Landkreis Landshut

Landrat Peter Dreier zu Tiertransporten: „Unrecht wird weiter totgeschwiegen“

(ra) Vor gut einem Jahr war für Landrat Peter Dreier und das Landshuter Veterinäramt das Fass übergelaufen: Sie hatten den Transport einer trächtigen Kuh aus dem südlichen Landkreis Landshut ins tausende Kilometer entfernte Usbekistan verhindert, indem sie die dafür nötigen Vorzeugnisse nicht ausgestellt hatten. Sie haben den Tieren somit eine tagelange, über alle Maßen qualvolle Fahrt mit unzureichender Versorgung erspart, um dann unter Bedingungen geschlachtet zu werden, die in keiner Weise mit europäischen Tierschutz-Standards vereinbar sind.

Einen runden Tisch, eine Liste mit Ländern, in denen keine Tiere aus Bayern mehr exportiert werden sollten, und das Versprechen, eine Datenbank mit kompatiblen Transportrouten aufzubauen später – und dennoch werden bayerische Rinder weiter auf eine aussichtslose Odyssee ins Ausland geschickt. Das beweist die Anfang Februar auf ZDF ausgestrahlte Reportage der Reihe „37°“, bei der anhand von Ohrmarken nachgewiesen werden konnte, dass oberbayerische Rinder über Tage nach Nordafrika transportiert wurden – mit einem tausende Kilometer langen Umweg über Osteuropa, damit die Tiere neu deklariert werden konnten.

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In einer Pressemitteilung zeigt sich am Dienstag Landrat Peter Dreier fassungslos angesichts dieser neuen Bilder und der Tatsache, dass die EU- und Bundespolitik weiterhin tatenlos dieses Unrecht duldet. Er hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner appelliert, endlich bundeseinheitliche Regelungen auf den Weg zu bringen – „doch dieses Unrecht wird weiter totgeschwiegen“, kommentiert Dreier enttäuscht.

Dass seitens des Bundes überhaupt keine Bereitschaft besteht, nach Lösungen zu suchen, bestürzt Dreier noch viel mehr: „Ich habe die Ministerin zu uns eingeladen, um mit den Praktikern vor Ort nach Lösungen zu suchen. Doch es kam lediglich eine lapidare Absage, Frau Klöckner sei zu sehr eingespannt.“

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Denn dass weiter allein einige bayerische Landkreise die gesetzliche und moralische Verpflichtung zur Wahrung des Tierschutzes durchsetzen, kann nicht das Ergebnis eines monatelangen Prozesses sein, bei dem die Ministerien „klare bundesweite Rahmenbedingungen bei Tiertransporten in Drittstaaten“ – so der Wortlaut eines Beschlusses der Bundes-Agrarministerkonferenz – erarbeiten wollten. Vielmehr braucht es auch ein einheitliches europäisches Vorgehen, wie dieser geschilderte Fall oberbayerischer Rinder eindrücklich zeigt:

„Solange nicht die EU-Mitgliedsländer in dieser Frage an einem Strang ziehen, werden die Transporteure immer wieder Schlupflöcher und Ausweichmöglichkeiten finden, um diese für sie lukrativen Transporte weiter durchzuführen“

Landrat Peter Dreier

Dabei unterstreicht er erneut, dass seine Kritik sich gegen das System richtet, dass es offenbar profitabler ist, Rinder über tausende Kilometer zu transportieren, anstatt sie vor Ort zu vermarkten. „Es kann auch nicht im Interesse der Landwirtschaft und der Landwirte sein, hochwertige Produkte zu produzieren, um sich dann darauf einlassen zu müssen, dass der Profit über das Wohl der Tiere gestellt wird und damit der qualitativ hohe Standard, den unsere Landwirtschaft zu bieten hat, untergraben wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass in der öffentlichen Meinung ein ganzer Berufsstand dafür büßen muss.“ Aus Gesprächen mit vielen Landwirten könne er berichten, dass diese seine Position stützen und ebenfalls diese unwürdigen, überlangen Transporte verurteilen. Der Landkreis Landshut hat sich deshalb im Zuge seines Regionalmanagements auch zur Aufgabe gemacht, die Direktvermarktung regionaler Produkte weiter zu unterstützen.