Urologischer Vortrag von Dr. Gunnar Krawczak bei den Landfrauen Leiblfing
(ra) Über einen voll besetzten Pfarrsaal hat sich Ortsbäuerin Elvira Penzkofer am Dienstagabend im Pfarrheim Leiblfing gefreut. Zum Vortrag von Dr. med. Gunnar Krawczak begrüßte sie zahlreiche interessierte „Frauen vom Land aus der gesamten Großgemeinde“. Der Chefarzt der Urologischen Abteilung an der Klinik Mallersdorf informierte im Rahmen der Landfrauen-Gesundheitsoffensive über das aktuelle Thema „Harninkontinenz bei der Frau“.

Nach der Vorstellung der Mallersdorfer Urologie, die als Hauptabteilung das nahezu gesamte Spektrum von ambulanten Sprechstunden bis hin zu großen Tumoroperationen abdeckt, erläuterte Dr. Krawczak, dass der Urologe „auch, aber nicht nur Männerarzt“ ist. Frauen machen nahezu die Hälfte der Patienten aus, insbesondere wegen geschlechtsspezifischer Risiken für Beckenboden- und Harnwegsbeschwerden.
Angst und Scham stehen Abhilfe im Weg
Unwillkürlichen Urinverlust im Alltag beschrieb Dr. Krawczak als „äußerst belastend für die Betroffenen“. Angst und Scham halten die Patientinnen oft jahrelang davon ab, professionelle Hilfe zu suchen und so wieder am sozialen Leben teilnehmen zu können. Dabei gebe es wirksame und schonende Behandlungsmöglichkeiten für die verschiedenen Arten der Harninkontinenz, von denen der Urologe insbesondere die Belastungs- und die Dranginkontinenz näher vorstellte.
Bei ersterer reichen die Schweregrade von Harnabgang nur bei abrupten Bewegungen bis hin zum Urinverlust selbst ohne Belastung im entspannten Liegen. Die Dranginkontinenz äußere sich im Gegensatz dazu durch häufigen und teils überfallartigen Harndrang mit ungewolltem Harnabgang. Dazu nannte Dr. Krawczak vielfältige Mischformen aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Von der Art der Inkontinenz hänge auch die Therapieform ab.
„Untersuchungen von erfahrener Hand schmerzfrei durchführbar“
Voran gehe in jedem Fall eine umfassende Diagnostik mit Befragung zur Krankheitsvorgeschichte, schmerzfreie Untersuchungen wie Bauchultraschall, Funktionsuntersuchungen und nach Bedarf auch Harnblasenspiegelung, Röntgen oder Blasendruckmessung. Die Bandbreite an Therapien bei Belastungsinkontinenz reicht je nach Krankheitsfortschritt von Physiotherapie, Beckenbodengymnastik, Blasentraining und Hilfsmittel zur Kontinenzverbesserung über Medikamente bis hin zur letzten Behandlungsstufe – der spannungsfreien Implantation eines Spezialbandes unterhalb der Harnröhre.
Der schonende minimal invasive Eingriff werde laut Dr. Krawczak in Mallersdorf mit jahrelanger Erfahrung und erfreulichen Erfolgen durchgeführt, die unmittelbar nach der OP spürbar sind. Die Therapie der Dranginkontinenz bezeichnete der Urologe hingegen als „Domäne der Medikamente“. Zahlreiche gut verträgliche Präparate stehen zur Verfügung. Für diejenigen Patientinnen, bei denen eine Therapie mittels Tabletten nicht zum gewünschten Erfolg führt, gibt es die Möglichkeit, im Rahmen eines kurzen Narkoseeingriffs ein Medikament mittels Blasenspiegelung direkt in die Blasenwandmuskulatur einzuspritzen. Es wirkt hier für sechs bis neun Monate. Diese Behandlung kann bei Bedarf wiederholt werden.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde setzten die Landfrauen mit interessierten Fragen ein Zeichen gegen die Tabuisierung des Themas. Im Namen der Anwesenden dankte Elisabeth Frey, Ortsbäuerin aus Hailing, Dr. Krawczak mit einigen selbstproduzierten Schmankerln der Landfrauen für seinen Vortrag und bestätigte, dass der Abend sehr dabei geholfen habe, „Angst zu nehmen und sich helfen zu lassen“.