20. April 2025
Landkreis Landshut

Rund 3.200 Jahre alten Bärenschädel bei Ausgrabungen gefunden

(ra) Dass es sich bei der Gemeinde Ergolding um ein spannendes Pflaster für Archäologen handelt, ist schon seit längerer Zeit bekannt. In der vergangenen Woche untersuchte die Kreisarchäologie Landshut unter der Leitung von Kreisarchäologen Thomas Richter die Bauparzelle eines Einfamilienhauses am nordöstlichen Ortsrand. Dort fanden sich unter anderem Siedlungsspuren der späten Bronzezeit um etwa 1.200 vor Christus.

Nach bisherigem Stand der Auswertung stand im Bereich der heutigen Baugrube vor 3.200 Jahren ein in Fachwerkbauweise errichtetes bronzezeitliches Haus. Direkt neben dem Haus lag ein Brunnen der die Wasserversorgung der Bewohner sicherte.

Der stolze Finder Michael mit dem Bärenschädel - Foto: privat
Der stolze Finder Michael mit dem Bärenschädel – Foto: privat

Den bemerkenswertesten Fund der Grabung tätigte der neunjährige Neffe des Bauherrn, der die Archäologen bei ihrer Arbeit tatkräftig unterstützte. In einer Grube, die zur Errichtung eines Hauspfostens angelegt worden war, fand er den nahezu vollständig erhaltenen Schädel eines Bären. Neben Kreisarchäologen Thomas Richter freute sich auch Amtstierärztin Dr. Marion Ehrenhofer-Zettler über den Fund, die das Skelettteil eindeutig als Bärenschädel identifizierte.

[the_ad id=“3948″]Dass in Bayern auch Bären heimisch waren, ist noch aus der jüngeren Vergangenheit bekannt. So ist die letzte Bärenjagd in Bayern für das Jahr 1835 in Ruhpolding verbürgt.  Der Fund aus dem heutigen Ortsbereich von Ergolding offenbart nun, dass der Bär auch im Landshuter Raum heimisch war und ermöglicht so einen seltenen Einblick in die Umwelt der bronzezeitlichen Ergoldinger: Offensichtlich lag es durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen, dass man in der Bronzezeit bei einem Gang durch die Wälder oder bei der Feldarbeit einem Bären begegnen konnte.

Bemerkenswert ist der Fund aber auch, da der Schädel vollständig mit allen Zähnen in der Grube gelangte. In der Urgeschichte waren durchlochte Bärenzähne beliebte Schmuckstücke, die der Jäger als Trophäen seiner Kraft und seines Könnens für alle sichtbar an sich trug. Die Vollständigkeit des Ergoldinger Fundes lässt vermuten, dass es sich bei der Niederlegung um einen rituellen Akt, eventuell ein Bauopfer, gehandelt haben könnte, mit dem möglicherweise der Schutz des Hauses erbeten worden war.