MedizinCampus Niederbayern: Aufbaustelle nimmt Arbeit auf
(ra) Am Bezirksklinikum Mainkofen laufen die Vorbereitungen für den MedizinCampus Niederbayern (MCN) auf Hochtouren. Ab 2027/2028 werden in Mainkofen die ersten Medizinstudentinnen und -studenten für ihre klinischen Semester erwartet. Die Lehre in den Fachgebieten Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erfolgt exklusiv in Mainkofen. Die Lehre in der Neurologie wird gemeinsam mit dem Donau-Isar-Klinikum umgesetzt.
In einer internen Informationsveranstaltung informierte Prof. Dr. Johannes Hamann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, die Mitarbeiter*innen über den aktuellen Stand der Planungen. So sind unter anderem die Vorbereitungen und
Abstimmungen in den Bereichen IT und Bauabteilung in vollem Gange. Zudem konnte Prof. Dr. Hamann verkünden, dass der Bezirk Niederbayern eine Aufbaustelle finanziert, die auf zwei halbe Stellen aufgeteilt ist. Chaimae El Hammadi ist bereits seit Mitte Mai in dieser Funktion am Bezirksklinikum tätig.
Eine weitere Kollegin nimmt ihre Arbeit im Herbst auf
Zu den Aufgaben der Aufbaustelle gehören u.a. die Etablierung erster Lehrstrukturen am Bezirksklinikum Mainkofen, die Mitarbeit an der Entwicklung des Curriculums in den Fächern Psychiatrie, Psychosomatik und Neurologie und die Vernetzung mit den anderen Standorten im MedizinCampus. Hinzu kommt der Aufbau einer Forschungsstruktur in Mainkofen unter anderem durch Unterstützung beim Erstellen von Projektanträgen, organisatorische Unterstützung beim Einholen von Ethikvoten (Projektanträge etc.) und durch die Mitarbeit in Studienmethodik, Auswertung und Statistik.
Zudem besteht die Möglichkeit der Mitarbeit in Forschungsprojekten (ggf. Promotion) und Beteiligung an der Lehre. „Der Bezirk Niederbayern finanziert die Stelle aus der Überzeugung, dass der MedizinCampus große Chancen für unsere Gesundheitseinrichtungen bietet. Diese wollen wir gut vorbereitet nutzen“, so Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.
Forschungsprojekt SAFETY+ zum Thema Suizidprävention
Eine weitere wichtige Neuigkeit ist die Förderung des Forschungsprojekts „SAFETY+“ zum Thema Suizidprävention durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss. Partner in dem Projekt sind das Bezirkskrankenhaus Landshut, das kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München und die Ruhr-Universität Bochum.
Darum geht es in dem Forschungsprojekt:
Im Jahr 2021 starben in Deutschland mehr als 9.000 Menschen durch Suizid – das entspricht etwa 25 Personen pro Tag. Die Zahl der Suizidversuche liegt nach Experteneinschätzung noch etwa 20-mal höher. Jeder Suizid und jeder Suizidversuch betreffen unmittelbar auch viele Menschen im sozialen und familiären Umfeld: Angehörige, Freundinnen, Freunde und Arbeitskolleginnen und -kollegen. Der Bedarf an unterstützenden Angeboten zur Suizidprävention ist dementsprechend sehr hoch.
Im Projekt SAFETY+ werden speziell für diese Aufgabe geschulte Fachkräfte gemeinsam mit Patientinnen und Patienten, die aufgrund eines Suizidversuchs oder einer suizidalen Krise stationär in eine Klinik aufgenommen wurden, sogenannte SafetyPläne entwickeln. Dies sind individuelle Notfallpläne für den Fall einer erneuten suizidalen Krise, in denen beispielsweise aufgelistet ist, was die Betroffenen in einer Krise selbst für sich tun können, wen sie aus dem Freundes- oder Familienkreis kontaktieren und wo sie professionelle Hilfe erhalten können.
Ob sich der beschriebene SafetyPlan bewährt, überprüft das Projektteam in einer randomisiert-kontrollierten Studie. Dazu werden zwei Studiengruppen gebildet: Eine Interventionsgruppe, in der die Betroffenen einen individuellen Notfallplan erhalten, sowie eine Kontrollgruppe, in der die Betroffenen gemäß der bislang üblichen Routineversorgung betreut werden. So soll ermittelt werden, ob der individuelle Notfallplan zu einer Reduzierung von Suizidversuchen ein Jahr nach der Klinikentlassung führen kann.
Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt zirka 1,1 Millionen Euro gefördert und startet am 1. Januar 2025. Im Zuge des Forschungsprojekts werden am Bezirksklinikum Mainkofen zwei neue Mitarbeiter*innen eingestellt. Prof. Dr. Johannes Hamann betont die Wichtigkeit des Projekts: „Es ist das erste große Forschungsprojekt am Bezirksklinikum Mainkofen und gleichzeitig der erste Schritt zum Aufbau der psychiatrischen Versorgungsforschung in Mainkofen im Rahmen des MCN.
Zudem, und das ist uns besonders wichtig, wird es einen Nutzen für die niederbayerische Bevölkerung haben. Suizid ist leider auch hier in der Region ein großes Thema. Im Erfolgsfall tragen die Ergebnisse des Projekts zu einem Rückgang der Suizidversuche und zur Verbesserung der Lebenssituation der Betroffen und deren Familien und Angehörigen bei. Damit hat dann die Wissenschaft eine unmittelbare Auswirkung auf die Versorgung in Niederbayern.“
Künftig wird das Bezirksklinikum Mainkofen sowohl psychiatrische als auch neurologische Forschungsschwerpunkte etablieren. Letztere erfolgen dann in Zusammenarbeit mit dem Neurologischen Zentrum und dessen Chefarzt Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke.