Planet Plastic? Dr. Bettina Hoffmann informiert in Mallersdorf über Plastikmüll
(ra) Dr. Bettina Hoffmann, MdB referierte am Mittwochabend im Klosterbräustüberl in Mallersdorf-Pfaffenberg bei einer Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen über Plastikmüll. Gekommen waren auch die Kreisvorsitzende Anita Karl sowie die Kandidaten für den Gemeinderat in Mallersdorf-Pfaffenberg und für den Kreistag Straubing-Bogen. Die erschreckenden Zahlen waren den Anwesenden größtenteils bekannt, so schwimmen zurzeit etwa 150 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer und jährlich kommen 13 Millionen Tonnen dazu. In Deutschland werden nur 17 Prozent des Plastikmülls tatsächlich recycelt. Bei der Vermeidung von Verpackungsabfall ist Deutschland das Schlusslicht in der EU.

Dr. Bettina Hoffmann führte aus, dass die Verbraucher zwar auch zur Vermeidung von Plastikmüll beitragen können, das Problem aber inzwischen so groß geworden sei, dass sich die Politik darum kümmern müsse. So habe die EU eine Einwegplastikrichtlinie verabschiedet, die die Einwegartikel aus Plastik verbietet, die am häufigsten an den Stränden aufgefunden werden und für die es einen Ersatz gibt. Die Bundesregierung sei aber sehr vage geblieben. Sie habe einen runden Tisch mit der Industrie einberufen, aber keine verbindlichen Ziele festgelegt. Die Industrie mache darauf aufmerksam, dass die Herstellung neuer Plastikartikel aus Erdöl billiger sei als das Recyclat.
Weiter berichtetedie Abgeordnete, dass sie in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern der Industrie erfahren habe, dass die Industrie für das Thema durchaus ansprechbar sei. Sie brauche aber vor allem verlässliche Rahmenbedingungen und gleiche Bedingungen für alle. Das würde gesetzliche Regelungen bedeuten, an die sich alle Produzenten und Importeure halten müssten.
Der Grüne Aktionsplan sieht ein verbindliches Abfallvermeidungsziel von 110 Kilogramm pro Kopf bis 2030 vor. Auf Coffee-to-go Becher sollte eine Abgabe erhoben werden. Bis 2025 sollen 80 Prozent aller Getränkeverpackungen aus Mehrwegflaschen bestehen. Dazu soll eine Lenkungsabgabe auf Einwegflaschen erhoben werden und das Pfandsystem soll vereinheitlicht und vereinfacht werden. Die flächendeckende Einführung einer Wertstofftonne würde die Recyclingquote deutlich erhöhen.
Die Kreislaufwirtschaft sollte schon im Produktdesign mitgedacht werden, vor allem Verbundmaterialien lassen sich nicht sinnvoll recyceln. Die Befreiung der Plastikindustrie von der Energiesteuer, die den Staat jährlich 780 Millionen Euro kostet, sollte gestrichen werden. Außerdem wären strengere Grenzwerte für Plastikpartikel im Kompost und ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika hilfreich, da zurzeit im Durchschnitt jeder Deutsche fünf Gramm Mikroplastik im Jahr isst. Von den Vereinten Nationen fordern die Grünen eine internationale Plastikkonvention, die die Vermüllung der Umwelt bis 2030 stark reduziert und den Export von Plastikmüll in Länder ohne Recycling-Infrastruktur verbietet. Die Bundesregierung blockierte solche Forderungen, bis einige Länder, wie zum Beispiel Malaysia damit begannen, deutschen Plastikmüll zurückzuschicken.
In der anschließenden Diskussion wurde vor allem das Problem der auf den Feldern liegengebliebenen landwirtschaftlichen Plastikfolien angesprochen. Annika Baumann, die von ihrem Vater einen großen Spargelbaubetrieb übernommen hat, versprach, dass die junge Generation das Problem angehen werde. Sie betonte aber auch, dass dafür eine gewisse Übergangszeit vonnöten sei. Eine Kontroverse entstand über der Frage, ob die Landwirte Bewässerungsrohre aus Plastik und Reste von Plastikfolien nach Beendigung der Spargelkultur entfernen, oder nicht.
Sie wären jedenfalls dazu verpflichtet. Matthias Penzkofer machte aber darauf aufmerksam, dass nach seiner Beobachtung sehr viel Plastik auf den Feldern zurückbleibe. Er bat darum, diese Überreste nach dem Verursacherprinzip zu entfernen. Martina Kögl von den Grünen bedauerte, dass die Kosten für die Entsorgung des Mikroplastiks an der Allgemeinheit hängen bleiben werden. Die Folgekosten sollten schon bei der Produktion einberechnet werden.