Schneebruch in Sankt Englmar – So erlebte es Oberlöschmeister Schmelmer
(ra) Die Gefahr auf den Straßen rund um Sankt Englmar (Landkreis Straubing-Bogen) ist gebannt. Seit Montagmorgen sind die meisten Straßen wieder passierbar. Christian Schmelmer, Oberlöschmeister und Gruppenführer in der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Englmar lässt die vergangenen 24 Stunden Revue passieren:

Es ist Sonntag um halb sieben Uhr. Kreisbrandrat Albert Uttendorfer und Kreisbrandinspektor Markus Weber im St. Englmarer Gerätehaus ein, um die aktuelle Lage zu besprechen. Aufgrund der Vielzahl an abgebrochen Bäumen auf den Straßen wird entschieden, ein Lagezentrum einzurichten, um das sich abzuzeichnende größere Einsatzaufkommen besser koordinieren zu können.

Das Gerätehaus in St. Englmar und alle Fahrzeuge der umliegenden Wehren sind ab sieben Uhr vollständig besetzt, um eintreffende Einsätze unmittelbar und ohne Sirenalarmierung durchgehend abarbeiten zu können.
Zeitgleich wird entschieden, die Zufahrtsstraßen zu sperren, um einer Gefährdung der Verkehrsteilnehmer zuvor zu kommen. Durch die dadurch nötige Verkehrslenkung und die zahlreichen ständig auf die Straßen stürzenden Bäume werden die Einsatzkräfte bis an ihre körperlichen Grenzen gefordert.
Landrat Josef Laumer kommt persönlich nach Sankt Englmar, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Einsatzleitung tatkräftig zu unterstützen.
Oberstes Ziel der Einsatzkräfte ist es, mindestens eine der nach St. Englmar führenden Straßen freizuhalten, um den anwesenden Feriengästen die Abreise und Versorgungsfahrzeugen die Anfahrt zu ermöglichen. Die Fahrzeuge werden jeweils kolonnenweise gesammelt und mit Feuerwehrbegleitung blockweise eskortiert.

Mit einem Polizeihubschrauber soll gegen Mittag versucht werden, die Bäume durch den Rotorenwind von der Schneelast zu befreien. Aufgrund des starken Nebels muss der Helikoptereinsatz abgebrochen werden. Dadurch bleibt nichts anderes übrig, als die Staatsstraße St2139 vollständig zu sperren. Eine Umleitungsstrecke über die Kreisstraße SR 38 wird eingerichtet.


Am Nachmittag wird immer klarer, dass ein Schulbetrieb in der Region für Montag wohl nicht mehr durchführbar sein würde. Um 16.15 Uhr wird beschlossen, die Schulen geschlossen zu halten.
Da alleine mit Motorsägen das Einsatzaufkommen nicht mehr abzuarbeiten und manche Straßen nicht mehr frei zu halten sind, werden mehrere Forstbetriebe damit beauftragt, mit den Spezialfahrzeugen „Harvester“ die umgefallenen und gefährdeten Bäume umzuschneiden beziehungsweise den Schnee von den Bäumen abzuschütteln. Währenddessen werden die Straßen, an denen gerade gearbeitet wird, vollständig gesperrt.
Das Rote Kreuz hält den normalerweise nur tagsüber besetzten Rettungswagen in St. Englmar auch nachts in Bereitschaft, um gemeinsam mit den ortsansässigen Notärzten und der Bergwacht die medizinische Versorgung der Bevölkerung und Feriengäste sicherzustellen. Auch die Mitarbeiter des Winterdienstes befinden sich im Dauereinsatz, um den stetig zunehmenden Schneemassen Herr zu werden.
Während der gesamten Nacht werden die Sperrungen aufrechterhalten, was bedeutete, dass manche Feuerwehrkameraden und unsere Kollegen vom Technischen Hilfswerk die ganze Nacht in ihren Einsatzfahrzeugen verbrachten. Zeitgleich versehen mehrere Fahrzeugbesatzungen zusätzlich durchgehenden Bereitschaftsdienst in ihren Gerätehäusern, um nötigenfalls schnell reagieren zu können.

Glücklicherweise wendet sich die Wetterlage am frühen Montagmorgen auf unsere Seite und Tauwetter ohne weitere Niederschläge setzt ein, was dazu führt, dass sich die Schneelast auf den Bäumen verringert. Dadurch entspannt sich die Situation spürbar.
Ab fünf Uhr können die meisten Straßen wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Bei der Abschlussbesprechung um sechs Uhr morgens berichtet der Einsatzleiter Kreisbrandrat Uttendorfer von der sich deutlich gebesserten Lage und spricht allen Einsatzkräften seinen Dank für die außergewöhnliche Leistungen aus, die alle gemeinsam erbracht hatten. Auch Bürgermeister Anton Piermeier, der selbst von Anfang als Feuerdienstleistender mit dabei war, überbringt seine Anerkennung für die unermüdlichen Anstrengungen aller Beteiligter. Dank ihnen konnte trotz des Ausnahmezustands das tägliche Leben der Bevölkerung fortgesetzt werden.

Für die meisten Kameraden ist der Einsatz zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht vorbei. Nach dem intensiven Material- und Personaleinsatz der vergangen Tage müssen jetzt die Fahrzeuge und Geräte wieder auf Vordermann gebracht werden.
Unsere Feuerwehr hält noch bis 13 Uhr den Bereitschaftsdienst aufrecht.
Vom ersten Alarm am Samstagabend bis zum wohlverdienten Feierabend am Montag vergingen insgesamt 43 Stunden im Dauereinsatz, während denen die Einsatzkräfte jeweils nur für wenige Stunden nach Hause zur Erholung konnten.
Was vielen Helfern wohl in Erinnerung bleiben wird, sind nicht nur die vielen umgestürzten Bäume und die Schneemassen, sondern die sich insbesondere in diesen schwierigen Zeiten zeigende große Kameradschaft und ein unvergleichlicher Zusammenhalt.