Sind zertifizierte Bioabfallbeutel tatsächlich beim ZAW-SR kompostierbar?
(ra) In den vergangenen Wochen haben verschiedenste Medienberichte Zweifel an der Abbaubarkeit von zertifiziert kompostierbaren Bioabfalltüten aufkommen lassen. Es ist z. B. die Rede von „kleinen Kunststoffteilchen“ die im Kompost zurückbleiben oder „vermeintlich biologisch abbaubaren Beuteln“.
C.A.R.M.E.N. e.V. hat daher bei einem Experten für Abfallwirtschaft, Gangolf Wasmeier, stellvertretender Geschäftsleiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW-SR) nachgefragt, ob zertifizierte Bioabfallbeutel in seiner Anlage kompostierbar sind und welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen. „Sie sind in unserer Anlage kompostierbar. Sie brauchen aber eine gewisse Zeit bis sie sich abbauen und auch einen gewissen Temperaturbereich“, so Wasmeier.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Warum stellen Kunststoffe im Kompost ein Problem dar?
Wasmeier: Kunststoffe sind selbstverständlich ein Störstoff für die Verarbeitung in unserer Vergärungs- und Kompostieranlage. Sie müssen wieder herausgefiltert werden, um eine gute Qualität an Komposten produzieren zu können. Wir vermarkten unsere Komposte in hoher Qualität. Dazu müssen sie möglichst frei von Kunststoffen sein, damit diese nicht auf den Acker oder in den Garten gelangen.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Sind kompostierbare Bioabfallbeutel in Ihrer Anlage kompostierbar?
Wasmeier: Sie sind in unserer Anlage kompostierbar. Sie brauchen aber eine gewisse Zeit bis sie sich abbauen und auch einen gewissen Temperaturbereich. Das schaffen wir in aller Regel in unserer Anlage, aber es gibt aber auch immer wieder einzelne Stücke, die am Rand liegen und daher nicht vollständig zersetzt sind. Sie werden dann als Störstoff aussortiert und in der Müllverbrennungsanlage entsorgt.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Warum ist eine Kompostierung dieser Beutel in Ihrer Anlage möglich, aber in vielen anderen Anlagen oder Landkreisen nicht zugelassen?
Wasmeier: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Vor allem die Art des angewandten Verfahrens spielt eine Rolle. Gerade bei der Flüssigvergärung kann es passieren, dass sich Beutel um die Rührwerke wickeln und so den Betrieb schwer behindern.
Viele Anlagenbetreiber bereiten den Biomüll bereits zu Beginn des Verwertungsverfahrens auf, d.h. sie sortieren die Störstoffe vorab aus. Der abbaubare Kunststoff kann hier nicht vom herkömmlichen unterschieden werden und wird entsprechend aussortiert. Um diesen Aufwand zu vermeiden, wollen sie weder herkömmlichen Kunststoff, noch biologisch abbaubaren in ihrer Anlage haben.
Außerdem können die kompostierbaren Beutel nicht immer von herkömmlichen Plastiktüten unterschieden werden. Viele Kollegen befürchten daher, dass bei Zulassung der abbaubaren Beutel irritierte Verbraucher Plastiktüten verwenden, bzw. die Abfuhrteams beim Leeren nicht unterscheiden können, welche Art von Tüten in der Biotonne liegen. Somit würde sich der Störstoffanteil womöglich noch erhöhen. Außerdem kann es dazu führen, dass mal eine Tonne nicht geleert wird, obwohl es sich beim Inhalt um eine abbaubare Tüte handelt.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Wie erkennen Verbraucher welche Bioabfallbeutel überhaupt für die Biotonne geeignet sind?
Wasmeier: Wir verkaufen auch selbst solche Tüten. Die Tüten sollten möglichst flächendeckend mit diesem grünen Keimling bedruckt sein, dann erkennen erstens die Verbraucher selbst, aber auch unsere Kontrolleure, dass die Tüte kompostierbar ist. Somit gibt es auch keine Beanstandungen bei der Biomüllsammlung, sie wird als kompostierbar erkannt und ist für uns verarbeitbar.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Worauf sollten Verbraucher bei der Nutzung der Beutel speziell achten?
Wasmeier: Die großen Säcke, die zur Auskleidung der Biotonne verwendet werden, werden häufig über den Rand gestülpt. Da kann es leicht passieren, dass sich der Sack bei der Entleerung verhakt und dann Biomüll auf die Straße fällt. Hier ist es wichtig, dass der Sackrand vor der Leerung oben in die Tonne gefaltet wird. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Beutel deutlich und flächig mit dem grünen Keimling gekennzeichnet sind. Das ist ganz wichtig, damit wir erkennen, dass es sich um eine zulässige abbaubare Tüte handelt.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Sie haben das zwar schon angesprochen, aber wie könnte aus Ihrer Sicht das Sammelsystem mit den kompostierbaren Beuteln verbessert werden?
Wasmeier: Die richtigen Tüten verwenden! Das ist aus meiner Sicht das Entscheidende. Neben den Beuteln aus biologisch abbaubaren Kunststoffen sind auch Papiertüten zugelassen. Man kann aber auch einfach Zeitungspapier zum Einwickeln von Bioabfall benutzen.
Wichtig ist für viele Verbraucher, dass man in der Küche hygienisch sammeln kann. Damit ist die Biomüllsammlung im Haushalt gut akzeptiert.
C.A.R.M.E.N. e.V.: Und nun unsere letzte Frage: Was darf in Straubing eigentlich in die Biotonne?
Wasmeier: In die Biotonne dürfen im Grunde alle pflanzlichen Abfälle aus der Küche und dem Garten. Auch Speisereste aus dem Haushalt inklusive Fleischabfälle sind erlaubt. Speisereste aus der Großgastronomie, also aus Kantinen oder Großküchen, allerdings sind tabu, diese dürfen wir nicht verarbeiten.
Nichtkompostierbare Abfälle wie Glas, Metall und Plastik dürfen auf keinen Fall in den Bioabfall. Das bedeutet, dass verdorbene Lebensmittel unbedingt ausgepackt werden müssen, bevor sie in der Biotonne entsorgt werden. Wir finden immer wieder Gartenscheren oder Besteck. Das wird sicherlich meist versehentlich weggeworfen. Besonders schlimm sind Gläser oder Steine. Diese bereiten bei der Zertifizierung des Kompostes natürlich große Probleme. Kleinere Steine und Glassplitter sind schlecht auszusieben, weil sie durch die Sieblöcher fallen, gelten aber trotzdem als Störstoff.
Ganz wichtig ist auch, dass außer den angesprochenen kompostierbaren Beuteln keinesfalls andere biologisch abbaubare Produkte, wie z.B. Partygeschirr, Verpackungen oder dergleichen, in die Biotonne dürfen. Selbst wenn die Produkte als kompostierbar deklariert sind, sind sie nicht für die Biotonne zugelassen. Diese Vorgabe gilt bundesweit.