Ferkelkastration: Für Die Linke ein „Schwarzer Tag für den Tierschutz“
(ra) Die Entscheidung des Bundesrates vom Freitag, die betäubungslose Ferkelkastration für weitere zwei Jahre zu erlauben, stößt auf scharfe Kritik der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Tierrechte in der Partei DIE LINKE.
Als schwarzen Tag für den Tierschutz bezeichnete am Freitag deren Sprecher Stefan Hölzl gegenüber regio-aktuell24 die Abstimmung im Bundesrat. CSU und Freie Wähler hätten sich in die Front der Tierquäler eingereiht.

Am 4. Juli 2013 war es soweit: Der Gesetzgeber hat diebetäubungslose Kastration von männlichen Ferkeln verboten. Die Kastration ist erforderlich, um einen typischen Ebergeruch von Fleisch zu verhindern. Viele Verbraucher stört dieser Geruch ebenso wie die Vorstellung von Tierqualen. Zur Entwicklung praxistauglicher Alternativen sieht das Tierschutzgesetz daher eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2019 vor.
Für die industrielle Massentierhaltung hat die aktuelle Praxis einen entscheidenden Vorteil: Das Abschneiden der Hoden ohne Betäubung ist ausgesprochen billig. So verwundert es nicht, dass aus der Landwirtschaft die Stimmen lauter wurden, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration erneut zu verschieben.
Bisher fanden entsprechende Anträge im Bundesrat keine Mehrheit. Doch die Bundesregierung brachte jüngst einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundestag ein, den die Koalition aus CDU/CSU und SPD auch beschloss. In seiner Sitzung am Freitag fand nun der Antrag auf Anrufung des Vermittlungsausschusses keine Mehrheit imBundesratsplenum. Das Gesetz gilt damit automatisch als angenommen und trittnach Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten in Kraft.
Die Tierschützer der bayerischen LINKEN halten das für verantwortungslos sowohlgegenüber den Tieren als auch gegenüber den Landwirten. „Sechs Jahre habenCDU/CSU und SPD die flächendeckende Einführung von vorhandenen Alternativen zurbetäubungslosen Kastration verschlafen und damit sinnloses Tierleid in Kauf genommen“, kritisiert Hölzl. „Jetzt sinnloses Tierleid trotz vorhandener Alternativen um weitere zwei Jahre verlängern, zeugt von einem Komplettversagen der ehemals großen Koalition.
Auch im Bereich der Landwirtschafts- und Tierschutzpolitik sind CDU/CSU und SPD nicht mehr zur vernünftigen Lösungen fähig. Stattdessen werden sie nur noch vom blinden Willen zur Macht getrieben.“ Gleiches gelte für die Freien Wähler in Bayern, die gemeinsam mit der CSU die Anrufung des Vermittlungsausschusses verhindert haben. Damit, glaubt der Oberschneidinger Stefan Hölzl , leisten die Regierungsparteien der Landwirtschaft einen Bärendienst.
Die Entscheidung werde die zunehmende Konzentration auf große industrielle Anlagen beschleunigen. Immer mehr Tiere auf viel zu wenig Fläche führen zu steigenden Nitratwerten im Grundwasser und verursachen in erheblichem Umfang klimaschädliche Treibhausgase, ganz zu schweigen von problematischen Haltungsbedingungen. Eindeutiger Verlierer sei neben den Tieren daher die kleinbäuerliche Landwirtschaft.