Landkreis Straubing-Bogen

Trauer um Ernst Hinsken

(pw) Trauer um den Parlamentarischen Staatssekretär a. D. und langjährigen Kreisrat Ernst Hinsken. Der Haibacher verstarb am Sonntag im Alter von 77 Jahren. Aus dem Landratsamt Straubing-Bogen, vom CSU-Bezirksverband Niederband und vom stellvertretenden CSU-Parteivorsitzenden Manfred Weber gibt es erste Stellungnahmen.

Erst mit Ablauf der letzten Wahlperiode verabschiedete sich Hinsken im Frühjahr 2020 nach 48 Jahren aus dem Kreistag. Seit der Landkreisreform 1972 saß Ernst Hinsken in diesem Gremium. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1980 bis 2013 an und hatte als Abgeordnerter mehrere wichtige Funktionen.

Ernst Hinsken starb am Sonntag nach einer länger andauernden Krankheit im Alter von 77 Jahren – Foto: Haas (Archiv)

Bekannt wurde Ernst Hinsken bundesweit vor allem durch zwei Ereignisse: Als am 9. November 1989 in Berlin die Mauer fiel, stimmte Hinsken am Ende der Plenarsitzung im deutschen Bundestag gemeinsam mit ein paar Abgeordneten spontan die Deutschlandhymne an. Dank Ernst Hinsken steht eine rote Bahnhofslaterne aus dem Bayerischen Wald in Bonn im „Haus der Geschichte“. Hintergrund war, dass Deutschland 2002 beim Wirtschaftswachstum Schlusslicht in Europa war. Hinsken wollte dies transparent machen und überreichte eine rote Zuglaterne, die er sich in Bayerisch Eisenstein besorgt hatte, an Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (SPD). Dafür kassierte er eine Rüge vom damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse.

Ernst Hinsken brachte Merkel und Sarkozy nach Straubing

Über politische Erfolge – sowohl große als auch kleine – habe sich Ernst Hinsken immer sehr gefreut. Ein großes Ereignis war für ihn sicherlich der deutsch-französische Gipfel 2008 in Straubing gewesen. Um sich auf die EU-Ratspräsidentschaft vorzubereiten, bereiste Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verschiedene Länder. Bundeskanzlerin Merkel empfing ihn damals im Blauen Salon des Straubinger Rathauses. Gemeinsam mit Sarkozy und Merkel schritt Hinsken den Stadtplatz in Straubing entlang.

„Wir verlieren eine Persönlichkeit, die sich auf allen Ebenen jahrzehntelang und mit tatkräftigem Engagement für unsere Region eingesetzt und dabei besonderen Wert auf Bürgernähe gelegt hat. Viele Errungenschaften waren nur dank der Beharrlichkeit von Ernst Hinsken möglich. Unsere Gedanken sind in diesem Moment bei seiner Familie“, so Landrat Josef Laumer am Montag in einem Statement. „Ernst Hinsken war ein Architekt unseres Landkreises, ein Gestalter unserer Region“, betont der Landrat mit Blick zum Beispiel auf die Verdienste Hinskens um Tourismus, die Bundeswehr-Standorte im Landkreis, die Entstehung des Hafens Straubing-Sand oder auch die Einführung der Josef-Schlicht-Medaille.

Ernst Hinsken war unter anderem von 1980 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags, war Parlamentarischer Staatssekretär, Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus des Deutschen Bundestages, Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus, Vorsitzender des Unterausschusses Regionale Wirtschaftspolitik im Deutschen Bundestag und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie im Deutschen Bundestag.

Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Bayerischen Verdienstorden, dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Goldenen Medaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft, dem Goldenen Ehrenring des Deutschen Handwerks, der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber und der Verfassungsmedaille in Silber.

Zeit seines Lebens war Hinsken auch für sein soziales Engagement bekannt. Seinem Einsatz ist so zum Beispiel auch die Errichtung der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels zu verdanken.

Zum Tod von Ernst Hinsken erklärte der Europa-Abgeordnete und stellvertretende CSU-Parteivorsitzende Manfred Weber: „Ernst Hinsken war nicht nur ein Vollblutpolitiker, er war für ganze Politikergenerationen ein Vorbild: Seine Einsatz- und Leistungsbereitschaft, die Leidenschaft und auch die Hartnäckigkeit, mit der er sich für die großen und kleinen Projekte und Themen seiner Heimat eingesetzt hat, brachten ihm weit über Niederbayern hinaus Anerkennung.

Er hat dabei immer auf das Vertrauen der Menschen und den enormen Rückhalt in seinem Wahlkreis setzen können, nicht zuletzt, weil er vielen Menschen in persönlichen Anliegen hat helfen wollen und können. Er konnte es selten akzeptieren, dass es für ein Problem keine Lösung geben sollte. Besonders beeindruckt hat mich stets sein soziales Engagement, vor allem für Menschen mit Behinderung, das er außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung zusätzlich zu seinen vielfältigen Aufgaben gelebt hat. Vor seinem Lebenswerk können wir uns mit Dankbarkeit und Anerkennung nur verneigen.“

Der Bezirksvorsitzende der CSU Niederbayern, Bundesminister Andreas Scheuer, MdB teilte zum Tod von Ernst Hinsken mit: „Wir verlieren mit Ernst Hinsken einen Freund, der über Jahrzehnte die Politik in Niederbayern, Bonn und Berlin geprägt und maßgeblich mitgestaltet hat. Allein rund 45 Jahre gehörte er dem CSU-Bezirksvorstand Niederbayern an, viele Jahre als stellvertretender CSU-Bezirksvorsitzender. 33 Jahre hat er seinen Wahlkreis in Bonn und Berlin vertreten, zweimal erzielte er das beste Erststimmenergebnis aller deutschen Direktkandidaten.

Als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeslandwirtschaftsminister und langjähriger Tourismusbeauftragter der Bundesregierung hat er sich deutschlandweit einen Ruf als unermüdlicher Arbeiter und Anwalt der Interessen der Menschen gemacht. Mit Ernst Hinsken bleiben auch über seinen Tod hinaus viele Projekte in Niederbayern in Verbindung: Der Aufbau des Wissenschaftszentrums zum Universitätsstandort in Straubing, die Glasstraße durch den Bayerischen Wald und sein nimmermüder Einsatz für die Belange des Mittelstandes und der regionalen Wirtschaft.“