Schulmedizin trifft in Bogen Alternativmedizin – „Das Beste aus zwei Welten“
(ra) Einen vollen Saal hatten die Klinik Bogen und die AOK am Donnerstag im Kulturforum Oberalteich zu verzeichnen, als beim 21. Gesundheitsabend Dr. med. Stefan Hager, der Ärztliche Direktor der TCM-Klinik Bad Kötzting, über Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) referierte.

Wilhelm Lindinger, Fördervereinsvorsitzender der Klinik Bogen, Georg Kagermeier von der AOK-Direktion Straubing und Moderator Dr. med. Andreas Comman, Chefarzt der Viszeralchirurgie der Klinik Bogen freuten sich über das Interesse. „Schulmedizin trifft Alternativmedizin“ übertitelte Dr. Comman die Veranstaltung, deren Sinn der TCM-Arzt Dr. Hager mit einem Zitat des Physikers Werner Heisenberg pointierte: „Die fruchtbarsten Entwicklungen haben sich überall dort ergeben, wo zwei unterschiedliche Arten des Denkens zusammentrafen.“
Dr. Hager erklärte, dass die TCM nicht nur therapiert, sondern auch motiviert, mehr für die Gesundheit zu tun. Ein europäisch-chinesisches Lebensstilprogramm lehrt konkrete Maßnahmen hierfür. Zentrale Begriffe aus der TCM übersetzte Dr. Hager für die Zuhörer, zum Beispiel fließendes Qi als ungestörte Körperfunktionen, Xue als gute Durchblutung, Yin und Yang als Ruhenerv und Leistungsnerv. Viele Organbezeichnugen werden in der TCM weiter gefasst als in der Schulmedizin. So stehe Nierenenergie für ererbte Grundenergie. Diese könne man wie eine Batterie geladen halten durch Yangsheng, also Gesundheitsvorsorge. Die Leber stehe im Organ-Funktionskreis für Ärger, Frust oder Depression, was der Redewendung „Laus über die Leber gelaufen“ entspricht.
„Bewegung hilft hiergegen am besten“, empfahl Dr. Hager, „aber auch Emotionsbeobachtung und -benennung zum Beispiel als Tagesrückschau, Freude- und Dankbarkeitstagebuchs.“ Als Bewegungsziel riet der TCM-Arzt zu 10 000 Schritten täglich, um der Lebensspanne 10-12 gesunde und erfüllte Jahre mehr abgewinnen zu können. Bewegung wirke antidepressiv und baue Energie auf. Damit sie nicht zu langweilig wird, helfe ein Gesprächspartner oder mediale Unterhaltung. „Nutzen Sie die Musik Ihrer Jugend aus der Zeit, als Sie zwischen 15 bis 25 Jahre alt waren“, rief der Referent.
Diese habe sich als besonders anregend für die Bewegungsmotivation erwiesen. Dr. Hager bat das Publikum, sich vorzustellen, es gebe eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt eine Bank, bei der man 100 Euro einzahlen könnte, dafür aber 900 Euro ausgezahlt bekommt. So verhalte es sich auch mit der investierten Stunde Bewegung, für die man 9 Stunden gesunde und erfüllte Lebensspanne zurückbekomme.
Am wirksamsten sei im Lebensstilprogramm die gesunde Ernährung. Gemäß TCM wirke diese direkt auf Milz und Magen als Körpermitte. Ein schwaches Milz-Qi umfasse alle Zivilisationskrankheiten wie Schlaganfall, Bluthochdruck, Übergewicht und Krebs. Eine amerikanische Studie habe ergeben, dass das Blut nach zwei Wochen Bewegungstraining seine Fähigkeit vervierfacht, Krebszellen zu bekämpfen. Nach zwei Wochen ohne tierische Lebensmittel verachtfache sie sich sogar. „Im Darm sitzt das lange Leben“, sei eine Jahrtausende alte chinesische Weisheit, ebenso dass „der Magen keine Zähne hat“, sprich: „Gut gekaut ist halb verdaut.“ Weitere Erkenntnisse wie regelmäßig und vollwertig zu essen oder abends weniger zu sich zu nehmen, seien in fast allen Kulturen bekannt, werden aber mit unterschiedlicher Disziplin befolgt.
„Setzen Sie sich konkrete Ziele, die Sie sich immer wieder vor Augen halten, zum Beispiel als Klebezettel am Badspiegel“, empfahl Dr. Hager. „Werden Sie Manager Ihrer Gesundheit und nutzen Sie das Beste aus zwei Welten“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg. Die Schulmedizin rette täglich Leben mit Operationen und Medikamenten, stellte Dr. Hager fest. Damit man Krankheitsphasen aber gut übersteht, ohne dass gleich die „Nierenbatterie“ leer wird, sei der vorangegangene Lebensstil oft entscheidend.