10. Mai 2025
Gesundheit

Molekulare Schere eliminiert HI-Virus

(ra) Weltweit gibt es rund 35 Millionen Menschen, die sich mit dem Aids verursachenden HI-Virus infiziert haben. 36 Millionen der erkrankten Patienten sind bereits an der Immunschwächekrankheit Aids gestorben. Nun scheinen deutsche Wissenschaftler ein Enzym entwickelt zu haben, mit dem die Gene von HI-Viren aufgespürt und entfernt werden können.

Seit den 80er Jahren ist die Immunschwächeerkrankung bekannt und galt bis heute als nicht heilbar. Lediglich die Vermehrung der Viren konnte durch eine sogenannte antiretrovirale Therapie unterdrücken und so der Ausbruch der Krankheit verzögert werden.

Vor allem die Tatsache, dass sich das HI-Virus in der DNA der befallenen Zelle festsetzt und sich dort fortpflanzt, hat sich bisher als nahezu unüberwindliches Problem erwiesen. Wissenschaftler des Heinrich-Pette-Instituts Hamburg und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden haben nun ein Verfahren entwickelt, bei dem mittels einem speziell entwickelten Enzym das HI-Virus lokalisiert, herausgeschnitten und dauerhaft eliminiert werden kann.

Enzym erkennt fast alle HIV-Subtypen

Die sogenannte molekulare Schere beziehungsweise Gen-Schere ist keineswegs neu. Sie wurde schon vor ein paar Jahren entwickelt und in der Forschung erfolgreich eingesetzt. Das Forscherteam aus Hamburg und Dresden hatte im Jahr 2007 im Journal „Nature Biotechnology “ über die Möglichkeit berichtet, mit Designer-Rekombinasen (künstlich hergestellte Enzyme) das eingenistete HI-Virus aus dem Erbgut einer infizierten Zelle zu isolieren und zu entfernen. Allerdings konnte die damalige Rekombinase Brec 1 nur ein Prozent aller bekannten HIV-Subtypen aufspüren. Somit war die Genschere zum damaligen Zeitpunkt für einen massentauglichen Therapieansatz ungeeignet. Doch das Enzym wurde von den deutschen Forschern beständig weiter entwickelt, sodass es heute etwa 90 Prozent der bekannten HIV-Subtypen erkennt.

Proviren im lymphatischen Gewebe

Das Verfahren ist auf der ganzen Welt einmalig. Die Behandlung findet außerhalb des Körpers statt, in dem blutbildende Stammzellen isoliert und die Genschere eingebracht wird. Laut Aussage von Joachim Hauser, Professor für Virologie am Heinrich-Pette-Institut, geht das HI-Virus in das lymphatische Gewebe, wo es bisher nicht zu erreichen war. Da aber die Blutzellen der Stammzellen auch dorthin gelangen, ist es jetzt möglich, das Virus dort erfolgreich zu bekämpfen. Entdeckt das umprogrammierte Enzym in der menschlichen DNA einen sogenannten Provirus, schneidet die molekulare Schere diesen heraus, isoliert ihn und verbindet die so entstandenen beiden Endstücke mit einander. Laborversuche an Mäusen und menschlichen Zellkulturen haben gezeigt, dass HI-Viren auf diese Weise binnen drei Monaten komplett beseitigt werden können.

Einnisten des HI-Virus soll verhindert werden

Als nächsten Schritt will das Forscherteam genveränderte Zellen im menschlichen Knochenmark einbringen. Dort sollen sie Nachkommen-Zellen herstellen, die das HI-Virus schon beim Versuch der Einnistung bekämpfen. Jedoch wird es sicherlich noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die neu entwickelte Therapie in Deutschland zugelassen wird. Dennoch besteht Hoffnung, dass Aids doch heilbar ist.