Paradebeispiel für gelungene Denkmalsanierung: ehemaliges Schloss- und Amtshaus
(ra) Es ist ein Schmuckstück, das Marlene Lex nach liebevoller Restaurierung in Großköllnbach im Landkreis Dingolfing-Landau wieder auferstehen lassen hat: Das ehemalige Schloss- und Amtshaus im Ortskern. Seit vier Generationen befindet sich das Kleinod im Familienbesitz, doch der Putz bröckelte und kurzzeitig wollte Marlene Lex ihr Erbe sogar verkaufen. Und doch hat sie sich dazu entschlossen, es zu behalten und wieder instandzusetzen.
1300 Arbeitsstunden hat sie dafür selber investiert. Am Sonntag wurde ihr dafür der Denkmalpreis des Bezirkes Niederbayern verliehen. Dieser Preis gilt als eine Anerkennung dafür, historische Bausubstanz auf vorbildliche Weise zu bewahren. Dass Marlene Lex dies gelungen ist, bescheinigten ihr Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder und Kultusstaatssekretär Bernd Sibler bei einem Festakt im Jugendstilsaal des Bezirksklinikums Mainkofen. Anschließend gab es Gelegenheit, das sanierte Objekt zu besichtigen.
Das ehemalige Großköllnbacher Schloss war ein kleiner Edelmannsitz, der früher auch die Gerichtsbarkeit beherbergte, zeichnete der Bezirkstagspräsident in seiner Laudatio nach. Im Kern stammt es aus dem 16. und 17. Jahrhundert und war später, je nach Besitzer, Wirtshaus, Landwirtschaft und heute Wohnhaus der Eigentümerin Marlene Lex, ihres Lebensgefährten Reinhard Röhrl und ihrer Tochter.
Um seiner Bedeutung auch nach außen hin Ausdruck zu verleihen, sei der hölzerne Blockbau 1783 in der bis heute erhaltenen Form durch ein Ziegelmauerwerk ersetzt worden, spürte Dr. Heinrich der Geschichte nach. Das hoheitliche Gebäude habe durchaus eine abschreckende Wirkung auf klagewillige Bürger gehabt. „Die verwendeten hochwertigen Materialien und die technisch meisterhafte Ausführung – zum Beispiel des historischen Dachwerks, das die hochstehende regionale Zimmermannskunst des 16. Jahrhunderts eindrucksvoll belegt – spiegeln Macht und Pracht des stattlichen Anwesens bis heute wider und haben dieses Denkmal schließlich durch die Jahrhunderte gerettet“, so Dr. Heinrich.
Aber der Putz sei gebröckelt, bis sich Marlene Lex dem Kleinod angenommen habe. Deshalb sei sie Preisträgerin der seit 2002 verliehenen Auszeichnung für Denkmaleigentümer, die sich in besonderer Weise um die Erhaltung eines historischen Baudenkmals verdient gemacht haben. Um 1880 sei es von ihrem Urgroßvater erworben und zu einer Tafernwirtschaft umfunktioniert worden. Später haben die Großeltern das Anwesen erweitert und eine kleine Landwirtschaft betrieben, die Ihre Eltern bis in die 80er Jahre weiterführten. Nach deren Tod stand das Haus für einige Jahre leer. Doch bei einem Termin mit einem Kaufinteressenten sei der Entschluss gefallen, das Erbe zu behalten. Die Familie musste überzeugt werden, auch die eher mitleidigen Dorfbewohner, und doch glückte die Sanierung: Seit heuer wohnen Marlene Lex und ihre Familie im frisch sanierten Zuhause.
Menschen wie Marlene Lex, die das historische Erbe bewahren, seien ein Glücksfall und verdienten der Förderung durch den Bezirk, so Dr. Heinrich, der der Preisträgerin Scheck und Glastrophäe überreichte. Bezirksheimatpfleger Dr. Maximilian Seefelder hatte zuvor neben den Denkmalen der Macht, die gerade im Falle einer Datierung aus der NS-Zeit heute kritisch gesehen werden und Denkmalen der Pracht, die meist positiv besetzt und aus vielen Stadt- und Gemeindebildern nicht wegzudenken seinen, in seiner Festrede auch über die Denkmale von bescheidener Schönheit, zu denen auch das Großköllnbacher Schloss zählt, gesprochen. Dabei handele es sich um die unterschätzten, missachteten und deshalb abrissgefährdeten Profandenkmale, die das Rückgrat der ländlichen Hauslandschaft bilden. Sie seien gerade in einer Landschaft mit Toscana-Häusern erhaltens- und schützenswert, gratulierte Dr. Seefelder der Preisträgerin zur gelungenen Instandsetzung ihres Gebäudes.
Auch Kultusstaatssekretär Bernd Sibler beglückwünschte Marlene Lex und würdigte ihr Engagement, Zeugnisse der Geschichte zu bewahren. Die Freude bei der Preisträgerin war enorm: „Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Preis bekomme. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob wir es schaffen, aber es hat sich gelohnt.“ Der seit 2002 ausgelobte Preis ging erstmals in den Landkreis Dingolfing-Landau. Bei der Preisverleihung dabei waren auch MdL Erwin Huber und Landrat Heinrich Trapp.