Landshut

Elf Kilometer Holz für BMW

(ra)  Zum ersten Mal setzt die BMW AG in Landshut Holz in einem beachtlichen Maß als Baustoff ein. Beim Neubau des Betriebsrestaurants im Werk 4 in Landshut stützen sechs massive Leimholzträger das Dach. Alexander Schulze vom Netzwerk Forst und Holz (unter dem Dach von C.A.R.M.E.N. e. V. in Straubing)  erklärte am Dienstag gegenüber den Medien, dass die Forst- und Holzbranche damit auch zum Zulieferkreis des Automobilsektors zählt: „Wirtschaftspolitisch ein toller und wichtiger Schritt für die Holzbranche der Region.“

 Die sechs Dachträger aus Leimholz können natürlich nicht im laufenden Betrieb sondern nur an einem Brückentag eingebaut werden.
Die sechs Dachträger aus Leimholz können natürlich nicht im laufenden Betrieb sondern nur an einem Brückentag eingebaut werden. – Foto: Schulze

Für die Planungsabteilung bei der BMW AG und den externen Architekten war klar, dass für das neue Betriebsrestaurant im Werk 4 in Landshut aufgrund der großen Spannweite nur Holz in Frage kommt. Da ohne Zwischenstützen eine Weite von 35 Meter zu überspannen ist, punktet Holz nicht nur wegen seiner guten Tragkraft bei relativ geringem Eigengewicht sondern auch weil ein Feuerwiderstand von 30 Minuten gewährleistet werden muss, der bei anderen Baustoffen nur mit großem Mehraufwand zu erzielen ist.

Das Dach der neuen Kantine wird von sechs Leimholzträgern aus Fichte getragen. Jeder dieser Massivholzträger ist über 38 m lang, im Mittel zwei Meter hoch und nur 22 cm breit.

Die BMW AG steht dem Baustoff Holz aufgeschlossen gegenüber. – Foto: Schulze

Mit der Herstellung der Leimholzträger wurde das Holzleimbauwerk Hirtreiter aus Leiblfing im Landkreis Straubing beauftragt. Dort ist man zwar mit Trägern dieser Größe vertraut und doch kamen die Leimholzprofis an ihre Grenzen. Dazu Projektleiter Christof Graubmann: „Die Spannweite, Dimensionen, Verarbeitung der gefertigten Dachträger und Abstimmung auf das Bauobjekt waren anspruchsvoll. Und legt man alle verarbeiteten Bretter hintereinander, so entsteht eine Holzstrecke von knapp elf Kilometer!“

Sind die Dachträger erst mal fertig produziert und im Werk verladen, beginnt ein zweites Abenteuer: Der Transport auf zwei Lastwägen von Leiblfing ins 45 Kilometer entfernte BMW Werk. Natürlich mit Sondergenehmigung, Polizeibegleitung und Straßensperren.

Vor Ort war es dann die Firma Tectum Holzbau aus Landshut, die die Träger in die vorgesehenen Positionen zu bringen hatte. Kein einfaches Unterfangen, da die über sieben Tonnen schweren Holzträger dabei über eine interne Versorgungsleitung gehoben werden müssen. Dennoch war das komplette Dachtragwerk an einem Tag aufgestellt. An einem Brückentag natürlich, denn der Werksverkehr darf nicht durch überlange Schwertransporte oder Schwerlastkräne behindert werden.

Wenn das Gebäude fertig ist, wird von der Superlativ-Decke nur noch wenig zu sehen sein. Die BMW Arbeiter werden bei ihrer Mittagspause also kaum merken, dass über ihnen knapp 42 Tonnen Holz das Dach tragen. Der notwendige Schallschutz erfordert ein Abhängen bis auf wenige Zentimeter. Aber wer weiß? Vielleicht wagt sich die BMW AG zum Wohle der Region ja bald wieder ans Holz.