Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht in Straubing
(ra) Im Gemeindesaal der Israelitischen Kultusgemeinde an der Wittelsbacher Straße findet am Donnerstag, 9. November ab 19.30 Uhr die diesjährige Gedenkveranstaltung zur Reichpogromnacht statt, zu der die Stadt Straubing und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit einladen. Der Abend widmet sich der Erinnerung an die Opfer der Nazidiktatur und wendet sich wider das Vergessen. Er beinhaltet eine Fotoausstellung von Franziska Schrödinger mit dem Titel „Schalom Straubing“, in der jüdisches Leben in Straubing im Hier und Jetzt gezeigt wird.
In der „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland nahezu alle jüdischen Gottes- und Gemeindehäuser sowie zahlreiche Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger zerstört. Die Reichspogromnacht war der Auftakt zu einer systematischen Diskriminierung und Verfolgung während des nationalsozialistischen Regimes, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Auch in Straubing wurden in dieser Nacht Fenster, Türen und Inneneinrichtung der einzigen niederbayerischen Synagoge zerstört, jüdische Geschäfte verwüstet und zahlreiche jüdische Mitbürger verhaftet.
Die Gedenkveranstaltung soll dazu beitragen, dass die schrecklichen Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten. Darüber hinaus soll sie auch eine Brücke zur Gegenwart schlagen, denn die Geschichte des Judentums in Straubing ist heute noch Teil unserer vielfältigen Stadtgesellschaft. Die Straubinger Synagoge spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle, der gesamte Wirkungskreis der Gemeinde im niederbayerischen Raum umfasst aktuell etwa 800 Personen.
Vor allem diesen Menschen und dem aktuellen Gemeindeleben widmet sich eine Ausstellung der jungen Straubinger Fotografin und Kulturförderpreisträgerin Franziska Schrödinger: „Meine Arbeit soll einen emotionalen Eindruck des Gemeindelebens widerspiegeln. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Erklärung von Feiertagen, umfassende Information. Sie zeigt Leben, wie es stattfindet, mit allen Besonderheiten und allen Banalitäten“. Unterstützt wird Franziska Schrödinger von Alexandra Roszkowski, die mit verschiedenen Personen Biografiegespräche geführt hat.
Intensive Erinnerungsarbeit findet schon seit längerem auch im Rahmen der Straubinger Partnerschaften für Demokratie statt. Viele Projekte führten junge Menschen in die ehemaligen Vernichtungslager nach Auschwitz-Birkenau und Treblinka, in die Konzentrationslager Dachau und Mauthausen oder in das ehemalige Waisenhaus Janusz Korczaks nach Warschau. Eine zielgruppenorientierte, vielfältige Methodik, ein weitestgehend inklusiver Ansatz, Einsatz neuer Medien, sowie die Zusammenarbeit mit renommierten Experten, Zeitzeugen, Künstlern und Institutionen tragen zur Authentizität der Arbeit bei und sorgten für große Resonanz im In- und Ausland. „Demokratie braucht Erinnerungsarbeit, die vom Engagement und dem Interesse der jungen Generation getragen wird. Auf diesem Weg kann man verantwortungsvoll, aufgeklärt und objektiv einen Umgang mit der Geschichte lernen, der gegenwarts- und zukunftsorientiert ist“, so Roman Schaffner, Verantwortlicher in der Umsetzung der Straubinger Partnerschaften für Demokratie.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wird ein Teil der Ausstellung Franziska Schrödingers in einer „Work-in-Progress-Version“ zu sehen sein. Die Gesamtschau wird im Kontext zur „Woche der Brüderlichkeit“ im Frühjahr 2018 in der Galerie des Alten Schlachthofs stattfinden. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ sowie durch das Kulturamt der Stadt Straubing gefördert.