Frisch gezapfte Milch gibt es in Kleinkohlham
(ra) „Eigentlich hätten Sie jetzt einen Ausblick ins Grüne“, meinte Kilian Graf, Milchlandwirt aus Kleinkohlham in der Gemeinde Mitterfels zu den Gästen der SPD. Aber die anhaltende Hitze und Trockenheit habe sichtbare Spuren hinterlassen und werde Ernteeinbußen nach sich ziehen. Die Landwirtschaftspolitikerin Ruth Müller, MdL war am Freitag zusammen mit dem 2. Bürgermeister der Gemeinde Mitterfels, Heinz Uekermann und SPD-Ortsvereinsvorsitzendem Marvin Kliem zu einem Informationsbesuch auf den Milchviehbetrieb der Familie Graf gekommen, der bereits in der vierten Generation geführt wird.
Bei brütender Hitze besichtigten die Gäste die Weide, auf der auch die 30 Jungtiere den Schatten suchten. Im Laufstall, der 2014 in Betrieb genommen wurde, finden 50 Milchkühe Platz. Hinsichtlich der Ernteprognose ist auch der Seniorchef des Betriebs, Eduard Graf sehr skeptisch. Seit Wochen fallen kaum Niederschläge, ab und zu ein paar Tropfen und mit jedem Tag ohne Regen sinken die zu erwartenden Erträge, berichtete er. „Wenn das so bleibt, werden wir unseren Milchviehbestand reduzieren müssen, da das Futter nicht ausreicht“, blickt Kilian Graf düster in die nächsten Wochen. Umso unverständlicher sei es, dass der Lebensmitteleinzelhandel jetzt mit Sonderpreisen für Butter werbe, hier müsse doch endlich einmal die Solidarität mit den Menschen greifen, die die Lebensmittel erzeugen.

Auch im Landkreis Straubing-Bogen ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft spürbar: „Rund 35 Landwirte gab es noch in den 1960er Jahren in unserer Gemeinde, nun sind es noch sieben Milchviehbetriebe, die wir haben“, erzählte stellvertretender Bürgermeister Heinz Uekermann der Landtagsabgeordneten Ruth Müller.
Besorgniserregend sei der Verfall der Milchpreise, der vor allem kleineren Betrieben keine kostendeckende Produktion mehr ermögliche: „Bei einem Literpreis von nur noch gut 35 Cent für das hochwertige Lebensmittel Milch ist die Schmerzgrenze bereits deutlich überschritten. Für Milchbauern ist das existenzgefährdend.“ Der anhaltend niedrige Preis für Milch führt seit Jahren zu einem alarmierenden Strukturwandel in der Landwirtschaft. So ist die Zahl der Betriebe seit 2010 von fast 42.000 auf nur mehr 30.500 im Jahr 2017 zurückgegangen (minus 37,5 Prozent), berichtete Ruth Müller aus einer Antwort des Landwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage von ihr.
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Als SPD werde man sich klar auf die Seite der heimischen Bauern stellen. „Die Großagrarindustrie zerstört die vielen heimischen Betriebe in Generationenhand und das kann nicht unser Wunsch sein“, so Marvin Kliem. „Wenn wir eine naturverträgliche, nachhaltige Landwirtschaft wollen und nicht nur Großbetriebe mit Massentierhaltung, dann braucht es Kriseninstrumente, um den Milchpreis auf ein Niveau zu heben, dass es den Milchbauern ermöglicht, von ihrer Arbeit auch leben zu können“, stellte Müller fest und appellierte an die Verbraucher, beim Konsum von Milch und Milchprodukten auf die Regionalität zu achten.
Jeder siebte Arbeitsplatz in Bayern ist von der Land- und Forstwirtschaft abhängig. Bayerns Bauern produzieren an 365 Tagen im Jahr knapp acht Millionen Tonnen Milch, das sind 25 Prozent der gesamtdeutschen Produktion. Außerdem beschäftigt die bayerische Molkereiwirtschaft rund 15.000 Menschen. Dies zeige, welche enorme Bedeutung dem Milchsektor für die bayerische Wirtschaft, insbesondere im ländlichen Raum, zukommt
Neue Wege beschreitet der junge Landwirt Kilian Graf, der mit seiner Frau Monika im Sommer 2016 eine Milchtankstelle eröffnet hat. Hier kann man rund um die Uhr frische, unbehandelte Milch vom Bauernhof zapfen und mit nach Hause nehmen. Zudem werden in der kleinen Holzhütte auch noch regionale Produkte befreundeter Landwirtsfamilien wie Eier, Honig oder Grillfleisch angeboten.