Landkreis Straubing-Bogen

Englmarisuchen offiziell zum Immateriellen Kulturerbe ernannt

(ra) Als erster Brauch im Landkreis Straubing-Bogen wurde das Englmarisuchen in Sankt Englmar als einer von 13 Bräuchen neu in das bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zu dieser besonderen Auszeichnung gratulierte am Samstag auch der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, der nun die Ernennungsurkunde offiziell überreichte.

Heimatminister Albert Füracker (2. von links) bei der Überreichung der Urkunde gemeinsam mit (von links) Josef Zellmeier, MdL, Bezirksrat Franz Schreyer und Alois Rainer, MdB. – Foto: Karin Wurm

Coronabedingt musste diese feierliche Übergabe um über ein Jahr verschoben werden. Bereits im Frühjahr 2020 erreichte die Bayerwaldgemeinde die erfreuliche Nachricht, dass die Bewerbung des Englmarisuchens zum Immateriellen Kulturerbe erfolgreich war. „Es ist mir Freude und Ehre zugleich, einem so lebendigen Brauch die offizielle Aufnahmeurkunde überreichen zu dürfen“, so der Heimatminister. Dass der Brauch lebendig ist, ist das Kriterium schlechthin für die Bewerbung. Dass die Sankt Englmarer das erfüllen können, zeigt das traditionelle Englmarisuchen Jahr für Jahr aufs Neue auf. Selbst unter schwierigen Bedingungen wie der Corona Pandemie ist dem Bergdorf dies gelungen.

Seit über 170 Jahren ist das Englmarisuchen alljährlich am Pfingstmontag ein fester Termin für Besucher aus Nah und Fern und vor allem für die einheimische Bevölkerung der höchste Ortsfeiertag. Dabei erzählt das Englmarisuchen in einem religiösen Schauspiel die Legende von Tod und Auffindung des Einsiedlers und späteren Ortspatrons, des seligen Engelmars. In einem farbenprächtigen historischen Umzug mit vielen Reitern zieht die Dorfgemeinschaft am Pfingstmontag hinauf zum Kapellenberg, wo symbolhaft eine Holzfigur des Seligen geborgen wird. Nach einer Feldmesse wird die Skulptur des erschlagenen Einsiedlers auf einem Ochsenwagen in einer Prozession zur Pfarrkirche begleitet – ein beeindruckendes Erlebnis für die Englmarer selbst, aber auch für viele Pilger aus nah und fern.

Beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Sankt Englmar mit dabei (von links): Ortspfarrer Pater Simeon Rupprecht OPraem, Alois Rainer, MdB, Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, Josef Zellmeier, MdL, Bezirksrat Franz Schreyer und Bürgermeisterin Judith Kurtenbach – Foto: Karin Wurm

Ortspfarrer Pater Simeon, der dem Minister das Englmarisuchen anhand der Votivtafeln der Pfarrkirche und Archivaufnahmen eindrucksvoll erklärte betont: „Es ist bemerkenswert, wie diese Tradition in der Sankt Englmarer Bevölkerung verwurzelt ist und von Generation zu Generation weitergetragen wird. Das ganze Dorf ist am Pfingstmontag in Aufruhr und hilft zusammen“.

Auch die Englmarer Pfingstltuscher, die zusammen mit dem Förderverein die Antragsteller zur Bewerbung waren, ließen durch das weltliche Pfingstritual, das traditionelle „Goißlschnoizn“, die breite Bevölkerung zumindest akustisch am Spektakel teilhaben.

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Die Bedeutung des Englmarisuchens ist selbst zu Corona-Zeiten keine geringere. „Es macht uns schon sehr stolz, dass unser Englmarisuchen nun zum Immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Ich bin optimistisch, dass es im kommenden Jahr wieder in gewohnter Weise stattfinden kann und wir diese besondere Auszeichnung mit der ganzen Bevölkerung feiern können“ fügte die dritte Bürgermeisterin Judith Kurtenbach hinzu, die ihre beiden krankheitsbedingt abwesenden Bürgermeisterkollegen Anton Piermeier und Andreas Aichinger vertrat.

Staatsminister Füracker überreichte die Aufnahmeurkunde an den Fördervereinsvorsitzenden, Pater Simeon Rupprecht, und zeigte sich erfreut darüber, dass Sankt Englmar mit seinem Brauch des Englmarisuchens diese Auszeichnung sichtlich verdient habe. Anlässlich dieses Aktes verewigte sich Staatsminister Füracker im Goldenen Buch der Gemeinde.