6. Juli 2025
Auto & VerkehrTechnik

Neue Technologien sollen Unfällen mit Lkw vorbeugen

(ra). Es ist allgemein bekannt, dass kaum ein Tag vergeht, an dem es nicht einen Unfall im deutschen Straßenverkehr gibt. Im Jahr 2015 kam es laut dem Statistischen Bundesamt alle 13 Sekunden zu einem Verkehrsunfall. Laut der Unfallstatistik waren im Jahr 2015 Lkw an insgesamt 32.5000 Unfällen mit Personenschaden beteiligt (2011: 36.059). Aufgrund dessen, dass es keine ausführliche Unfallstatistik in puncto Lkw gibt, stammt die Zahl aus dem Jahr 2014.

Das Problem ist, dass die Folgen bei einem Verkehrsunfall mit einem Lkw für die Unfallgegner wesentlich gravierender sind. So ist das Risiko, bei einem Lkw-Unfall zu Tode zu kommen, viermal höher als für den Fahrer des Lastkraftwagens aufgrund des hohen Gewichts des Fahrzeugs. Hinzu kommt, dass der Statistik zufolge 59 Prozent der LKW-Fahrer, die an einem Unfall beteiligt waren, der Unfallverursacher waren.

Lkw-Unfall auf der B20 – Foto: Archiv/regio-aktuell24

Mit Technik für mehr Sicherheit sorgen: Der tote Winkel

Jährlich sterben Radfahrer und Fußgänger, da sie von einem Lkw erfasst werden, der nach rechts abbiegt. Während Unternehmen bereits seit einigen Jahren moderne Tachografen einsetzen müssen, um das Fahrverhalten der Fahrer im Auge behalten zu können, die sogar mit GPS Ortung ausgerüstet sind, so sind es die Abbiege-Assistenten, die dabei helfen können solche Unfälle zu vermeiden. Das Problem ist, dass der verpflichtende Einbau dieser Technik nur langsam in der Europäischen Union vorangeht.

Die Funktionsweise der Abbiege- und Tote Winkel-Assistenten

Die EU-Verordnung 2019/2144 soll das Problem ausmerzen, denn jedes Jahr führt der blinde Fleck auf der rechten Fahrzeugseite zu schweren Unfällen. Oft enden Unfälle, bei denen ein Lkw rechts abbiegt und dabei Menschen übersieht, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, tödlich.

Durch die Verordnung wird neben einer Reihe von anderen Sicherheitsvorschriften Folgendes vorgeschrieben: Lkw-Typen, die von Grund auf neu entwickelt werden müssen, ab dem 06. Juli 2022 mit dem Abbiege-Assistenzsystem ausgestattet sein. Diese Regel wird ab Juli 2024 dann auch für alle neu zugelassenen Lkw gelten. Sensoren sollen die Fahrer*innen durch optische und akustische Signale warnen, wenn sich ein Mensch im toten Winkel befindet.

Was bereits Pflicht ist

Die Straßenverkehrsordnung schreibt bereits seit 2020 vor, dass Lkw ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit rechts abbiegen dürfen. Es sind bereits heute viele Lastkraftwagen im Straßenverkehr unterwegs, die mit dem Abbiege-Assistenten ausgestattet sind. Aufgrund dessen, dass die Regelung nun auch EU-weit gilt, bewegt sich das Ganze in die richtige Richtung. Doch leider kam der Schritt viel zu spät. Schon vor Jahren ist diese Technik verfügbar gewesen, doch die Verkehrsminister der 27 EU-Länder sahen das Projekt nicht als höchste Priorität an.

Stau nach einem Unfall – Foto: Pixabay

LKW-Notbremssysteme auf den Bundesautobahnen

Oftmals haben Auffahrunfälle von Lkw und Bussen schwere Personen- und Sachschäden zur Folge. Der Grund dafür war in der Vergangenheit oft Übermüdung, da die Fahrer die Lenk- und Ruhezeiten nicht einhalten. Dank der modernen digitalen Fahrtenschreiber kann die Polizei die Fahrerkarte bzw. den Tachograf auslesen – sofern es notwendig ist, wird der Fahrer dann zur nächsten Parkmöglichkeit eskortiert und dort für die vorgeschriebene Ruhezeit „stillgelegt“.

Nun wurde von der Europäischen Kommission das Notbrems-Assistenzsystem für neu zugelassene Lkw verpflichtend eingeführt. Diese modernen Systeme haben das Potenzial, viele der Unfälle vollständig zu vermeiden oder zumindest die Folgen des Unfalls zu mindern. Daher hat die Europäische Kommission die verpflichtende Ausstattung von neuen Fahrzeugen sowie zugelassenen Lkw und Bussen in einem zweistufigen Verfahren vorgeschrieben.

Trotz Technik – immer konzentriert bleiben

Bei Lastkraftwagen und Bussen kommen Auffahrunfälle häufig vor. Zumeist wird das Stauende falsch eingeschätzt und/oder der Mindestabstand zum vorherfahrenden Fahrzeug nicht eingehalten. Daher ist es wichtig, niemals die Geschwindigkeit zu unterschätzen und sich niemals vom Smartphone oder Tablet ablenken zu lassen. Selbst individuelle Gegebenheiten sollten berücksichtigt werden, wie Übermüdung, Krankheit, schlechte Laune oder Trübsinnigkeit – all das kann ebenfalls das Reaktionsvermögen negativ beeinflussen.