Gesundheitsamt Landshut beteiligt sich an HIV-Testwoche
(ra) Nach wie vor stecken sich jährlich um die 400 Personen in Bayern mit HIV an, dem Erreger, der die schwere Erkrankung AIDS nach sich ziehen kann. Etwa 30 Prozent der Infektionen werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Fachleute empfehlen einen Test nach risikoreichen sexuellen Kontakten.
„Wir führen jedes Jahr circa 200 bis 250 anonyme und kostenfreie Tests durch“, erläutert der Chef des Landshuter Gesundheitsamtes, Dr. Dr. Heribert Stich. Seit Mai dieses Jahres steht er an der Spitze der örtlichen Gesundheitsbehörde. „Während der ‚HIV-Test-jetzt-Woche 2018‘ bieten wir erweiterte Beratungs- und Testzeiten an“, so der Amtsleiter. In der Zeit vom 26. November bis 2. Dezember besteht an allen Öffnungstagen des Landratsamtes Landshut während der üblichen Öffnungszeiten die Möglichkeit zur Beratung und zum Test. Darüber hinaus steht im Foyer des Landratsamtes Landshut ein Informationstisch mit vielfältigen Materialien für die Besucher bereit.
Test-jetzt-Woche 2018
Seit 1. Oktober dieses Jahres sind sogenannte Selbsttests, auch „Heimtests“ genannt, zugelassen. Sie können bequem per Internet bestellt werden und kommen neutral verpackt ins Haus. Auch über Apotheken ist ein Bezug möglich. „Diese Tests sind ein weiterer zusätzlicher Baustein“, erklärt Sabine Eggersdorfer, Leiterin der AIDS-Beratungsstelle Niederbayern mit Sitz in Passau. „Sie bieten Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen bisher scheuten, beim Arzt oder Gesundheitsamt vorzusprechen, die Möglichkeit, ihren Status zu erfahren“. Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt jedoch allen, die den Selbsttest machen lassen möchten, sich gut zu informieren, welche Fabrikate geeignet sind, wie er durchzuführen ist und wie die Ergebnisse zu interpretieren sind.
Zu beachten ist, dass bei den Selbsttests eine Wartezeit vom Ansteckungsrisiko bis zur Testdurchführung von 12 Wochen erfolgen muss. Ein Labortest, wie ihn das Landshuter Gesundheitsamt anbietet, ist bereits nach sechs Wochen Wartezeit aussagekräftig. „Es ist hilfreich, frühzeitig von seiner Infektion zu wissen“, erläutert Sabine Eggersdorfer. „So kann schnell eine medikamentöse Behandlung in die Wege geleitet werden. Das verhindert schwere Erkrankungen und weitere HIV-Übertragungen“.
HIV gut behandelbar
Die HIV-Infektion ist mittlerweile sehr gut behandelbar. „Wer frühzeitig behandelt wird, hat eine normale Lebenserwartung“ sagt der Landshuter Internist und Infektiologe Dr. Thomas Sternfeld. Er bedauert, dass circa 30 Prozent der Infizierten erst sehr spät von ihrer Infektion erfahren. Das Immunsystem ist dann bereits angegriffen. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts lebten im Jahr 2016 zirka 88.000 HIV-positive Personen in Deutschland. Von den circa 12.000 in Bayern lebenden Menschen mit einer HIV-Infektion wissen etwa 1.100 nichts von ihrer Ansteckung. Von den knapp 600 HIV-Neudiagnosen in Bayern im Jahr 2016 erfolgten etwa 220 erst, als bereits eine Aids-Erkrankung oder ein schwerer Immundefekt eingetreten war. Dabei – so Dr. Sternfeld – erreiche man aufgrund des heutigen Wissens und der hervorragenden Medikamente bei weit über 90 Prozent aller Patienten innerhalb weniger Monate einen stabilen Gesundheitszustand. „Gut behandelte Patienten sind praktisch nicht mehr ansteckend“, gibt Dr. Sternfeld die seit Jahren bekannten Forschungs- und Studienergebnisse wieder.
30 Jahre Aids-Beratungsstelle Niederbayern
Obgleich sich seit den 1980er Jahren im Umgang mit HIV viel verändert hat, besteht weiterhin Informations-, Präventions- und Beratungsbedarf. „Trotz all der Fortschritte in der Behandlung von HIV werden HIV-positive Menschen immer noch diskriminiert und stigmatisiert“, gibt Sabine Eggersdorfer ihre langjährige Erfahrung wieder. „Die Fortschritte und Erkenntnisse, die wir haben, sind so noch nicht in der Bevölkerung aufgenommen worden“, erläutert die Beraterin. „30 Jahre sind eine lange Zeit und wir können auf viele Erfolge und Fortschritte zurückblicken. Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen, denn die Arbeit und Notwendigkeit wird noch nicht so schnell enden.“
Während der HIV-Test-jetzt-Woche (26. November bis 2. Dezember) werden Tests und die Beratungen zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes angeboten.