Von Schindln bis Goldstickerei: Finsterau zeigt seltene Techniken
(ra) Alte Handwerkskünste stehen am Sonntag, 20. Juli im Mittelpunkt des Freilichtmuseums Finsterau. Von 13 bis 16 Uhr zeigen Meister ihres Fachs längst vergangene, fast ausgestorbene Berufe. Besucher*innen können hautnah miterleben, wie mit viel Geschick und Geduld Rechen, Holzschindeln, Textilien und Glasobjekte entstehen.
In der Heerstraße des Museums demonstrieren Handwerker*innen, wie viel Können einst in alltäglichen Dingen steckte. Ein Rechenmacher zeigt die aufwendige Fertigung von Holzwaren, ein Schindlmacher bearbeitet Tannenholz auf der traditionellen „Hoanzlbank“, und ein Drechsler arbeitet im Raidlhaus an filigranen Holzformen. Nicht nur Holz spielt eine Rolle: Am Spinnrad wird Wolle zu feinem Garn gesponnen, auf einer alten Strickmaschine entstehen warme Socken. Im Kapplhof fertigt Ingrid Grimbs Kreuzsticharbeiten, während Andrea Heyn im Paul-Friedl-Haus die alte Kunst des Goldhaubenstickens vorführt.

Glas, Garn und Naturfarben
Ein weiteres Highlight ist die Kunstglaserin Claudia Reimann. Ihre Leidenschaft gehört der Tiffany-Technik, bei der farbiges Glas zu einzigartigen Objekten wie Windlichtern oder Schutzengeln verarbeitet wird. Besucher*innen können jeden Arbeitsschritt vom Zuschneiden der Glasplatten bis zur Fertigstellung verfolgen.
Gabi Müller führt in die Welt der natürlichen Pflanzenfärbung ein. Mit Brennnesseln, Salbei oder Apfelbaumrinde färbt sie Wolle in sanften Naturtönen – ganz ohne Chemie. Die so entstandene Wolle ist warm, weich und von faszinierender Farbintensität.
Allgäuer Gäste zeigen Klosterarbeiten und Miederschneiderei
Zusätzlich ist das Allgäuer Heimatwerk zu Gast im Museum. Die Gruppe um Richard Hartmann gibt Einblicke in traditionelle Handwerkstechniken. Frau Kössel fertigt kunstvolle Klosterarbeiten, Petra Schadt widmet sich mit großer Präzision dem „steifen Mieder“, einem Meisterstück der Festtagstracht, für das rund 100 Stunden Handarbeit notwendig sind.
Richard Hartmann selbst zeigt, wie elegante Hutschachteln aus Karton entstehen – ganz im Stil des Biedermeier. Wer tiefer einsteigen möchte, kann von 9.30 bis 12.00 Uhr an einem Kurs teilnehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich, weitere Informationen gibt es unter www.freilichtmuseum.de.
Brotduft, Pferdekutsche und Familienprogramm

Auch kulinarisch wird im Museum einiges geboten. Im Backhäuschen beim Kapplhof entstehen knusprige Brotlaibe, die ofenwarm verkauft werden. Besucher*innen können den Bäckerinnen bei der Arbeit zusehen und Wissenswertes rund ums Backen im Holzofen erfahren.
Für Familien stehen Spielscheune und Spielplatz bereit. Wer lieber entspannt, findet auf einer der vielen Hausbänke einen ruhigen Platz. Ein besonderes Erlebnis bietet die Fahrt mit der Pferdekutsche – zwei kräftige Kaltblüter ziehen Besucher*innen durch das Gelände des Museums.