ÖDP: Energiewende nimmt Fahrt auf – Deutschland: ein Land des Schlecht-Redens
(ra) Wie geht es mit der Energiewende weiter? Was sind die technischen Fragen, die gelöst werden müssen und was macht eine neue Regierung? Diesen Fragen ging der ÖDP-Energieexperte Josef Gold am Donnerstag im vollbesetzen Versammlungsraum in der Pizzeria Valentino in Rain nach. Der ÖDP-Kreisvorsitzende und Straubinger Stadtrat Hans-Jürgen Hahn zeigte sich erfreut über das außerordentliche, große Interesse an der Veranstaltung und versprach, dass es bei der ÖDP keine übliche Wahlversammlung gebe, wo auf andere politische Parteien eingedroschen werde:
„Wir wollen fachlich informieren und aufklären über die aktuellen Notwendigkeiten und über den Stand der Erneuerbaren Energien. Bei keinem anderen Thema gibt es so viele Desinformationen.“
Josef Gold – ÖDP-Energieexperte
Josef Gold, zeigte mit aktuellen Daten die neuesten Entwicklungen auf: „In Deutschland nimmt derzeit die Energiewende richtig Fahrt auf. Die Installation von Solaranlagen legt kräftig zu und auch bei der Genehmigung von Windanlagen gibt es neue Rekorde.“ Bei der Anfrage nach Batteriespeichern spreche man in Fachkreisen schon von einem „Batterie-Tsunami“. In der breiten Öffentlichkeit würden diese Fortschritte bei der Energiewende aber nicht wahrgenommen werden.
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„Auch um die größten Krisen auf der Welt, der Klimaerwärmung und das Artensterben kümmert sich derzeit niemanden von den großen Polit-Stars.“ Trotz der technischen Erfolge würden einige Parteien versuchen, die Energiewende als gescheitert darzustellen. Friedrich Merz finde Windanlagen hässlich und möchte sie am liebsten wieder abbauen. Gold: „Die AfD möchte gleich das ganze EEG streichen. Das würde zuallererst den Landwirten schaden!“
Deutschland sei derzeit leider ein Land des Jammerns und des Schlecht-Redens, beklagte der Referent. Dabei habe sich 2024 in Deutschland das private Geldvermögen nach Angaben der DZ-Bank um 500 Milliarden Euro, auf 9,3 Billionen vermehrt. Der gesamte Bundeshaushalt umfasst vergleichsweise 470 Milliarden Euro. „Das Geld ist da – aber die Verteilung ist das Problem!“
Rasanter, weltweiter Zubau von Solar- und Windenergie
Anhand klarer Daten wies Gold auf, dass der weltweite Zubau von Solar- und Windanlagen, angetrieben von China, gigantisch sei: „Mittlerweile kommen fast 90 Prozent der Nennleistung des Zubaus der Kraftwerkskapazitäten von Anlagen erneuerbarer Energien!“ In Deutschland liegt der Anteil des erneuerbaren Stroms 2024 bisher bei 58 Prozent am Nettostromverbrauch. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 20 GW Solar- und Windanlagen zugebaut, die 4,5 Prozent unseres Strombedarfs abdecken können. 2024 ist der Strompreis an der Börse deutlich gefallen und liegt gegenüber 2021 um 13 Prozent niedriger, als noch sechs Atomkraftwerke in Betrieb waren.
Um die Energiewende weiterzuentwickeln, brauche es jetzt Fortschritte bei der Sektorenkopplung, führte der Experte aus. Das bedeute, dass überschüssiger Strom in die Bereiche Wärme und Mobilität integriert werden müsse. Der jetzt endlich begonnene Ausbau der Stromnetze müsse forciert und digitalisiert werden. Durch den Bau von chemischen Speichern (große Batterieanlagen) können Netzausbaukosten eingespart werden und der Solarstrom für die Nacht gespeichert werden. Auch die negativen Strompreise können dadurch reduziert werden. Über 226 GW sind bei den Übertragungsnetzbetreibern geplant, gebraucht werden davon aber nur die Hälfte. Gold erklärte, dass auch in Atting in diesem Jahr der erste Großspeicher gebaut wird.
Die vier großen Lügen
Als „Fata Morgana“ bewertete Gold die Aussagen der bayerischen Staatsregierung, man könne in Zukunft die Häuser mit Wasserstoff heizen oder die Autos mit E-Fuels fahren: „Das wird es nicht geben, denn es ist ineffizient, zu teuer und steht auch 2045 für diese Zwecke nicht zur Verfügung.“ E-Autos und Wärmepumpe seien nachweisbar am effizientesten und auf längere Sicht die günstigsten Alternativen zu Öl und Gas. Auch die Kernfusion werde es in den nächsten 50 Jahren zur Stromerzeugung nicht geben. Atomkraftwerke wird es auch nach der Wahl mit einer Unionsregierung nicht geben, da der Atomstrom zu teuer ist und nicht in das deutsche Stromnetz mit 100 Prozent erneuerbaren Strom passt. Hier würden den Bürgern laufend Märchen erzählt. Gold befürchtet mit einer neuen Regierung wieder Stillstand bei der Energiewende oder sogar Rückschritte wie die Abschaffung des Heizungsgesetz.
Der Bundestagsdirektkandidat der ÖDP, Kreisrat Michael Hirtreiter danke dem Referenten für den faktenreichen Vortrag. Leider habe es der finanzkräftige Lobbyismus der klimaschädlichen Öl-, Gas- und Kohle-Konzerne bisher geschafft, den Weg in eine sichere Zukunft für Kinder und Enkel zu verzögern: „Die Technik steht bereit, aber die Politik macht ihre Arbeit nicht!“ Die ÖDP sei auf der kommunalpolitischen Ebene in Sachen moderne und sichere Energieversorgung treibende Kraft und wolle es auch in Land und Bund werden.