20. April 2025
Straubing

Straubinger Trinkwasser wird wieder mineralreicher, aber auch härter

(ra) Grundwasser hat ein langes Gedächtnis, aber die Zusammenarbeit der Stadtwerke Straubing mit der Landwirtschaft im Wasserschutz- und Kooperationsgebiet zeigt mittlerweile Wirkung. Die Nitratbelastung des Grundwassers im Zustromgebiet der Flachbrunnen in Straubing ist seit den 90er Jahren um 15 mg/l gesunken und liegt im Mittelwert knapp über 30 mg/l. „Damit zählt der Grundwasserableiter nicht mehr zu den stark belasteten Gewässern. Im Mischwasser ergeben sich z.Zt. 18 mg/l Nitratbelastung“, heißt es am Montag in einer Mitteilung der Stadtwerke.

Die Stadtwerke werden zukünftig das Mischungsverhältnis von Flach- und Tiefbrunnenwasser stufenweise verschieben. Im ersten Schritt wird der Anteil des Flachbrunnenwassers von 50 auf 70 Prozent angehoben.

Das Straubinger Trinkwasser wird mineralreicher, aber auch härter. – Foto: Pixabay

Die Stadtwerke haben sich für einen stufenweisen Rückzug vom Tiefenwasser entschieden, um zu sehen, welche Auswirkungen dies langfristig auf den Nitratgehalt im Rohwasser hat. Dazu heißt es von den Stadtwerken: „Die Fließverhältnisse im Wasserschutzgebiet sind gut erforscht. Dennoch weiß man nicht ganz genau, wie sich die Nitratwerte entwickeln, wenn wieder mehr Wasser aus dem Gebiet entnommen wird und damit auch aus den Grundwasserströmen der Umgebung mehr nachfließt.“

Außerhalb des Straubinger Wasserschutzgebietes sind die Nitratwerte sehr wohl im kritischen Bereich, wie der aktuelle Nitratbericht des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zeigt.

Durch die Veränderung des Mischungsverhältnisses verändert sich die Wasserhärte von den derzeitigen Werten zwischen 16 bis 18 °dH auf voraussichtlich 19 bis 21 °dH. Der Härtebereich nach dem „deutschen Waschmittelgesetz“ bleibt bei „hart“. Eine Änderung der Dosierung von Wasch- und Reinigungsmitteln ist deshalb in der Regel nicht notwendig.

Der Anstieg der Wasserhärte wird sich wegen des Mischungsverhaltens im Rohrnetz und den Speicherbehältern eventuell über einige Tage hinziehen.

Sollten die Nitratwerte nach der Änderung der Mischverhältnisse wieder eklatant steigen, bleiben für die Stadtwerke drei Möglichkeiten: Die Erweiterung des Wasserschutzgebietes, die Anschaffung einer teuren Aufbereitungsanlage oder die erneute Beantragung auf Entnahme des Tiefenwassers. Zurückgebaut werden die Tiefbrunnen, in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, vorerst nicht.

Hintergrund:
In einer landwirtschaftlich so intensiv genutzten Region wie dem Gäuboden, werden auch entsprechend mineralische Düngemittel eingesetzt. In den 90er Jahren war die Nitratkonzentration des aus den Quartärbrunnen geförderten Trinkwassers (13 bis 18 Meter Tiefe) bereits bis knapp unter den Grenzwert der Trinkwasserverordnung gestiegen. Zugleich mussten neue Brunnen gebaut werden, da die ältesten Brunnen ihre kritische Lebensdauer erreicht hatten und außerdem die Stadt Straubing Raum zur Ausweisung von neuen Baugebieten benötigte.

Seit 30 Jahren wird deshalb etwa die Hälfte des Straubinger Trinkwasserbedarfs durch drei Tertiärbrunnen gedeckt. Das aus bis zu 160 m Tiefe geförderte Wasser ist 10.000 bis 30.000 Jahre alt und deshalb frei von den Schadstoffen unserer Industriegesellschaft.

Die Tiefenwässer genießen besonderen Schutz. Die wasserrechtliche Genehmigung zur Nutzung läuft bereits 2022 aus und war mit einem Sanierungskonzept für die Quartärbrunnen verknüpft. Es war also von Anfang an geplant, diese Ressource langfristig weniger bzw. gar nicht mehr zu nutzen und für künftige Generationen zu schonen.