Straubing

Johann Meindorfer (BN) hat keine gute Neujahrsbotschaft

Johann Meindorfer, 2. Kreisvorsitzender beim Bund Naturschutz in Straubing, bilanziert die aktuelle Situation und stellt die Forderungen für das neue Jahr auf. Doch vorher: „Ihnen ein friedvolles, gutes, gesundes, glückliches Jahr 2018, in dem alle ein auskömmliches zufriedenes würdiges gutes Leben führen können, auch alle Nutztiere mit einem Höchstmass an Tierwohl!“

Der weitere Wortlaut: Leider ist unsere Gesellschaft auch am Jahresanfang 2018 meilenweit entfernt von echter sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Das ist erstmal keine gute Neujahrsbotschaft. Eine Botschaft jedoch, die zu unterschlagen nicht statthaft ist, nicht statthaft sein kann.

Wenn die Notwendigkeiten zum Erreichen der Biodiversitäts-, Klimaschutzziele und der Energiewende in der politischen Diskussion und folglich bei politischen wie behördlichen Entscheidungen dennoch unterschlagen oder ausgeklammert werden, trägt dies den Makel der Verwerflichkeit.

Schon seit Jahren zeichnet es sich ab, dass selbst die offiziell ausgerufenen völlig unambitionierten und halbherzigen Energiewende-, Biodiversitäts- und Klimaschutzziele grandios verfehlt werden, ohne dass dem tatkräftig und wirksam gegengesteuert und entgegengetreten wurde oder wird.

Stärker als der Wille zum Umsteuern blieben die kurzsichtigen Profitinteressen der Energie-. Luftfahrt- und Automobilkonzerne sowie der Agrar-, Chemie- und Lebensmittelindustrie. Wohl behütet vom Schutzschirm der von ihren Lobbyisten fleißig und oft erfolgreich bearbeiteten und beackerten politischen wie ministeriellen Instanzen.

So steht das Erreichen der offiziellen Energiewende-, Biodiversitäts- und Klimaschutzziele weiter nicht zu erwarten, allem Polit-Gesäusel zum Trotz.

Denn dazu bedürfte – bedarf !!! – es eines weitreichenden Umsteuerns in allen Bereichen mit sozialer und ökologischer Relevanz. Von der Energieversorgung gesamthaft, unserem Mobilitätsverhalten, den Baubereich mit Wohnen über die landwirtschaftliche Urproduktion mit unserem Ernährungsverhalten bis zu dem von der Gesellschaft gepflegten Konsumniveau insgesamt.

Es bedarf eines Umsteuerns hin zu einem für alle auskömmlichen ökologisch-sozial verträglichen, suffizienten Lebensstil. Mit mehr Grundzufriedenheit all derjenigen, die bisher schon mit hohem materiellen Wohlstand und sozialer Sicherheit gesegnet sind.

Damit es einen auskömmlichen ökologisch und sozialverträglichen zukunftsfähigen angemessenen Wohlstand für alle geben kann, der die Grenzen der Belastbarkeit des Naturhaushaltes auf unserem Wohnplaneten einhält.

All die Schlüsselbereiche für die ohne jeden Zweifel notwendige „große Transformation“ hin zur Postwachstumsökonomie in einer sozial und ökologisch nachhaltigen Postwachstumsgesellschaft können wir noch wirksam positiv beeinflussen.

Das sollte könnte durchaus als erfreuliche Botschaft ankommen.

Dazu müssen aber alle mit anpacken und kräftig mit hinarbeiten auf die Zielerreichung in Sachen Biodiversitäts- und Klimaschutz.

Und dazu braucht es ein Umsteuern, ein ökologisch-sozial verträgliches Andersleben in mehreren, vielen Bereichen; und zwar nicht als Entweder- Oder, sondern gleichzeitig. Parallel und schleunigst ein Herunterfahren des in einem nicht unentscheidenden Teil unserer Gesellschaft verschwenderisch hohen Konsumniveaus, auch und gerade beim Urlaubs-, Freizeit- und Mobilitätsverhalten allgemein.

Wird nicht gern gehört und gelesen. Ist aber so. Wahrheiten sind halt unangenehmer als Beschönigungen, deshalb kommen sie denen, die (wieder) gewählt werden wollen, auch so selten über die Lippen.

Es braucht ein mehrfaches Rrrrunter

Wenn wir im Durchschnitt vom Baby bis zum Greis inclusive derer, die sich wegen prekärer Einkommensverhältnisse nicht viel leisten können, einen rund 7fach so großen ökologischer Fußabdruck auf diesen Planeten setzen wie er uns pro Kopf zustehen würde, was soll dann daran falsch sein zu fordern, dass wir radikal rrrrunter müssen mit dem Energie- und Ressourcenverbrauch gesamthaft.

Rrrrunter mit den offenen und verdeckten Subventionen für den Auto- und Flugverkehr sowie die agrarindustrielle Intensivlandwirtschaft.

Rrrrunter mit Flugreisen und Autofahrten, wo es gute Alternativen zu Fuß, per Rad, mit Bus und Bahn gibt.

Rrrrunter mit dem Fleischkonsum.

Rrrrunter mit dem Kauf von energieaufwändig hergestellten abfalllastigen schwer zu recycelnden und oft überflüssiges Nippes-, Deko- und kurzlebigen – auch elektronischen – Modeartikeln sowie Wegwerfartikeln aller Arten und verschiedenster Ausprägungen: vom Coffee-to-go-Becher oder Einweg-Kaffeekapseln bis hin zu Einmalgrills, Einmalrasierern oder Einmalsowiesogeräten oder sonstigen Einmalteilen wie Einwegbüchsen oder -flaschen.

Rrrrunter auch mit Anschaffung und Betrieb unnötiger oder unnötig verbrauchsstarker bzw. -intensiver motorisierter oder motorbetriebener, Elektro- und Elektronikgeräte – vom Riesen-Flachbildschirm vom lärmenden und stinkenden Laubsauger oder -bläser bis hin zum elektrischen Garagentorantrieben für SUVs und Abgasboliden in Doppel- und Mehrfach-Garagen in immer mehr ausufernden grossflächigen überdimensionierten Einfamilienhausgebiete, wo Flächen- und sonstiger Ressourcenverbrauch völlig ausgeblendet wird.

Mit Verlaub: mit dem bloßen Austauschen eines Energieträgers gegen einen anderen, der dann wiederum andere Schutzgüter wie Wasser und Boden schädigt, klappt die dringendst notwendige reelle ökologisch nachhaltige Energiewende garantiert nicht. Ebensowenig das Erreichen der Biodiversitäts-, und Klimaschutzziele. Der Energie- und Ressourcenverbrauch muss drastisch runter. Gegenteilige Behauptungen sind als vollends unlauter einzuordnen.

Konsequenzen?
Es besteht eine große gesamtgesellschaftliche Verantwortung für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen als Voraussetzung für Lebensqualität für uns, die Allgemeinheit sowie unsere Mitwelt, der wir uns alle, ausnahmslos und zweifellos zu stellen haben. Der wir alle miteinander gerecht werden müssen

Berufene Akteure?
Im Folgenden die dringendst notwendigen Handlungsfelder und die entscheidenden zu einem zielgerichteten Tätigwerden berufenen Akteure:

Die Politik hat beim politischen Tagesgeschäft wie bei allen politischen wie behördlichen Entscheidungen, beim organisatorischen und Verwaltungshandeln deren Vereinbarkeit mit dem Erreichen der aus übergreifender gesamtökologischer Sicht gebotenen offiziellen Energiewende-, Biodiversitäts- und Klimaschutzziele zu implementieren. Sie hat diese Vereinbarkeit generell und immer einzuhalten und sicherzustellen, ausdrücklich als Querschnittsaufgabe und somit als integraler Bestandteil jeden ministeriellen wie behördlichen Handelns.

Völlig unzweifelhaft obliegt dies – mit durchgängig umfassender vorbildhaft-umweltverträglicher fairer Beschaffungspraxis – daher zuvorderst, in allererster Linie und zuallererst der gesamten öffentlichen Hand einschließlich aller Ministerien und deren nachgeordneten Behörden, Universitäten, Hochschulen, Sozialversicherungsträgern und Sparkassen bis hin zu Landkreis-, Gemeinde- und Stadtverwaltungen als Träger von Kliniken, Schulen, Vorschuleinrichtungen und Kindergärten oder Stadtwerken, städtischen Unternehmen bzw. Beteiligungsgesellschaften sowie den Kirchen.

Immerhin lösen die Aufträge der öffentlichen Hand 14 % der Wirtschaftsleistung in der EU aus, die somit durch diese ökologierelevant zu beeinflussen sind. Sie hat zwingend und schon von Verfassung und Gesetzes wegen eine klare Vorbildfunktion und Vorreiterrolle umweltverträglicher Beschaffung zu erfüllen und private Unternehmen sowie Verbraucher dabei mitzunehmen.

Wir alle, ob Unternehmen oder private Verbraucher sind gefordert, bei unseren tagtäglichen Entscheidungen, bei all unserem Tun achtsam Rücksicht auf unsere Umwelt, auf unsere Mitlebewesen zu nehmen. Nach der jeweils besten ökologischen Praxis zu handeln.

Die alle – uns alle – muss zudem wiederum die Politik dazu animieren, hinlenken, soweit wir es nicht aus eigenem Antrieb, aus eigener Überzeugung, aus Verantwortungsgefühl der Allgemeinheit oder Mitwelt gegenüber, ja nicht einmal vernünftigerweise, ohnehin schon praktizieren.

Indem sie dafür Sorge trägt, dass sich die Verschwendung von Ressourcen nicht mehr finanziell rechnet und lohnt, aber jeder durch gerechte Einkommensverteilung auch befähigt wird, sich sozial- und umweltverträglich verantwortlich zu verhalten.

Letztendlich ist die Politik nämlich gefordert, durch zielgerichtete Rahmenbedingungen uns Einzelentscheider zum sozial- wie ökologieverträglich-verantwortbaren Verhalten anzuspornen. Finanziell-fiskalisch ganz profan „über den Geldbeutel“. Da schließt sich der Kreis: wir, die Mitglieder der Gesellschaft, haben von der Politik einzufordern, dass sie uns, den Mitgliedern der Gesellschaft, ein sozial- wie ökologieverträglich-verantwortbares Verhalten abverlangt. Und dass sie jenen von uns, den wirtschaftlich Benachteiligten, die es sich nicht leisten können, dies erst einmal ermöglichen muss.

Die Verantwortlichkeit dafür / dazu liegt unbestreitbar bei der Politik. Doch entlässt dies uns Einzelentscheider nicht aus der Verantwortung, dort wo wir Entscheidungen zu treffen haben und laufend treffen, nach der besten ökologischen Praxis zu handeln. Die Einzelentscheidung kann und soll uns schwerlich die Politik abnehmen. Sie hat jedoch den politischen, den gesetzlichen und den steuerrechtlichen Rahmen so zu setzen, dass sich für alle Einzelentscheider das sozial- und umweltverträglich-verantwortliche Verhalten nicht nur ethisch-moralisch, sondern parallel dazu auch finanziell rentiert.

Dass ökologieverträgliches und damit gleichzeitig volkswirtschaftlich sinnvolles Verhalten beim Herstellen, Handeln und bei Kauf wie auch Nutzung von Gütern mit der mit den betriebswirtschaftlichen Interessen der einzelnen Wirtschaftssubjekte weitestmöglich zur Deckung zu bringen ist.

Wir brauchen ökologisch-sozialer Kostenwahrheit und Kostengerechtigkeit mit Anlastung der bisher in der ökologisch blinden Wachstumsgesellschaft externalisierten sozialen und ökologischen Folgelasten und -kosten auf die Preise von Energie- und Ressourcenverbrauch. Gepaart mit einer deutlich höheren sozialen und ökologischen Verteilungsgerechtigkeit. Mit einem intelligenten ökologisch-sozialem Steuersystem, das Leistung belohnt, aber auf gerechte Verhältnismäßigkeit der Einkommensverteilung achtet. Das den „Faktor“ menschliche Arbeit grundsätzlich entlastet und den Energie- und Ressourcenverbrauch verteuert, d.h. stärker und mindestens mit all seinen externen Sozial- und Umweltfolgekosten belastet – planbar und berechenbar für die Wirtschaftssubjekte.

Dass jeder auf einer soliden Einkommensbasis aber auch zu ressourcen- und energiesparendem umweltverträglichem Konsum und verantwortlichem Verhalten einerseits angespornt und andererseits durch die gerechte Einkommensverteilung auch befähigt wird. Dass sich sozial- und umweltverträglich-verantwortliches Verhalten auch finanziell rechnet und lohnt – und nicht wie bisher oft die Verschwendung von Ressourcen.

Sozialen Verwerfungen gilt es durch gutes Austarieren, den sozialpolitischen Grundsatz des Förderns und Forderns in wohlverstandener Weise eingeschlossen, höherer Belastungen wegen der Ressourcenverteuerung mit deutlich wirksamen Entlastungen für die wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsgruppen bzw. -schichten und bei Bedarf durch schleuniges Nachsteuern vorzubeugen. Mit einer Entlastung der unteren bis mittleren Einkommensbezieher über die Stellschrauben Steuern – hier mit vielfältigen Handlungsoptionen – und Lohnnebenkosten, also Sozialversicherungs-Beitragssätzen. Als gerechte Kompensation für die höheren Kosten von Energie und Ressourcen, die dann aber die Folgelasten und -schäden von Herstellung und Gebrauch von Gütern realitätsnäher abbildet.

Wir müssen uns, soweit bei jedem einzelnen noch nicht erfolgt, einen Lebensstil aneignen, der an die Reserven des Planeten Erde, an die Regenerationsfähigkeit der Natur insgesamt angepasst ist.

Starten wir alle, jeder Einzelentscheider, in allen unseren Einflussbereichen mit guten, mit besten Vorsätzen umwelt- und klimafreundlich durch zurückhaltendes Konsumverhalten ins neue Jahr 2018.

Gute Vorsätze für 2018 etwa:

Den Giftspritzern schlagen wir ein Schnippchen – in Zukunft kommt nur noch Bio in die Tüte!

Das Auto steht, so oft es geht!

Hochinteressante Reisen und Urlaube genießen wir mit der Bahn, mit BUND-Reisen und in den Biohotels in vollen Zügen – statt dem „Traum vom Fliegen für 20 Euro“ auf Kosten der Zukunft nachzuhängen. Das Fliegen überlassen den Vögeln:
www.bahn.de/natur/view/index.shtml – www.biohotels.info – www.bund-reisen.de

So bietet uns ein auskömmliches zufriedenes würdiges gutes Leben höchste Erlebnis- und Lebensqualität.

Wir haben es nicht nötig, zu kaufen, was wir gar nicht brauchen!

Wir ham`s sogar richtig satt!
Nicht nur bei der Demo am 20. Januar in Berlin Gentechnik, die intensiv-industrielle Landwirtschaft mit Pestizideinsatz und Massentierhaltung. Genauso jeglichen unverantwortlichen unverzeihlichen verschwenderisch hohen Konsum, der den Energie- und Ressourcenverbrauch antreibt – und sämtliche Energiewende-, Biodiversitäts- und Klimaschutzziele obsolet macht und mit Karacho an die Wand fährt.

Denn die letztendliche Fahrt-, Reise- und Kaufentscheidung treffen die Verbraucher. Wir alle, jede Einzelentscheider. Pro oder Contra Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen als Voraussetzung für Lebensqualität für alle auch in Zukunft. Dafür setzen wir uns übrigens seit langem ehrlich und beständig, beharrlich ein!

Ab sofort und immer bitte alle „Pro“.

Keine schlechte Botschaft doch, dass wir mit einem sozial- wie ökologieverträglich-verantwortbaren Verhalten, einem an die planetaren Grenzen angepassten Lebensstil, ein auskömmliches zufriedenes würdiges gutes schönes Leben führen, ja geniessen können

In diesem ernsthaft gut-, ja bestgemeinten Sinne beste Grüße und Wünsche also – für ein friedvolles, gutes, gesundes, glückliches Jahr 2018.

Johann Meindorfer