8. September 2024
Geiselhöring

Thema Trinkwasser – was hat sich in den letzten sechs Jahren in Geiselhöring getan?

(rp) Vor sechs Jahren startete die Geiselhöringer SPD ihre „SPD im Dialog-Reihe“ mit einer Fragerunde zur Wasserversorgung in Geiselhöring. Jetzt war es an der Zeit, zu fragen „Was hat sich in Sachen Trinkwasserversorgung seitdem getan?“ Am Donnerstag stand Werkleiter Ludwig Sigl vom Wasserzweckverband Mallersdorf der SPD, aber auch anwesenden Bürger*innen in der Taverne Korfu Rede und Antwort.

Ludwig Sigl (2.von links) vom Wasserzweckverband Mallersdorf informierte zum Thema Trinkwasserversorgung – mit dabei Ortsvereinsvorsitzende Barbara Kasberger und die Stadträte Josef Eisenhut (links) und Ludwig Kerscher – Foto: Rainer Pasta

Manfred Engl vom Wasserzweckverband Straubing-Land, der für die Versorgung der Ortsteile Pönning und Oberharthausen zuständig ist, musste kurzfristig absagen, beantwortete die drängendsten Fragen aber schriftlich vorab.

Durch das kurzweilige Wechselspiel zwischen Frage und Antwort erfuhren die Zuhörer, dass das Geiselhöringer Trinkwasser von guter Qualität ist und alle Grenzwerte unterschritten werden. Insbesondere bei der Nitratbelastung sehe es sehr gut aus, so die Experten. Unser Wasser müsse nicht extra aufbereitet werden. „Lediglich das Tiefenwasser aus den neuen Brunnen muss mit Sauerstoff angereichert werden, damit vorhandenes Eisen und Mangan ausfallen und abgefiltert werden können. Ansonsten würden die Schwebstoffe in den Leitungen ausflocken und diese verstopfen“, erklärte Ludwig Sigl und weiter: „Den Nitratwert weiter zu senken, ist unser großes Ziel.“ Die geltende Düngeverordnung bringe eine spürbare Verbesserung, so Sigl, aber es sei noch Luft nach oben.

In Mallersdorf wurde eine Filteranlage eingebaut, um die Reste des Mais-Unkrautmittels Atrazin mit Hilfe von Aktiv-Kohlefiltern aus dem Wasser zu bekommen und so die Trinkwasserqualität im gesamten Versorgungsgebiet auch langfristig auf gutem Niveau halten zu können. Die Anwendung von Atrazin ist zwar seit 1991 verboten, das „Gedächtnis des Bodens vergisst aber nichts“, so Sigl.

Was ist PFOA?

Wie Ludwig Sigl erklärte, taucht mehr und mehr eine neue Problemchemikalie auf: Perfluoroctansäure, wie PFOA mit vollem Namen heißt. Zu der Stoffklasse der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen gehören nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) etwa 4.700 verschiedene Substanzen. Das breite Einsatzspektrum der Perfluortenside hängt mit ihren wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften zusammen. S

o werden PFOA zum Beispiel in Papier- und Textilbeschichtungen eingearbeitet und finden sich auf Holzbänken sowie an Schlafsäcken, Regenjacken, Teflonpfannen, Zelten und Schlafsäcken wieder. Ihre stabile Struktur ist Fluch und Segen zugleich. Zwar sorgt diese für ein breites Einsatzspektrum in der verarbeitenden Industrie, bringt aber auch eine äußerst zähe Abbauzeit mit sich, also einer „Ewigkeitschemikalie“ könnte man sagen. Noch seien die gefundenen Mengen bei uns minimal und es bestehe keinerlei Gefahr für die Region, aber man müsse diese Stoffgruppe im Auge haben, so Sigl.

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Die Spitzberggruppe gibt es nicht mehr

Die wohl größte Veränderung hat sich bei der Trinkwasserversorgung der Ortsteile Oberharthausen, Pönning, Gunting, Reisberg, Oberholzen, Antenring, Kleinpönning, Grollhof der Stadt Geiselhöring ergeben. Sie wurden bis 30. April 2020 durch den Zweckverband zur Wasserversorgung der Spitzberggruppe mit Wasser versorgt. Die Spitzberggruppe war ein Zusammenschluss der Gemeinden Aholfing, Atting, Perkam, Rain, Feldkirchen, Leiblfing sowie der Städte Straubing und Geiselhöring. Ansonsten wird die Stadt Geiselhöring nach wie vor über den WZV Mallersdorf mit Wasser versorgt.

Aus Effizienzgründen hat sich der ZV Spitzberggruppe mit Wirkung ab 1. Mai 2020 mit den benachbarten Zweckverbänden zur Wasserversorgung der Aitrachtalgruppe, der Buchberggruppe sowie der Irlbachgruppe und dem Geschäftsstellenzweckverband Aitrachtal-, Buchberg-, Irlbach- und Spitzberggruppe zusammengeschlossen und seine Aufgaben und sein Vermögen auf den neuen Wasserzweckverband Straubing-Land übertragen. Das heißt: aus fünf selbständigen Zweckverbänden wurde am 1. Mai 2020 ein großer Wasserzweckverband.  Dadurch kann vor allem die Verwaltungsarbeit deutlich effektiver gestaltet und Aufwand eingespart werden.

Neue Brunnen und Wasserwerke

Der neue Wasserzweckverband hat Brunnen und Wasserwerke in Leiblfing, Münster und Straßkirchen und versorgt rund 40.000 Einwohner in 15 Gemeinden sowie Ortsteilen der Städte Straubing und Geiselhöring mit Wasser. Das Wasser für die Geiselhöringer Ortsteile wird nach wie vor aus den Brunnen 3 und 4 bei Leiblfing bezogen und muss nicht aufbereitet werden. An der Wasserversorgung der Bürger selbst hat sich also durch den Zusammenschluss überhaupt nichts verändert.

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Die Greißinger Anlage wurde inzwischen, wie geplant abgeschaltet, weil eine Sanierung zu aufwendig gewesen wäre. „Die Versorgung von Geiselhöring ist über Sallach und die neuen Brunnen aus Mallersdorf gesichert“, stellte Ludwig Sigl fest.

Verbrauch weitgehend konstant – aber die Preise stiegen

Lag der Wasserpreis in Geiselhöring 2018 noch zwischen 1,04 Euro (WZV Mallersdorf) und 1,06 Euro (WZV Spitzbergen) pro 1000 Liter, so wurde er mittlerweile auf 1,44 Euro/m³ (SR) und 1,79 Euro/m³ (Mallersdorf) angehoben. Als Gründe wurden v.a. die höheren Beschaffungskosten für Strom, Material und Betriebsmittel und somit auch viele Kosten für die Unterhaltung der bestehenden Wasserversorgungsanlagen angegeben.

Der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch liegt in Geiselhöring immer noch bei rund 120 Liter pro Person und Tag. „Wir werden keine Versorgungsschwierigkeiten haben“, so die Aussage der Wasserversorger. Die Wasserzweckverbände stellen sich den Herausforderungen der Zeit und halten ihre Anlagen auf dem Stand der Technik. Gefahren für die Versorgung sehen die Fachleute also nicht, weisen aber auf die Problematik von möglichen Verschmutzungen der Brunnen hin.

Grundwassersituation

Der Grundwasserstand und die Neubildung von Grundwasser nahmen in der Diskussion einen breiten Raum ein. „Bei den Quellen und normalen Brunnen kann es durchaus zu Einschränkungen kommen, da diese durch Oberflächenwasser befüllt werden“, so Ludwig Sigl, und damit würde es mehr und mehr Probleme geben. Die Grundwasserneubildung werde wesentlich durch den Anteil des Niederschlags bestimmt, der als Sickerwasser aus der durchwurzelten Bodenzone den Grundwasserleiter erreiche.

Nur aus etwa 20 bis 25 Prozent des Niederschlags werde bayernweit tatsächlich Grundwasser gebildet. Obwohl die Niederschlagsmenge pro Jahr mehr oder weniger gleichbliebe, komme immer weniger Oberflächenwasser im Grundwasser an. Versiegelung, schnellerer Ablauf, größere Regenmengen pro Regenereignis, lange Trockenphasen usw. seien schuld daran, erklärte Werkleiter Sigl. Bei der Versickerung und damit der Grundwasserneubildung komme einem gesunden, humusreichen Ackerboden eine entscheidende Wirkung zu, so Ludwig Sigl abschließend.