21. April 2025
GeiselhöringPolizeimeldungen

Razzia bei Baumann in Geiselhöring: Sechs Millionen hinterzogen? – Update 1

(jh) Es ist noch nicht einmal das Ermittlungsverfahren wegen Wahlfbetrugs abgeschlossen, da kommt noch ein weiterer heftiger Vorwurf auf die Baumann’s in Geiselhöring hinzu: Es sollen über sechs Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge nicht bezahlt worden sein. Die eingesetzten Erntehelfer des Spargel- und Erdbeerbetriebes sollen bewusst zum Schein als Selbständige entlohnt worden sein. Am Dienstag erfolgte eine umfangreiche Razzia auf dem Hof der Baumanns und weiteren 13 Objekten. Laut Staatsanwaltschaft waren 140 Beamte im Einsatz.

Wieder sind es Erntehelfer, die vom Unternehmen Baumann für kriminelle Machenschaften missbraucht worden sein sollen. Vor gut zwei Jahren nahmen rund 500 – vorwiegend rumänische – Erntehelfer zu unrecht per Briefwahl an der Kommunalwahl teil und sorgten für eine Wiederholung der Wahl in Geiselhöring und im Landkreis Straubing-Bogen. Dr. Rose-Marie Baumann steht unter dem Verdacht, für den Wahlskandal in Geiselhöring mitverantwortlich zu sein. Sie und weitere ihr nahestehende Kandidaten hatten auffällig viele Stimmen bei den Briefwählern erhalten. Bei der Überprüfung der Stimmzettel waren viele nahezu gleich ausgefüllt gewesen. Erst vergangene Woche hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Medienanfrage mitgeteilt, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien.

Diesmal sollen die Erntehelfer bei den Baumanns als „Selbständige“ entlohnt worden sein. Wie es dazu am Mittwoch Oberstaatsanwalt Theo Ziegler erklärte, werde dem Geschäftsführer zweier landwirtschaftlicher Betriebe zur Last gelegt, für die eingesetzten Erntehelfer von 2006 bis 2014 über sechs Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge nicht entrichtet zu haben. Wörtlich heißt es dazu: „Der Beschuldigte ist verdächtig, die Erntehelfer bewusst nur zum Schein als Selbständige entlohnt zu haben, während sie tatsächlich in die Betriebe als Arbeitnehmer integriert waren, für die Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen gewesen wären. Als Gehilfen mitbeschuldigt sind vier weitere Personen.“

Die Razzia am Dienstag beruhte also wegen des Verdachts des Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen in Millionenhöhe. In dem Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft Regensburg 14 Objekte – vorwiegend im Raum Geiselhöring – durchsuchen lassen. Dabei wurden umfangreiche Geschäftsunterlagen sichergestellt. Dazu Theo Ziegler: Im Einsatz waren 140 Beamte unter Federführung der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamts Landshut. Auch drei Staatsanwälte waren vor Ort.“

Nun gilt es vor allem die sichergestellten Unterlagen auszuwerten. „Erst nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens kann entschieden werden, ob sich der Tatverdacht soweit erhärtet hat, dass die Erhebung einer Anklage gerechtfertigt ist; andernfalls würde das Verfahren eingestellt werden“, so der Oberstaatsanwalt.

Update Mittwoch, 1. Juni 21.45 Uhr
Das Unternehmen Spargel + Beeren Baumann hat den Verdacht der Staatsanwaltschaft Regensburg zurückgewiesen, scheinselbstständige Landarbeiter zu beschäftigen. Über ein Pressebüro in Pfarrkirchen ließ es u. a. wissen: „Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind für den geschäftsführenden Gesellschafter Karl Baumann nicht nachvollziehbar. … Das Unternehmen arbeitet mit den Ermittlungsbehörden zusammen und ist um eine zeitnahe und lückenlose Aufklärung bemüht.“ Wörtlich wird Karl Baumann zitiert: „Mein gesamtes Team und ich stellen uns täglich den Anforderungen unserer Kunden, Märkte und Behörden und arbeiten stets sorgfältig und gewissenhaft.“ Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft werden in der Erklärung konkret keine Angaben gemacht.