Große Warnstreikwelle in der Region – Metaller machen früher Schluss
(ra) In der Metall- und Elektro-Industrie spitzt sich der Tarifkonflikt weiter zu. Seit drei Wochen herrscht Stillstand zwischen den Tarifparteien des Arbeitgeberverbandes „VBM“ und der IG Metall Bayern. Mit dem Ende der Friedenspflicht Anfang März hat die Metallgewerkschaft mit ersten Warnstreikmaßnahmen gezeigt, dass sie auch unter Corona-Bedingungen aktionsfähig ist. Jetzt startet die IG Metall in der Region eine große Warnstreikwelle.
Dabei werden zehn Unternehmen mit 20 Standorten nahezu gleichzeitig am Freitagabend (19. März) bestreikt. Die Beschäftigten werden zu „Früh-Schluss-Aktionen“ aufgefordert und sollen zwei Stunden vor dem üblichen Arbeitsende die Arbeit ruhen lassen und nach Hause gehen. IG Metall Bevollmächtigter Robert Grashei begründet die Aktion: „Wir machen deutlich, dass sich Beschäftigte in dieser Tarifrunde nicht mit einer Null-Runde abspeisen lassen und den Angriff auf Tarifrechte nicht hinnehmen. Die Arbeitgeber sollen nicht glauben, sie könnten die Pandemie für ein einseitiges Lohndiktat ausnützen. Unsere Forderung nach vier Prozent für Arbeit und Einkommen erfährt starke Unterstützung!“
Die Metaller starten ihre Warnstreikwelle am Freitagnachmittag bei den Betrieben von Jungheinrich in Moosburg und Degernpoint. Dort wird ab 16 Uhr 30 zum Arbeitsende aufgerufen. Bei BMW wird die gesamte Werksgruppe 2 in Dingolfing in den Warnstreik einbezogen. Ab 20 Uhr wird, zwei Stunden früher als zum üblichen Schichtende, dort bereits der Feierabend eingeläutet. Im Produktionswerk 2.4 werden deshalb rund 160 Fahrzeuge nicht mehr vom Montageband rollen. Auch im Antriebskomponentenwerk 2.1 und im Bereich der Elektroantriebe im Werk 2.2 wird die Arbeit früher beendet werden.
Die Logistik wir ebenso ihre Dienstleistung im Werk 2.7 einstellen und sich am Warnstreik beteiligen. Hier ruft die IG Metall auch die externen Logistikbetriebe, die unter den Tarifvertrag der Metallgewerkschaft fallen, zur Arbeitsniederlegung auf. Deshalb wird auch keine Ware mehr bei Schnellecke auf dem Werksgelände, bei Kühne+Nagel in Bruckberg, Niederaichbach, Dingolfing und Wallersdorf, bei Imperial in Wallersdorf, bei Rudolph Automotive Solutions in Wörth sowie bei Rudolph Logsitic Solutions ab acht Uhr abends bewegt.
Das frühere Arbeitsende wird um 21 Uhr auch das Komponentenwerk der BMW AG in Landshut erreichen. Dort wird nicht nur in der Leichtmetallgießerei in Ergolding, sondern in allen Technologien des Werk 4 der niederbayerischen Hauptstadt zwei Stunden früher Schluss gemacht. Auch hier wird der lokale Logistikdienstleister Schnellecke einbezogen. Im Filterwerk von MANN+HUMMEL in Marklkofen wird die Spätschicht auch zwei Stunden früher als üblich zum Warnstreik aufgerufen. Dann wird die Schicht, in der überwiegend Frauen beschäftigt sind, nicht erst um 23 Uhr beendet, sondern bereits um neun Uhr abends.
Damit fehlen rund 70.000 Filter in der Produktion, die seit August vergangen Jahres voll ausgelastet ist. Die fertigen Filter werden zum Teil vom Logistikpartner Nevoia in Wörth in alle Welt verschickt. Am Freitag wird dies vom Warnstreik ebenfalls für zwei Stunden unterbrochen. Metaller Grashei ist zuversichtlich bei der Beteiligung an den Warnstreikaktionen: „Die Beschäftigten in der Branche wollen ein faires Ergebnis. Mit dem, was die Arbeitgeber gerade liefern, kann es keine Lösung im Tarifkonflikt geben. Deshalb sind nicht nur unsere Mitglieder bereit uns zu unterstützen, sondern auch viele unorganisierte Arbeitnehmer bekunden ihre Solidarität und nehmen am Warnstreik teil. Wir werden heute Abend mehr als 6.000 Beteiligte erleben. Das sollte den Arbeitgebern auch zu denken geben. Ich hoffe, dass sie sich bei Zeiten besinnen.“ Nach Auskunft der IG Metall werden die Warnstreiks in der kommenden Woche fortgesetzt, falls die Tarifgespräche weiterhin stocken.