Rasen, Stolpern, Flimmern – dem Herzrhythmus auf der Spur
(ra) Gutartige Herzrhythmusstörungen wie zusätzliche Schläge können bei jedem Menschen von Zeit zu Zeit auftreten. Um darüber zu informieren, wann Abweichungen gefährlich werden, hat Prof. Dr. med. Christian Zugck am Dienstag an der Klinik Bogen einen Informationsabend für die Bevölkerung veranstaltet.
Es referierte Prof. Zugcks Praxiskollege und Kooperationspartner vom Universitätsklinikum Regensburg Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Jungbauer. Prof. Zugck begrüßte zahlreiche Betroffene und Interessierte im Vortragssaal. „Es ist gerade in Zeiten der zunehmenden Spezialisierung innerhalb der Kardiologie wichtig, Kooperationen zu leben“, betonte Prof. Zugck. Als Beispiel nannte er die bewährte Zusammenarbeit seiner Internistischen Gemeinschaftspraxis Steiner Thor Straubing mit der Kardiologie der Klinik Bogen unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Dionys Daller, der sich insbesondere im Bereich der Defibrillatoren und Schrittmacherimplantation und -kontrolle einen Namen gemacht hat, sowie die Kooperation im Bereich Herzkatheterlabor an der Klinik Bogen.

Großes Behandlungsspektrum erfordert Kooperationen
Im Fokus des Abends stand die enorme Vielfalt an unterschiedlichen Herzrhythmusstörungen von zu langsamem bis zu schnellem Herzschlag, von regelmäßigen bis unregelmäßigen Schlägen, von unbemerkten bis stark störenden und von gutartigen bis hin zu lebensgefährlichen Abweichungen. Entsprechend unterschiedlich erfolgen Diagnostik und Therapie. Dank intensivierter Zusammenarbeit von Prof. Zugcks Praxis mit dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR, Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Lars Maier) steht das gesamte moderne Behandlungsspektrum den Patienten der Region in vollem Umfang und aus einer Hand zur Verfügung. Aus diesem Anlass hatte Prof. Zugck, der zugleich Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik Bogen ist, Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Jungbauer und Oberarzt Dr. Ekrem Üçer vom Universitätsklinikum an die Klinik Bogen geladen. Diese verfügen als Experten für Herzrhythmusstörungen besonders im Bereich der Verödungstherapie über große Expertise.
Nicht „nach dem Gießkannenprinzip“ therapieren
Priv-Doz. Dr. Jungbauer ging den Rhythmusstörungen anhand der typischen Fragen auf den Grund, die der Kardiologe seinen Patienten stellt. Die intensive Befragung zur Krankheitsvorgeschichte, Art, Intensität und Häufigkeit der Beschwerden ermöglicht es, die Störung genauer einzugrenzen. Dabei interessieren insbesondere Risikofaktoren wie Alter, Anstrengung, Kaffee-, Nikotin- und Drogenkonsum, Flüssigkeitsverlust durch beispielsweise Schwitzen oder Durchfall, Stress, Medikamenteneinnahme, bereits bekannte Herzerkrankungen, Zeckenbisse, Grippeerkrankungen, familiäre Vorbelastungen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Schilddrüsenerkrankungen. Je detaillierter die Auskünfte des Patienten, desto gezielter und damit meist schonender könne der Arzt mit der weiteren Untersuchung und Therapie ansetzen.
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EKG, Belastungs-EKG, Herzultraschall, bei Bedarf Langzeit-EKG oder ein Ereignisrekorder sind in der Lage, die Diagnostik weiter zu verfeinern. In seltenen Fällen könne jedoch auch so die Art der Rhythmusstörung nicht festgestellt werden. Dann dürfe der Kardiologe jedoch keinesfalls „einfach nach dem Gießkannenprinzip drauflos therapieren“ warnte der Referent. Hierfür stünden dann als letztes Mittel noch minimal invasive Untersuchungsmethoden zur Verfügung, wie der implantierter Ereignisrekorder oder elektrophysiologische Herzuntersuchungen mittels Katheter.
Gegen bestimmte Herzrhythmusstörungen helfen Medikamente, die sogenannten Antiarrhythmika. Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren erkennen und behandeln Rhythmusstörungen auf elektrischem Weg, wobei der Defibrillator auch gegen das lebensbedrohliche Kammerflimmern einen elektrischen Schock abgeben kann. Bei ganz bestimmten, anderweitig nicht therapierbaren Herzrhythmusstörungen besteht die Möglichkeit der gezielten Verödung im Herzkatheterlabor. Die Erfolgschancen dieser Methode reichen laut Priv.-Doz. Dr. Jungbauer von 70 Prozent bei Vorhofflimmern bis zu 95 Prozent bei bestimmten anderen Arten von Rhythmusstörungen.
Es geht nicht nur um den Takt
Dass es nicht immer nur darum geht, um jeden Preis einen regelmäßigen Herzrhythmus herzustellen, erklärte der Referent anhand der vielfältigen gutartigen Störungen. Eine Therapie, die nicht lebensverlängernd wirkt, sei beim gut aufgeklärten Patienten oft überflüssig, sofern er die Rhythmusstörung nicht als Beeinträchtigung seiner Lebensqualität empfindet. Liegt der Herzrhythmusstörung eine andere Erkrankung zu Grunde, müsse zuerst diese therapiert werden.
Nach einer angeregten Frage- und Diskussionsrunde des Publikums mit den anwesenden Kardiologen schloss Prof. Zugck den Abend mit dem Fazit ab, dass die erfolgreiche Behandlung von Herzrhythmusstörungen in hohem Maße vom intensiven Austausch zwischen Arzt und Patient sowie zwischen den unterschiedlich spezialisierten Kardiologen abhänge. Diesen fachlichen Austausch setzten die Ärzte anschließend fort bei einer gemeinsamen Besichtigung der interdisziplinären Notaufnahme der Klinik Bogen.