Mit dem 365-Euro-Ticket zur Lehrstelle
(ra) Deutschlandweit sind zum Start in das Ausbildungsjahr 2019 17.400 Lehrstellen im Handwerk unbesetzt geblieben, allein 1.334 davon in Niederbayern und der Oberpfalz. Die Gründe dafür sind vielfältig: rückläufige Schulabgängerzahlen, der anhaltende Trend zur akademischen Bildung und fehlendes Wissen über die Chancen einer dualen Ausbildung haben Konsequenzen für den Lehrlingsbestand. Doch auch die Erreichbarkeit von Ausbildungsplätzen ist eine Hürde. Erleichterung soll das „Azubiticket“ bringen, das die Vollversammlung der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz fordert.
Lehrlinge finanziell entlasten
Beim Thema Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen sind die ländlichen Regionen Ostbayerns besonders betroffen, Jugendliche müssen viele Kilometer zum Ausbildungsbetrieb, zur überbetrieblichen Ausbildungsstätte und Berufsschule pendeln und sind dabei auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Die Unterstützung der Mobilität von Lehrlingen ist deshalb ein entscheidender Ansatzpunkt zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses“, sagt Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer.
Deshalb fordert die 48-köpfige Vollversammlung der Handwerkskammer mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution zur Mobilitätsförderung das sogenannte „Azubiticket“. Für 365 Euro, einen Euro pro Tag, soll es bezuschusste Jahrestickets für öffentliche Verkehrsmittel geben. „Bislang profitieren Auszubildende oft nicht von preiswerteren Fahrkartenangeboten wie es Schüler oder Studenten tun, doch das ist ungerechtfertigt“, sagt Haber. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel stelle für Lehrlinge eine hohe finanzielle Belastung dar, die bis zum Ausbildungsabbruch führen kann.
„Gleichzeitig brauchen wir in den ländlichen Flächenregionen einen generellen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, um eine Alternative zum privaten Auto zu haben“, ergänzt Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.
Bundesweite Nutzung angestrebt
Anspruch auf dieses Ticket sollen laut den Handwerksvertretern alle Auszubildenden, Teilnehmer von Einstiegsqualifizierungen und später auch Meisterschüler haben. Das Azubiticket soll uneingeschränkt nutzbar sein und wegen möglicher länderübergreifender Berufsschulstandorten bestenfalls einen bundesweiten Geltungsbereich haben. Die Finanzierung erfolge dann durch das Bundesland Bayern, bei deutschlandweiter Reichweite auch durch den Bund.