Ratgeber: Darauf ist beim gebrauchten Wohnmobil zu achten
(amp) Camping boomt. Dabei kommt für viele Urlauber aus Kostengründen oder zur Vermeidung von langen Lieferzeiten statt eines Neufahrzeugs auch ein gebrauchtes Wohnmobil in Frage. Das passende Haus auf Rädern finden Interessierte unter anderem auf Gebrauchtwagenportalen, beim Händlerverband DCHV, bei der Händlergemeinschaft Intercaravaning und beim Reisemobilhändler.
Vorsicht vor unangemessen hochpreisigen Fahrzeugen ist überall geboten: Ein gängiges Modell, fünf bis sieben Jahre alt, für mehr als die Hälfte des aktuellen Neupreises – das muss trotz hoher Nachfrage nicht sein, meint der Auto Club Europa (ACE).
Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis findet sich oft bei Reisemobilen, die eine Saison, maximal zwei als Mietfahrzeuge unterwegs waren. Für diese von vielen Händlern häufig als „Halbjahreswagen“ deklarierten Gebrauchten mit einer Laufleistung von bis zu 30 000 Kilometern ist ein Nachlass von etwa 25 Prozent auf den Listenpreis nicht unüblich. Besonderer Nebeneffekt: Die Fahrzeuge lassen sich oft im Vorfeld mieten und somit besonders gründlich testen.
Gewerbliche Verkäufer sind zu einer Gewährleistung von mindestens einem Jahr verpflichtet. Wer sich über einen längeren Zeitraum vor etwaigen bösen Überraschungen nach dem Kauf schützen möchte, muss meist draufzahlen – beispielsweise gewährt die Händlergemeinschaft Intercaravaning für bestimmte Modelle 24 Monate Garantie. Bietet ein privater Verkäufer das Wunschmobil an, empfiehlt es sich, die Mängelhaftung im Kaufgespräch zum Thema zu machen, rät der ACE, denn Privatanbieter können eine Gewährleistung komplett ausschließen. Darüber hinaus ist es grundsätzlich ratsam, das Wunschfahrzeug mit einem fachkundigen Berater an der Seite noch vor dem Kauf genau zu inspizieren, damit Mängel möglichst schon vor Erwerb erkannt und behoben werden.
Bei scheckheftgeprüften Reisemobilen lässt sich nicht nur das Datum von Hauptuntersuchung und Gasprüfung nachvollziehen. Auch ist beispielsweise gewährleistet, dass die Dichtigkeitsgarantie des Herstellers weiterhin besteht, und dass vorgeschriebene Zahnriemenwechsel am Basisfahrzeug vorgenommen wurden. Ein Blick auf die Feinstaubplakette ist im Hinblick auf mögliche Einfahrbeschränkungen in Städte notwendig. Doch auch wenn Scheckheft und Plakette einen guten Eindruck machen: Die praktische Überprüfung der verkehrstechnischen Funktionen kann kein Schriftstück ersetzen.
Bei einer Probefahrt sollten Kaufinteressenten alle relevanten Funktionen, von der Sicherheitsausstattung, wie Airbag und ESP, über Motor und Getriebe, Lenkung, Fahrwerk und Bremsen bis hin zum Licht, gründlich in Augenschein nehmen. Bei älteren Modellen darf darüber hinaus die Reifeninspektion nicht fehlen. Nicht nur das Herstellungsdatum, sondern auch die DOT-Nummer auf der Reifenflanke sind relevant: Die ersten beiden Ziffern geben die Produktionswoche, die letzten beiden das Produktionsjahr an. Generell gilt: Nach acht Jahren sollten Reifen ausgetauscht werden, und zwar unabhängig von der Qualität des Profils.
Gerade bei älteren Reisemobilen kann die Ersatzteilversorgung schwierig werden. Damit nach dem Kauf keine bösen Überraschungen folgen, sollten die Anbauteile beim Erwerb in einem möglichst guten Zustand sein. Pflicht sollte der Blick auf alle Dichtungen von Fenstern, Türen und Klappen, ebenso wie der Check des Unterbodens sein. Besteht dieser aus Holz, ist auf Fäulnisschäden, erkennbar durch weiche Stellen, zu achten. Muffiger Geruch und Flecken an den Wänden deuten ebenfalls auf Feuchtigkeitsschäden im Inneren hin. Hier heißt es: Finger weg. Wer ganz sicher gehen will, nutzt einen Feuchtemesser.
Und natürlich darf der Blick die Möbel und die „Haustechnik“ nicht vergessen. Insbesondere im Bad lohnt es sich, genau hinzuschauen. Denn Risse in der Duschtasse können teuer werden, ebenso wie eine mangelnde Hygiene bei der Wasseranlage. Daneben gilt es, die Funktionstüchtigkeit aller Geräte zu prüfen – vom Kocher über Warmwasseranlage bis hin zur Heizung.