Tag 1 nach dem verheerenden Brand des historischen Rathauses
(jh) Der Schock sitzt tief und Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr kann fast immer noch nicht glauben: „Unseren Rathaussaal einmal so zu sehen – das hätte ich nie gedacht!“ Er steht am Samstagmorgen einer Ruine gegenüber. Ein Blick durch die Fenster führt in eine deckenlose Perspektive. Doch Perspektivlosigkeit herrscht für die Verantwortlichen im Rathaus nicht vor. Schon gibt es die ersten Entscheidungen, damit am Montag die Arbeit wieder weitergehen kann.

Noch ist das Gebäude weiträumig aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Der Giebelaufsatz des dreigeschossigen Gebäudes steht frei. Vorher war er über den Dachstuhl gesichert. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen Statiker davon aus, dass er nicht herunterbricht. Dennoch wird diese Zuversicht nicht überall geteilt. Deshalb wird schnellstmöglich versucht, die Giebelfront abzusichern. Immerhin wären bei einem Einsturz nicht nur der historische Stadtturm, der in diesem Jahr sein 700. Bestehen feierte, gefährdet. Auch Teile des Christkindlmarktes könnten erheblich beeinträchtigt werden.

Von einer Schadenshöhe spricht niemand. Er wird in die Millionenhöhe gehen. Doch: „Der ideelle Schaden liegt weitaus höher“, sagt das Stadtoberhaupt. Der historische Rathaussaal ist unersetzlich. Die Gemälde, die Wandverkleidung und die Wandteppiche konnten nicht gerettet werden. Noch dramatischer ist der Verlust der gotischen Fenster. Die Originalscheiben haben mehrere Jahrhunderte überlebt – auch den 1. und 2. Weltkrieg.
Die benachbarten Gebäude auf dem Theresienplatz und der Simon-Höller-Straße wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Zumindest die Dachstühle hat es voll erwischt. Im Rathaus selber ist der komplette historische Bereich ein Raub der Flammen geworden. Betroffen sind neben dem Historischen Rathaussaal, die Stadtkasse und die Büros der Fraktionen. Der Blaue Saloon wurde nicht komplett zerstört, aber erheblich beschädigt.
Auch der neue Sitzungssaal ist jetzt nicht mehr nutzbar. Im Erdgeschoss befindet sich an der Ecke zur Simon-Höller-Straße das Amt für Tourismus. Die vor Jahren eingezogene Betondecke hat bis jetzt standgehalten. Doch das eingestürzte Gebälk und die Innenmauerteile belasten die Decke erheblich.
Auch die Geschäfte im Bereich des Rathauses wurden in Mitleidenschaft gezogen. Wie der Pressesprecher der Stadt, Johannes Burgmayer, auf Anfrage erklärte, sei sowohl der Bioladen Fröhlich und das benachbarte Café, in dem in der Adventszeit Lebkuchen verkauft werden, geschlossen. Ebenfalls zu bleiben müssen Geschäfte im nördlichen Bereich des Stadtturms sowie ein Teil der Geschäfte in der Simon-Höller-Straße.

Der Rathausbetrieb wird am Montag aber wieder aufgenommen. „Etwa 80 Prozent der Büros sind nutzbar“, sagte Pannermayr. Doch vorerst muss die Stromversorgung und die Heizung wieder neu angeschlossen werden. Auch das Telefon und das Datennetz sind außer Betrieb. Die gespeicherten Datensätze scheinen den Brand unbeschadet überstanden zu haben.
Wie Johannes Burgmayer aber ergänzte, werde versucht, dass ab Montag eine zentrale Rufnummer eingerichtet wird (sobald diese vorliegt, wird auch regio-aktuell24 darüber informieren!). Burgmayer bittet aber um Verständnis dafür, dass es nächste Woche zu Beeinträchtigungen kommen wird.