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Tod der Geburtshilfe – Hebammen vor dem AUS?

(ra) Der GKV-Spitzenverband (Vereinigung der gesetzlichen Krankenkassen) will die in Kliniken tätigen Beleghebammen zwingen, ihre Arbeitsorganisation auf eine nicht praktikable Weise umzustellen.  „Zu erwarten ist ein Kollaps der Geburtshilfe in Deutschland!“, behaupten am Dienstag Veronika Kaiser und Agnes Böllinger.   

Beleghebammen sind freiberufliche Hebammen und haben sogenannte Belegverträge mit Kliniken. Sie arbeiten in der Schwangerenvorsorge, halten Kurse, begleiten Geburten und betreuen Familien im häuslichen Bereich nach der Geburt. 2016 waren in Bayern 78 Kliniken mit insgesamt 72.175 Geburten im Belegsystem aktiv. Wohingegen nur 29 Kliniken mit 45.537 Geburten mit angestellten Hebammen arbeiteten.

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern, dass Beleghebammen höchstens zwei Frauen gleichzeitig betreuen dürfen. Da Schwangerschaftsbeschwerden und Geburten nicht planbar sind, ist diese Beschränkung nicht nur unrealistisch, sondern auch gefährlich. Der GKV-Verband erwartet, dass Kliniken die betroffenen Hebammen im Angestelltensystem beschäftigen. Vor allem erhoffen sie sich finanzielle Einsparungen.

In der Realität bedeutet dies allerdings nur eine Kostenverschiebung . Auch die Umstellung auf das Angestelltensystem ist schlichtweg nicht umsetzbar. Viele Hebammen haben sich in den letzten Jahren aus der Geburtshilfe zurückgezogen. Das Arbeitspensum steigt zunehmend, sowie die Angst vor juristischen Auseinandersetzungen. Junge Hebammen werden „verheizt“ – und für den Nachwuchs verliert der Beruf immer mehr an Attraktivität.

All das führt seit Jahren zu einem massiven Hebammenmangel und gerade Kliniken im angestellten Bereich können das 3-Schicht-System nicht mehr ausreichend besetzen. Wie aus der jüngsten Presse bekannt ist, mussten in München 2016 ca. 800 Frauen, die sich unter der Geburt befanden, abgewiesen werden, da es sowohl an Personal als auch an räumlicher Kapazität fehlte! Bereits Dutzende von Hebammen haben aus diesen Gründen ihre Tätigkeit niedergelegt. Im Belegsystem können sich die Hebammen individueller organisieren, womit eine flächendeckende Versorgung auch im ländlichen Bereich gewährleistet werden kann.

Im Angestelltensystem müssen die Kliniken einen erhöhten finanziellen Mehraufwand tragen. Außerdem gibt es für angestellte Hebammen keinen gesonderten Tarifvertrag, was für die Hebammen ein finanzieller Nachteil ist.

Die Forderungen des GKV-Spitzenverbandes stehen der Realität komplett entgegen! Setzt dieser Verband seine Forderungen durch, müssen weitere geburtshilfliche Abteilungen definitiv schließen! Noch mehr Hebammen werden ihren Beruf niederlegen!  Die Leidtragenden sind Familien, denn sie werden alleine gelassen!

Bayernweit würde das den totalen Zusammenbruch der Geburtshilfe bedeuten.

Am Klinikum Landshut sind wir aktuell zwölf Beleghebammen in Voll – und Teilzeit und begleiten jährlich ca. 800 Geburten. Ein Teilzeitmodell ist hier nur möglich, weil die Klinik die Hebammen finanziell unterstützt.