Premiere „Da Himme wart net…!“ ein Volltreffer
(ra) Schon alleine mit der Wahl der „Geist-reichen“ Komödie „Da Himme wart net…!“ von Sebastian Kolb und Markus Scheble hatte der Spielleiter der Theatergruppe Sankt Englmar e. V., Andi Aichinger, ein glückliches Händchen bewiesen. Aber auch schauspielerisch war die Gruppe aus dem Bergdorf bestens eingestellt. Der nicht enden wollende Schlussapplaus nach der Premiere am Sonntag im „Waidlersaal“ des Gasthauses Bayerwald war dafür eindrucksvoller Beleg und verdienter Lohn für gut drei Stunden Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Zunächst sah man den „eigentlich verstorbenen“ Polizeibeamten Stelzl inmitten des Publikums sitzen. Gesprochen wurde hierbei vom sogenannten himmlischen Wartezimmer, von welchem aus er die Aufgabe erhielt, den ebenfalls „eigentlich verstorbenen“ Schreinermeister Bömmerl in den Himmel zu bringen. Nur dann, so die Bedingung, wird Stelzl selbst eingelassen. Krux an der Sache war, dass nur 24 Stunden Zeit bleiben, den Auftrag zu erfüllen und die beiden „eigentlich Verstorbenen“ für alle anderen weder hörbar noch sichtbar sind.
Lukas Troiber gelang es vom Anfang bis zum Ende vortrefflich, Stelzl den eigentlich liebevollen Charakter eines bayerischen Grantlers mit dem Herz am rechten Fleck zu verleihen. Diese Eigenschaften brauchte Stelzl aber auch zwingend, da Bömmerl zunächst gar nicht glauben wollte, tot zu sein. Und als er dann, als ihm das bewusstgeworden war, überhaupt keine Anstalten machte, dem himmlischen Polizeibeamten zu folgen. Schließlich habe er als Vater seiner Tochter Anna noch so viel zu sagen und den Froschmeiers, seiner „buckeligen“ Verwandtschaft, hinsichtlich ihrer Geldgier das Handwerk zu legen. Erst dann könne er in Frieden gehen.
Florian Six glänzte als Bömmerl und verstand es wahrlich sehr gut, komödiantische und ernsthafte Akzente passgenau zu setzen. Laura Piermeier gefiel außerordentlich in der Rolle der trauernden Tochter. Sie hatte neben dem Verlust des geliebten Vaters auch einen geplatzten Großauftrag für die Firma zu beklagen. Helfen wollte ihr vor allen Dingen die etwas unbeholfene Haushälterin Finni. Sie versuchte während einer Séance mittels selbst konstruierten Hüten mit Aluantennen Kontakt ins Jenseits, ja Kontakt zu Bömmerls Geist, aufzunehmen. In ihren Romanheftchen funktioniere das ja schließlich auch.
Franzi Bindl wuchs förmlich über sich hinaus und zog nicht nur, den von ihr heimlich angehimmelten, Emmeran in ihren Bann, auch das Publikum quittierte ihre bärenstarke Leistung mit viel Gelächter und Applaus. Alexander Altmann unterstrich in der Rolle des Emmeran einmal mehr seine immense Wandlungsfähigkeit. Vom Trostspender für Anna über den über beide Ohren in Finni verliebten, unbedarften Junggesellen bis hin zum Rausschmeißer am Ende demonstrierte er eindrucksvoll, dass sich Hobbyschauspieler, auch vor gestandenen Profis, nicht verstecken müssen.
Für reichlich Ärger und Aufregung sorgte das Ehepaar Froschmeier. Nicht nur, dass es immer wieder alle Schränke und Schubladen durchsuchte und einsteckte, was es meinte, zu Geld machen zu können, auch den Lottogewinn Bömmerls wollte es sich, koste es, was es wolle, unter den Nagel reißen. Obwohl die beiden Eheleute mit der Trachtenjacke Bömmerls schon sehr nahe am Ziel waren, blieb es letztlich bei erfolglosen Versuchen. Nachdem die Froschmeiers zur Geisterstunde schließlich alles zugaben und Anna ihr Glück wegen des überraschenden Lottogewinns kaum fassen konnte, wurden sie hinauskomplimentiert.
Nicki Stahl, die auch das Bühnenbild bis ins letzte Detail perfekt gestaltete, spielte als Froschmeierin auf, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Und auch der Spielleiter Andi Aichinger stand seinem Ensemble in nichts nach. Wesentlichen Anteil an der Auflösung aller Wirren hatte die Schnapsdrossel Resi Schellnberger. Mit viel Himbeergeist war sie als Medium ab und an in der Lage, die Stimmen Stelzls und Bömmerls aus dem Jenseits zu hören. Sie zeigte auf, wo der Lottoschein versteckt war und konnte Anna noch eine wichtige Botschaft Bömmerls vermitteln, sodass am Ende doch alle, auch Finni und Emmeran, glücklich waren. Veronika Mader gab das etwas angesäuselte Mitglied des Frauenbundes sehr überzeugend und sorgte so immer wieder für weitere, lustige Momente.
Besonders erwähnenswert ist, dass es den „eigentlich Verstorbenen“ und „Lebenden“ durchwegs gelang, miteinander zu spielen ohne dabei in Interaktion zu treten, nicht sprachlich und auch nicht mimisch. Insofern wirkte die Szenerie trotz Fiktion realistisch und dennoch immer erheiternd. Die Hschneiderei um Chefin, Friseurmeisterin Susanne Wirl zaubert eine fernsehreife Maske und die ausgefeilte Bühnentechnik, federführend von Felix Krauss erdacht und umgesetzt, ließ die oben genannte Geisterstunde wirklich greifbar werden.
Kulinarisch sorgten „Waidlers“ Schmankerl für eine gelungene Abrundung, sodass sich ein Besuch der drei bevorstehenden Aufführungen in jeden Fall lohnt. Gelegenheit gibt es noch am Donnerstag, 5. Januar, am Samstag, 7. Januar und am Freitag, 13. Januar, jeweils um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Waidlersaal des Gasthauses Bayerwald. Zu jeder der drei Vorstellungen gibt es noch Karten an der Abendkasse.