesen Stellen die Gefäße unterschiedlichster Organteile verengen oder gar verschließen – und das von Kopf bis Fuß. „Es gibt daher vielfältige Ausprägungen derselben Erkrankung“, erklärte Prof. Zugck. Sie reichen von Durchblutungsstörung der Extremitäten über die sogenannte „Schaufensterkrankheit“ bis hin zu lebensbedrohlichen Schäden am Herzmuskel und im Gehirn. Oft gesellen sich zum erhöhten LDL-Cholesterinwert noch weitere Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes und niedriges „gutes“ HDL-Cholesterin.
Bedingt beeinflussbar sei der LDL-Wert durch Ernährungsumstellung und Sport, die ihn um 10 bis 20 Prozent senken können. Hauptsächlich sei er jedoch genetisch bedingt. Bei der medikamentösen Absenkung mit sogenannten Statinen sei das Ziel laut Prof. Zugck „die Plaques stabil zu bekommen, damit sie sich nicht von der Gefäßwand lösen“. Die im Beipackzettel genannten möglichen Nebenwirkungen müssen dabei stets abgewogen werden gegen die darin nicht genannten Gefahren bei Nicht-Einnahme. Besonders Hochrisikopatienten seien mit einer individuellen medikamentösen Therapie gut beraten. In besonderen Fällen könne das LDL auch wie in einer Dialyse aus dem Blut herausgefiltert werden.
Herzkatheter wann und warum?
„Ein Rohrreiniger-Medikament für Gefäße gibt es leider noch nicht“, stellte Prof. Zugck fest. Unter bestimmten Voraussetzungen sei daher Herzkathetereingriff Mittel der Wahl, um Engstellen mechanisch zu beheben. Eine Herzkatheteruntersuchung sei vorzunehmen, wenn Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung besteht, wenn typische Beschwerden wie Angina Pectoris auftreten, wenn durch Gefäßverschluss eine Gewebeschädigung droht, wenn ein Herzinfarkt vorliegt oder wenn eine Herzklappenoperation geplant ist. Zur Erreichung, Öffnung und dauerhaften Offenhaltung kommen im Herzkatheterlabor Führungsdrähte, Ballons und Stents zum Einsatz. Diese zeigte der Kardiologe anschließend bei einer Besichtigung des Herzkatheterlabors der Klinik Bogen.
Mit großem Interesse nahmen die Besucher die Gelegenheit wahr, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Mit der nach wie vor neuesten Technologie ausgestattet für optimale Bildgebung und minimierte Strahlenbelastung war das Labor erstmals deutschlandweit im Jahr 2012 in Bogen in Betrieb genommen worden. Die Versorgung mit Herzkatheterlaboren sei laut Prof. Zugck stets weiter zu verbessern, da mit steigender Lebenserwartung auch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunehmen werden und da auch komplexe Eingriffe wie Herzklappenersatz über Katheter möglich seien ohne offene Operation. Mit Bewegtbildern der Gefäße am schlagenden Herzen präsentierte Prof. Zugck Fallbeispiele von Herzkathetereingriffen. Selbst verzweigte Gefäße konnten dabei mit aneinandermodellierten Stents erfolgreich wiedereröffnet werden.