Landrat zeichnet Kommunalpolitiker mit Verdienstmedaille des Freistaats aus
(ra) Wer sich in der Kommunalpolitik engagiert, dem eröffnet sich ein ungemein vielfältiges Arbeitsfeld – aber ihm oder ihr wird auch weit mehr abverlangt, als sich die meisten Menschen klarmachen: Mit diesen Worten umriss Landshuts Landrat Peter Dreier das Gebiet, auf dem sich vier ehrenamtliche Kommunalpolitiker über Jahrzehnte verdient gemacht haben um die Bürger ihrer Heimatgemeinden und die Zukunft der Region – und die er dafür mit Verdienstmedaillen des Freistaats Bayern auszeichnen konnte.
Im Rahmen einer Feierstunde im Großen Sitzungssaal des Landratsamts hat Dreier den Kommunalpolitikern aus vier Landkreis-Gemeinden die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze überreicht: Franz Bauer (Kumhausen), Josef Lackerbauer (Essenbach), Rudolf Voglmeier (Postau) und Siegfried Ziegler (Stadt Rottenburg). Eigentlich hätte die Verleihung der Auszeichnungen in größerem Rahmen in der Regierung von Niederbayern stattfinden sollen, führte Dreier aus: Aber wegen der Corona-Pandemie, die so vieles bedingt und verändert, treten an die Stelle einer gemeinsamen niederbayerischen Zeremonie kleinere Veranstaltungen in den jeweiligen Landkreisen.
Kommunalpolitik betrifft alle Lebensbereiche
Die vier Geehrten haben sich über Jahrzehnte ehrenamtlich „für das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger, unserer Gemeinden und des Landkreises eingesetzt und tun es noch immer“, brachte es Landrat Dreier auf einen Nenner: Mit großem Einsatz ihrer Kraft, ihrer Zeit und ihrer Fähigkeiten hätten sie „daran mitgewirkt, unsere Heimat weiterzuentwickeln und gut für die Zukunft aufzustellen“.
Ein kommunalpolitisches Mandat auszuüben und seinen Ansprüchen gerecht zu werden, erfordere viel Einsatz: Es gehe nicht nur um Sitzungen und öffentliche Veranstaltungen. Es werde um beste Lösungen gerungen, man müsse auch Mehrheitsentscheidungen mittragen, die man nicht für richtig halte, man müsse komplexe Beschluss-Vorlagen durcharbeiten und sich in unterschiedlichste Themen einarbeiten. Dazu komme die Erwartung von Vereinen, Verbänden Institutionen usw., sich sehen zu lassen.
Kommunalpolitik betrifft alle Lebensbereiche
Anders als die meisten Entscheider in der „großen Politik“, seien Kommunalpolitiker nicht weit weg von den Menschen: „Was wir entscheiden, ist unmittelbar sicht- und spürbar, es betrifft die Menschen ganz direkt.“ Und Kommunalpolitik erfasse alle Lebensbereiche, Schulen und Wohnungsbau ebenso wie Straßenverkehr, Arbeit und Wirtschaft, Kultur und Sport.
Wer über Jahrzehnte ehrenamtlich sein Bestes gebe für das Wohl der Heimatgemeinde und der Region wie die vier Geehrten, wer ein Vorbild an Bürgersinn und Verantwortungsbewusstsein sei, der verdiene hohen Respekt und Anerkennung, betonte der Landrat. Er wünsche, dass ihnen auch Dank in der Form widerfahre, dass Bürgern im Rückblick bewusstwerde, was mancher Kommunalpolitiker durch Weichenstellungen bewegt habe zum Wohl der Heimat in Gegenwart und Zukunft.
Kein „böser Mann dort im Landratsamt“
Derzeit wirft die Corona-Krise auch Schatten auf die Kommunalpolitik, was Dreier in aller Deutlichkeit ansprach: Er legte dar, dass auch er wie so viele nicht mit jeder Entscheidung aus München oder Berlin absolut glücklich und konform sei. Aber er habe sie als Landrat zu vollziehen wie alle anderen Gesetze und Verordnungen.
Kein Verständnis habe er aber für die wüsten Beschimpfungen gegen ihn und Mitarbeiter des Landratsamts oder gar für Drohungen, wie sie sein Amtskollege in Passau erhalten habe. Und kein Verständnis habe er für Aktionen wie das Ablegen von Teddybären und Grablichtern vor dem Landratsamt, wie kürzlich geschehen.
Fragten sich die Eltern nicht, was sie in die Köpfe und Seelen der Kinder pflanzten in dem Sinne von „jetzt muss ich mein geliebtes Kuscheltier hergeben, weil da drinnen im Amt ein böser Mann sitzt“? Im Landratsamt bemühe man sich um beste Entscheidungen in einer völlig neuen Situation und angesichts einer unberechenbaren Bedrohung.
Auf eine Frage, merkte Dreier an, erhalte er von allen, die die Corona-Maßnahmen kritisierten, keine Antwort: Auf die Frage, ob „das Virus bei uns ein anderes ist als das in Ländern, deren Gesundheitssysteme an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gekommen sind, oder ein anderes als das Virus in Tschechien, Frankreich oder Österreich“?