21. April 2025
Niederbayern

Vom Wildern und Paschen – Leben an der Grenze

(ra) Für die Natur ist es ein zusammenhängendes Waldgebiet, für die Menschen trennt eine Staatsgrenze den Bayerischen Wald vom Böhmerwald. Nur niedere Kantsteine aus dem anstehenden Granit markieren die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Wo man heute ohne Kontrolle über diese Grenze wandern kann, spielten sich im letzten Jahrhundert oft dramatische Szenen ab. Auf einer kostenlosen Führung am Sonntag, 11. Oktober durch das Freilichtmuseum Finsterau wird an das damalige Leben an der böhmischen Grenze erinnert.

Foto: Archiv Freilichtmuseum Finsterau

Beidseits der deutsch-tschechischen Grenze machten die Bewohner bewegte Zeiten durch. Auf bayerischer Seite wurde aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen manch spät entstandene Siedlung in den Höhenlagen wieder aufgegeben. Auf tschechischer Seite entschieden nach 1945 Staatsmächte über das Schicksal der Bewohner: Die deutsche Bevölkerung wurde aus dem Böhmerwald vertrieben, manche Grenzdörfer wurden komplett ausgesiedelt und ausgelöscht. Viele versuchten noch, unter gefährlichen Bedingungen Reste ihrer Habseligkeiten über die Grenze zu bringen.

War das Leben in dem Waldgebirge mit den langen Wintern ohnehin schon kraftraubend, brachten Krisenzeiten – die zwei Weltkriege, politische Umstürze und Vertreibung – zusätzliche Not. Die unüberschaubare Weite des Waldes verleitete den Ein und Anderen zu unerlaubten Grenzübertritten. Mit Schmuggeln oder „Paschen“ versuchte man an Lebensmittel zu kommen. Auch Wilderer, wie sie in Heimatromanen geschildert werden, hat es tatsächlich gegeben. So beschrieb beispielsweise Paul Friedl das abenteuerliche Leben des Wilddiebs und Schmugglers „Rehpeter“ in seinem Roman „Wilder Wald“.

Als sich die Tschechen 1990 von der kommunistischen Diktatur befreiten, hatte die 40-jährige Abriegelung die Menschen beidseits der Grenze entfremdet, die Staatsbarriere hatte auch eine Sprachbarriere entstehen lassen. Weitere drei Jahrzehnte später sind es vor allem der Tourismus und grenznahe Einrichtungen wie das Freilichtmuseum Finsterau, die über zweisprachige Medien die Wiederannäherung fördern.

Beginn ist um 14 Uhr. Die Führung ist im Museumseintritt enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Führung findet im Freien statt. Die Teilnehmer sollten sich über die aktuellen Hygienemaßnahmen unter Tel. 08557/9606-0 informieren. Je nach infektionsgeschehen in Bayern behalten sich die Verantwortlichen vor, Veranstaltungen abzusagen.