Mallersdorf-Pfaffenberg

Überleben und Lebensqualität Ziel des Herzkatheterlabors

(ra) „Davon habe ich schon sechs Stück hier drinnen, eingesetzt von Dr. Schmid“, verkündet ein Besucher, tippt sich mit der einen Hand auf die Brust und mit der anderen auf einen ausgestellten Stent im Herzkatheterlabor der Klinik Mallersdorf. Wie insgesamt rund 100 Betroffene, Angehörige und Interessierte hat er am Sonntagnachmittag die Gelegenheit wahrgenommen, beim Tag der offenen Tür erstmals einen Blick in den 2020 in Betrieb genommenen Funktionsbereich unter der Ärztlichen Leitung von Chefarzt Dr. med. Werner Schmid zu werfen.

Besichtigung des Herzkatheterlabors der Klinik Mallersdorf. – Foto: Klinik Mallersdorf/Elisabeth Landinger

Infolge der Pandemie war dies bisher nicht möglich gewesen. Der stete Besucherstrom bewegte sich dank vorgeschalteter Teststation und Hygienekonzept geordnet zwischen Vortragssaal, Herzkatheterlabor und den Informationsständen der Klinik sowie der Deutschen Herzstiftung e. V., ehrenamtlich betreut von Elke Mehr. Auch den Blick in den vor der Klinik zur Besichtigung bereitgestellten Rettungswagen des BRK ließen sich die Teilnehmenden nicht entgehen. Währenddessen sorgten die Klinikküche und Verwaltung für das leibliche Wohl der Gäste.

Im Herzkatheterlabor selbst führten Chefarzt Dr. Schmid und sein Team die Anlage, Geräte und Instrumente vor. „Die Coronarangiographie, die Darstellung der Herzkranzgefäße, ist die Hauptaufgabe im Herzkatheterlabor“, erklärte Dr. Schmid. Dank hoher Bildqualität und Druckdrahtmessung erkennt der Kardiologe kritische Engstellen in Herzkranzgefäßen, die Risiken für einen Herzinfarkt darstellen. Der Kardiologe schränkte ein, dass nicht jede Engstelle, auch Stenose genannt, von vorne herein gefährlich sein muss: „Erst bei einem Stenosegrad von über 90 Prozent ist davon auszugehen, dass deswegen Belastungsangina vorliegt und der Patient von einer Stentimplantation profitiert.“ Entsprechende Engstellen können im Rahmen der Untersuchung gleich mit Ballonkathetern geweitet und mit Stents offengehalten werden.

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Großes Interesse weckte der neue Rotablator, ein druckluftbetriebener Diamantbohrer zur schonenden Vorbereitung besonders stark verkalkter Gefäße für die Weitung mit Ballon und Stentimplantation. Darüber hinaus erlauben die Gerätetechnik, hohen Hygienestandards und bauliche Konzeption des Mallersdorfer Herzkatheterlabors auch ein außergewöhnlich breites Spektrum an weiteren kardiologischen Untersuchungen und Behandlungen vor Ort. So werden regelmäßig auch Herzschrittmacher und Defibrillatoren im Herzkatheterlabor implantiert. „Überleben und Lebensqualität sind das Ziel der Behandlung im Herzkatheterlabor“, fasste Dr. Schmid zusammen.

Damit es gar nicht erst dazu kommt, dass derartige Eingriffe am Herzen nötig werden, empfahl der Chefarzt in seinem Vortrag einen herzgesunden Lebensstil, wie ihn auch Elke Mehr am Infostand mit den Materialien der Herzstiftung propagierte. „150 Minuten Bewegung pro Woche sind günstig“, riet Dr. Schmid, „ebenso die klassische Mittelmeerküche mit viel Gemüse und Obst.“ Bei den Risikofaktoren für die Koronare Herzkrankheit (KHK) spielen besonders ein hoher LDL-Cholesterinwert, unbehandelter Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, familiäre Vorbelastungen und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle, wobei Sitzen „das neue Rauchen“ sei.

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Als typische Herzinfarktsymptome nannte Dr. Schmid starken Brustschmerz, der auch in verschiedene Körperregionen ausstrahlen kann, ein Druck- oder Engegefühl in der Brust, bei Frauen auch weniger spezifische Symptome, wie Kurzatmigkeit bzw. Atemnot, Schweißausbrüche, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchschmerzen. Bei Alarmzeichen für einen Herzinfarkt rief der Kardiologe dazu auf, über die 112 umgehend den Rettungsdienst zu rufen „lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“.