Kindern ein geregeltes Leben ermöglichen – Pflegefamilien gesucht
(ra) Derzeit gibt es etwa 90 Kinder im Landkreis Landshut, die nicht bei ihrer Herkunftsfamilie, sondern in Pflegefamilien leben. Das Kreisjugendamt sucht gegenwärtig dringend Familien, die bereit sind, ein Kind unterschiedlichen Alters bei sich aufzunehmen. Wer sich diese anspruchsvolle Aufgabe vorstellen kann wird dabei von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes am Landratsamt intensiv vorbereitet und begleitet.
Wenn sich eine Familie dieser Herausforderung stellen möchte, sollte sie auf jeden Fall über ausreichend Platz verfügen, finanziell unabhängig, offen, tolerant und belastbar sein. Zudem muss sich die Familie einem längeren Bewerbungsverfahren stellen. Die Pflegeeltern werden in Seminaren auf ihre neue Aufgabe vorbereitet und durch regelmäßige Fortbildungen unterstützt. Die Familie muss sich zudem auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt einstellen. Diese ist unabdingbar und als Hilfe und Unterstützung anzusehen.

Die Kinder leben in den Pflegefamilien, da sie zu Hause aus verschiedenen Gründen nicht bleiben können. Zum Beispiel können die Ursachen Verwahrlosung, körperliche und seelische Misshandlung, Übergriffe unterschiedlichster Art, Sucht oder aber psychische Erkrankung der Eltern sein. Somit bringt jedes Pflegekind immer einen „Rucksack“, gefüllt mit diversen, unterschiedlich gelagerten Erfahrungen mit. Die Trennung von der Herkunftsfamilie entsteht häufig durch deren eigene Not oder akute Belastungen. Wer selbst keine Erziehung, Sicherheit und Rückhalt erlebt hat, kann dies auch wenig oder schlecht weitergeben und die eigenen Kinder gedeihlich erziehen. Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, wird das Kind aus der Familie heraus genommen. Dies kann sowohl freiwillig oder aber auch durch Gerichtsbeschluss erfolgen.
Die Pflegeeltern müssen bereit sein, mit der Herkunftsfamilie des Pflegekindes zu kooperieren und diese zu tolerieren. Das ist nicht immer leicht, aber notwendig, denn Kontakte zur Herkunft müssen mitgetragen und positiv bewerten werden. Davon hängt oftmals das Gelingen eines Pflegeverhältnisses ab. Zudem ist die sogenannte „Rückführung zu den Eltern“, wenn möglich, eine Zielsetzung. Wie lange ein Kind also in einer Pflegefamilie verbleibt, kann im Vorfeld häufig nicht geklärt werden, da die Stabilisierung der Herkunftsfamilie unterschiedlich lange dauern oder gar nicht gelingen kann.
Deshalb wird von der Pflegefamilie eine besonders hohe Flexibilität gefordert. Es gibt auch die Möglichkeit der Kurzzeitpflege. Diese ist in der Regel auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, längstens aber auf sechs Monate. Meist ist jene Form der Pflege eine Überbrückung: wenn das Kind sehr schnell aus der Familie genommen werden muss und erst dann geklärt werden kann, wie es künftig weitergehen wird. Ein anderer Grund wäre auch, wenn die Mutter krank geworden ist und sie niemanden hat, der sich während ihrer Abwesenheit oder Erkrankung um das Kind kümmern kann.
Wie die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes berichten, waren die meisten Kinder in der jüngsten Vergangenheit bei ihrer Unterbringung in der Pflegefamilie überwiegend sehr jung. Einige waren erst wenige Wochen bis maximal drei Jahre alt. Je älter das Kind ist, desto länger braucht es, sich neu ein- oder umzugewöhnen oder seine vorhandenen Defizite in seiner Entwicklung und in seinem Sozialverhalten aufzuarbeiten. Aber alle Kinder sollten, egal was ihnen im Leben widerfahren ist, eine Chance bekommen, gedeihlich versorgt und betreut zu werden und unbeschwert leben zu können.
Wer sich vorstellen könnte, selbst Pflegekinder bei sich aufzunehmen, meldet sich bitte beim Pflegekinderdienst des Kreisjugendamtes Landshut unter Telefon 0871/408-2141, -2142, -2144 oder -2146.